[Rost, Johann Christoph]: Schäfererzälungen. [Berlin], 1742.Die bezauberte Fillis. Ein Kluger zeigt sich nie bei der Gefar verzagt: Hier hilft nur guter Rat, hier hilft nicht daß man klagt. Dort, in den reizenden so oft beschriebnen Gründen, Wo man kein sremdes Volk und wenig Laster kennt; Wo man den Witz Verstand, die Einfalt Tugend nennt; Wo sich die Herzen noch aus Zärtlichkeit verbinden, Dort ist das schöne Land, das nur die Dichter finden. Jn diesen Gegenden pflanzt sich durch jeden Ort, Mit den Geschlechten noch ein altes Märchen fort. Jch halte zwar nicht viel von erblichen Geschichten, Jedoch, ich will davon, was ich gehört, berichten. Die junge Fillis wuchs heran. Sie war bereits in den so schönen Jaren, Wo sie sonst Lieb und Wunsch den Herzen offenba- ren. Allein, ihr sah man noch der Jugend Unschuld an. Jhr Auge war noch one List; Jhr Putz ein Hirtenkleid das one Schleifen ist. Kein Band durchflocht ihr braunes Har. Worauf der Zierrat nur ein kleiner Stroh hut war. Sie
Die bezauberte Fillis. Ein Kluger zeigt ſich nie bei der Gefar verzagt: Hier hilft nur guter Rat, hier hilft nicht daß man klagt. Dort, in den reizenden ſo oft beſchriebnen Gruͤnden, Wo man kein ſremdes Volk und wenig Laſter keñt; Wo man den Witz Verſtand, die Einfalt Tugend nennt; Wo ſich die Herzen noch aus Zaͤrtlichkeit verbinden, Dort iſt das ſchoͤne Land, das nur die Dichter finden. Jn dieſen Gegenden pflanzt ſich durch jeden Ort, Mit den Geſchlechten noch ein altes Maͤrchen fort. Jch halte zwar nicht viel von erblichen Geſchichten, Jedoch, ich will davon, was ich gehoͤrt, berichten. Die junge Fillis wuchs heran. Sie war bereits in den ſo ſchoͤnen Jaren, Wo ſie ſonſt Lieb und Wunſch den Herzen offenba- ren. Allein, ihr ſah man noch der Jugend Unſchuld an. Jhr Auge war noch one Liſt; Jhr Putz ein Hirtenkleid das one Schleifen iſt. Kein Band durchflocht ihr braunes Har. Worauf der Zierrat nur ein kleiner Stroh hut war. Sie
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Die bezauberte Fillis.
Ein Kluger zeigt ſich nie bei der Gefar verzagt:
Hier hilft nur guter Rat, hier hilft nicht daß
man klagt.
Dort, in den reizenden ſo oft beſchriebnen Gruͤnden,
Wo man kein ſremdes Volk und wenig Laſter keñt;
Wo man den Witz Verſtand, die Einfalt Tugend
nennt;
Wo ſich die Herzen noch aus Zaͤrtlichkeit verbinden,
Dort iſt das ſchoͤne Land, das nur die Dichter finden.
Jn dieſen Gegenden pflanzt ſich durch jeden Ort,
Mit den Geſchlechten noch ein altes Maͤrchen fort.
Jch halte zwar nicht viel von erblichen Geſchichten,
Jedoch, ich will davon, was ich gehoͤrt, berichten.
Die junge Fillis wuchs heran.
Sie war bereits in den ſo ſchoͤnen Jaren,
Wo ſie ſonſt Lieb und Wunſch den Herzen offenba-
ren.
Allein, ihr ſah man noch der Jugend Unſchuld an.
Jhr Auge war noch one Liſt;
Jhr Putz ein Hirtenkleid das one Schleifen iſt.
Kein Band durchflocht ihr braunes Har.
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