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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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"Gogants" genannt, hervorzuheben. Fichte und Arve, auch zuweilen die
Kiefer nehmen diese abenteuerliche vielgipfelige Gestalt an. Es ist schwer
zu ermitteln, wodurch diese von dem normalen Habitus so sehr abweichende
Vielgipfligkeit bedingt sei, da diese keineswegs ein mehrfacher Ersatz für
den verlorenen Gipfel sein soll, denn es kommen an der Spitze ganz un-
versehrte Wettertannen vor.

Würden wir nun in Deutschland und wo sonst noch meine Leser
wohnen mögen, herumwandern und die Wälder nach diesen 5 Hauptformen
zu klassificiren suchen, so könnte es wohl sein, daß mancher sich unter
keine derselben bringen ließe. Es sind eben nur Hauptformen, zwischen
denen sich eine Menge Zwischenformen einschalten, genau so wie es bei
den himmlischen Genossinnen des Waldes, den Wolken ist, die ebenfalls die
drei Howard'schen Grundgestalten hundertfältig abändern.

Indem nun der Forstmann sich des Waldes annimmt und aus ihm
den Forst macht, und zwar wesentlich unter den uns schon bekannten drei
Formen des Hoch-, Mittel- und Niederwaldes, so haben wir vorhin
gesehen, daß er hierbei nicht willkührlich verfährt, sondern den Gesetzen
der Natur folgt, welche den Bäumen vorschreiben, in welchen Formen sie
sich dem Belieben des Forstmanns fügen sollen. Wer nur zehn alte
Fichten nebeneinander stehen sieht, der muß sofort begreifen, daß für sie
der Hoch- oder Baumwald die gebotene Betriebsart ist. Und so eignet
sich jede Baumart bald mehr bald weniger ausschließlich für die eine oder
die andere, manche auch für zwei oder selbst für alle drei Bewirthschaftungs-
arten. Bei der Schilderung der einzelnen Baumarten ist schon mit an-
gegeben worden, zu welcher dieser drei Bewirthschaftungsmethoden sie
sich eignen.

Wir haben uns hier wiederholt daran zu erinnern, daß die Wirth-
schaftsmaßregeln des Forstmanns sehr weitaussehender Art sind, daß für
ihn zwischen Saat und Ernte eine lange Zeit, selten weniger als zwei,
ja oft meist mehr als drei Menschenalter liegen, und daß es daher eine
außerordentliche Umsicht und eine Erwägung der manchfaltigsten voraus-
sichtlichen Ereignisse erfordert, um nach Kräften große Verluste an Mühe,
Kosten und an Zeit zu verhüten, welche aus der Wahl einer falschen Be-
wirthschaftungsart hervorgehen können.

„Gogants“ genannt, hervorzuheben. Fichte und Arve, auch zuweilen die
Kiefer nehmen dieſe abenteuerliche vielgipfelige Geſtalt an. Es iſt ſchwer
zu ermitteln, wodurch dieſe von dem normalen Habitus ſo ſehr abweichende
Vielgipfligkeit bedingt ſei, da dieſe keineswegs ein mehrfacher Erſatz für
den verlorenen Gipfel ſein ſoll, denn es kommen an der Spitze ganz un-
verſehrte Wettertannen vor.

Würden wir nun in Deutſchland und wo ſonſt noch meine Leſer
wohnen mögen, herumwandern und die Wälder nach dieſen 5 Hauptformen
zu klaſſificiren ſuchen, ſo könnte es wohl ſein, daß mancher ſich unter
keine derſelben bringen ließe. Es ſind eben nur Hauptformen, zwiſchen
denen ſich eine Menge Zwiſchenformen einſchalten, genau ſo wie es bei
den himmliſchen Genoſſinnen des Waldes, den Wolken iſt, die ebenfalls die
drei Howard’ſchen Grundgeſtalten hundertfältig abändern.

