[Rost, Johann Christoph]: Schäfererzälungen. [Berlin], 1742.Noch sang sie wenig Hirtenlieder, Und stimmte sie zuweilen eines an, So wars ein Loblied auf den Pan, Dieß sang sie oft aus frommer Andacht wieder. Sie tanzte gern, doch one Kunst; Sie suchte keines Schäfers Gunst Durch ihre Stellung zu erlangen. Zu reizen war ihr unbewußt; Sie hatte nur zu ihrer Lust Den Tanz mit andern angefangen. Jedoch dieß ist die Art der Liebe, Zuweilen mischt sie sich nicht gleich in unsre Triebe. Sie zeigt sich nie den Herzen nah; Wenn man sie spürt ist sie schon da. Sie weiß uns zeitig gnug zu finden, Drum eilt sie nicht uns zu entzünden. So gings der jungen Fillis auch. Die Schäfer hatten den Gebrauch, Nach der Gewonheit ihrer Alten Der Pales alle Jar ein Freudenfest zu halten. Hierbei war es geschehn Daß sie das erstemal den Licidas gesehn. Durch diesen Anblick fiel der jungen Schäferinn, Ruh
Noch ſang ſie wenig Hirtenlieder, Und ſtimmte ſie zuweilen eines an, So wars ein Loblied auf den Pan, Dieß ſang ſie oft aus frommer Andacht wieder. Sie tanzte gern, doch one Kunſt; Sie ſuchte keines Schaͤfers Gunſt Durch ihre Stellung zu erlangen. Zu reizen war ihr unbewußt; Sie hatte nur zu ihrer Luſt Den Tanz mit andern angefangen. Jedoch dieß iſt die Art der Liebe, Zuweilen miſcht ſie ſich nicht gleich in unſre Triebe. Sie zeigt ſich nie den Herzen nah; Wenn man ſie ſpuͤrt iſt ſie ſchon da. Sie weiß uns zeitig gnug zu finden, Drum eilt ſie nicht uns zu entzuͤnden. So gings der jungen Fillis auch. Die Schaͤfer hatten den Gebrauch, Nach der Gewonheit ihrer Alten Der Pales alle Jar ein Freudenfeſt zu halten. Hierbei war es geſchehn Daß ſie das erſtemal den Licidas geſehn. Durch dieſen Anblick fiel der jungen Schaͤferinn, Ruh
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Noch ſang ſie wenig Hirtenlieder,
Und ſtimmte ſie zuweilen eines an,
So wars ein Loblied auf den Pan,
Dieß ſang ſie oft aus frommer Andacht wieder.
Sie tanzte gern, doch one Kunſt;
Sie ſuchte keines Schaͤfers Gunſt
Durch ihre Stellung zu erlangen.
Zu reizen war ihr unbewußt;
Sie hatte nur zu ihrer Luſt
Den Tanz mit andern angefangen.
Jedoch dieß iſt die Art der Liebe,
Zuweilen miſcht ſie ſich nicht gleich in unſre Triebe.
Sie zeigt ſich nie den Herzen nah;
Wenn man ſie ſpuͤrt iſt ſie ſchon da.
Sie weiß uns zeitig gnug zu finden,
Drum eilt ſie nicht uns zu entzuͤnden.
So gings der jungen Fillis auch.
Die Schaͤfer hatten den Gebrauch,
Nach der Gewonheit ihrer Alten
Der Pales alle Jar ein Freudenfeſt zu halten.
Hierbei war es geſchehn
Daß ſie das erſtemal den Licidas geſehn.
Durch dieſen Anblick fiel der jungen Schaͤferinn,
Ruh
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Zitationshilfe: | [Rost, Johann Christoph]: Schäfererzälungen. [Berlin], 1742, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_schaefererzaelungen_1742/18>, abgerufen am 27.07.2024. |