Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Rost, Johann Christoph]: Schäfererzälungen. [Berlin], 1742.

Bild:
<< vorherige Seite

Nun sagt man, daß ein solcher Wunderstein
Jn diesem Ringe soll damals gewesen sein.

Dieß hört und merkte sich der junge Damaren,
Ein Zeisignest einst zu entdecken,
Kann, dacht er, dir vielleicht von statten gehn.
Er ließ sich keine Mühe schrecken.
Jedoch so groß sein Vorsatz war,
So macht er ihn doch keinem offenbar.
So, daß es nur die junge Chloris wußte,
Die ihm oft suchen helfen mußte.
Kein Ort, wo eine Weide stand,
War diesen beiden unbekannt.
Sie redten ab, daß er im Schatten suchen sollte,
Sie aber nach dem Neste steigen wollte.
Einst sah er einen Baum von dem ein Zeisig flog,
Der in der Bach den Kropf voll Wasser zog,
Und wieder in den Baum zurücke kehrte,
Wo er vielleicht die junge Brut ernärte.
Hier, schrieh er, muß das Nest von diesem Vogel
sein.

Sie stieg hinauf, und er sah in die Bach hinein.
Doch

Nun ſagt man, daß ein ſolcher Wunderſtein
Jn dieſem Ringe ſoll damals geweſen ſein.

Dieß hoͤrt und merkte ſich der junge Damaren,
Ein Zeiſigneſt einſt zu entdecken,
Kann, dacht er, dir vielleicht von ſtatten gehn.
Er ließ ſich keine Muͤhe ſchrecken.
Jedoch ſo groß ſein Vorſatz war,
So macht er ihn doch keinem offenbar.
So, daß es nur die junge Chloris wußte,
Die ihm oft ſuchen helfen mußte.
Kein Ort, wo eine Weide ſtand,
War dieſen beiden unbekannt.
Sie redten ab, daß er im Schatten ſuchen ſollte,
Sie aber nach dem Neſte ſteigen wollte.
Einſt ſah er einen Baum von dem ein Zeiſig flog,
Der in der Bach den Kropf voll Waſſer zog,
Und wieder in den Baum zuruͤcke kehrte,
Wo er vielleicht die junge Brut ernaͤrte.
Hier, ſchrieh er, muß das Neſt von dieſem Vogel
ſein.

Sie ſtieg hinauf, und er ſah in die Bach hinein.
Doch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <lg type="poem">
        <lg>
          <l><pb facs="#f0040" n="36"/>
Nun &#x017F;agt man, daß ein &#x017F;olcher Wunder&#x017F;tein</l><lb/>
          <l>Jn die&#x017F;em Ringe &#x017F;oll damals gewe&#x017F;en &#x017F;ein.</l>
        </lg><lb/>
        <lg>
          <l>Dieß ho&#x0364;rt und merkte &#x017F;ich der junge Damaren,</l><lb/>
          <l>Ein Zei&#x017F;igne&#x017F;t ein&#x017F;t zu entdecken,</l><lb/>
          <l>Kann, dacht er, dir vielleicht von &#x017F;tatten gehn.</l><lb/>
          <l>Er ließ &#x017F;ich keine Mu&#x0364;he &#x017F;chrecken.</l><lb/>
          <l>Jedoch &#x017F;o groß &#x017F;ein Vor&#x017F;atz war,</l><lb/>
          <l>So macht er ihn doch keinem offenbar.</l><lb/>
          <l>So, daß es nur die junge Chloris wußte,</l><lb/>
          <l>Die ihm oft &#x017F;uchen helfen mußte.</l><lb/>
          <l>Kein Ort, wo eine Weide &#x017F;tand,</l><lb/>
          <l>War die&#x017F;en beiden unbekannt.</l><lb/>
          <l>Sie redten ab, daß er im Schatten &#x017F;uchen &#x017F;ollte,</l><lb/>
          <l>Sie aber nach dem Ne&#x017F;te &#x017F;teigen wollte.</l>
        </lg><lb/>
        <lg>
          <l>Ein&#x017F;t &#x017F;ah er einen Baum von dem ein Zei&#x017F;ig flog,</l><lb/>
          <l>Der in der Bach den Kropf voll Wa&#x017F;&#x017F;er zog,</l><lb/>
          <l>Und wieder in den Baum zuru&#x0364;cke kehrte,</l><lb/>
          <l>Wo er vielleicht die junge Brut erna&#x0364;rte.</l><lb/>
          <l>Hier, &#x017F;chrieh er, muß das Ne&#x017F;t von die&#x017F;em Vogel<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ein.</hi></l><lb/>
          <l>Sie &#x017F;tieg hinauf, und er &#x017F;ah in die Bach hinein.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Doch</fw><lb/>
      </lg>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0040] Nun ſagt man, daß ein ſolcher Wunderſtein Jn dieſem Ringe ſoll damals geweſen ſein. Dieß hoͤrt und merkte ſich der junge Damaren, Ein Zeiſigneſt einſt zu entdecken, Kann, dacht er, dir vielleicht von ſtatten gehn. Er ließ ſich keine Muͤhe ſchrecken. Jedoch ſo groß ſein Vorſatz war, So macht er ihn doch keinem offenbar. So, daß es nur die junge Chloris wußte, Die ihm oft ſuchen helfen mußte. Kein Ort, wo eine Weide ſtand, War dieſen beiden unbekannt. Sie redten ab, daß er im Schatten ſuchen ſollte, Sie aber nach dem Neſte ſteigen wollte. Einſt ſah er einen Baum von dem ein Zeiſig flog, Der in der Bach den Kropf voll Waſſer zog, Und wieder in den Baum zuruͤcke kehrte, Wo er vielleicht die junge Brut ernaͤrte. Hier, ſchrieh er, muß das Neſt von dieſem Vogel ſein. Sie ſtieg hinauf, und er ſah in die Bach hinein. Doch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_schaefererzaelungen_1742
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_schaefererzaelungen_1742/40
Zitationshilfe: [Rost, Johann Christoph]: Schäfererzälungen. [Berlin], 1742, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_schaefererzaelungen_1742/40>, abgerufen am 29.03.2024.