Indem nun der Forſtmann ſich des Waldes annimmt und aus ihm
den Forſt macht, und zwar weſentlich unter den uns ſchon bekannten drei
Formen des Hoch-, Mittel- und Niederwaldes, ſo haben wir vorhin
geſehen, daß er hierbei nicht willkührlich verfährt, ſondern den Geſetzen
der Natur folgt, welche den Bäumen vorſchreiben, in welchen Formen ſie
ſich dem Belieben des Forſtmanns fügen ſollen. Wer nur zehn alte
Fichten nebeneinander ſtehen ſieht, der muß ſofort begreifen, daß für ſie
der Hoch- oder Baumwald die gebotene Betriebsart iſt. Und ſo eignet
ſich jede Baumart bald mehr bald weniger ausſchließlich für die eine oder
die andere, manche auch für zwei oder ſelbſt für alle drei Bewirthſchaftungs-
arten. Bei der Schilderung der einzelnen Baumarten iſt ſchon mit an-
gegeben worden, zu welcher dieſer drei Bewirthſchaftungsmethoden ſie
ſich eignen.

Wir haben uns hier wiederholt daran zu erinnern, daß die Wirth-
ſchaftsmaßregeln des Forſtmanns ſehr weitausſehender Art ſind, daß für
ihn zwiſchen Saat und Ernte eine lange Zeit, ſelten weniger als zwei,
ja oft meiſt mehr als drei Menſchenalter liegen, und daß es daher eine
außerordentliche Umſicht und eine Erwägung der manchfaltigſten voraus-
ſichtlichen Ereigniſſe erfordert, um nach Kräften große Verluſte an Mühe,
Koſten und an Zeit zu verhüten, welche aus der Wahl einer falſchen Be-
wirthſchaftungsart hervorgehen können.

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[576/0632] „Gogants“ genannt, hervorzuheben. Fichte und Arve, auch zuweilen die Kiefer nehmen dieſe abenteuerliche vielgipfelige Geſtalt an. Es iſt ſchwer zu ermitteln, wodurch dieſe von dem normalen Habitus ſo ſehr abweichende Vielgipfligkeit bedingt ſei, da dieſe keineswegs ein mehrfacher Erſatz für den verlorenen Gipfel ſein ſoll, denn es kommen an der Spitze ganz un- verſehrte Wettertannen vor. Würden wir nun in Deutſchland und wo ſonſt noch meine Leſer wohnen mögen, herumwandern und die Wälder nach dieſen 5 Hauptformen zu klaſſificiren ſuchen, ſo könnte es wohl ſein, daß mancher ſich unter keine derſelben bringen ließe. Es ſind eben nur Hauptformen, zwiſchen denen ſich eine Menge Zwiſchenformen einſchalten, genau ſo wie es bei den himmliſchen Genoſſinnen des Waldes, den Wolken iſt, die ebenfalls die drei Howard’ſchen Grundgeſtalten hundertfältig abändern. Indem nun der Forſtmann ſich des Waldes annimmt und aus ihm den Forſt macht, und zwar weſentlich unter den uns ſchon bekannten drei Formen des Hoch-, Mittel- und Niederwaldes, ſo haben wir vorhin geſehen, daß er hierbei nicht willkührlich verfährt, ſondern den Geſetzen der Natur folgt, welche den Bäumen vorſchreiben, in welchen Formen ſie ſich dem Belieben des Forſtmanns fügen ſollen. Wer nur zehn alte Fichten nebeneinander ſtehen ſieht, der muß ſofort begreifen, daß für ſie der Hoch- oder Baumwald die gebotene Betriebsart iſt. Und ſo eignet ſich jede Baumart bald mehr bald weniger ausſchließlich für die eine oder die andere, manche auch für zwei oder ſelbſt für alle drei Bewirthſchaftungs- arten. Bei der Schilderung der einzelnen Baumarten iſt ſchon mit an- gegeben worden, zu welcher dieſer drei Bewirthſchaftungsmethoden ſie ſich eignen. Wir haben uns hier wiederholt daran zu erinnern, daß die Wirth- ſchaftsmaßregeln des Forſtmanns ſehr weitausſehender Art ſind, daß für ihn zwiſchen Saat und Ernte eine lange Zeit, ſelten weniger als zwei, ja oft meiſt mehr als drei Menſchenalter liegen, und daß es daher eine außerordentliche Umſicht und eine Erwägung der manchfaltigſten voraus- ſichtlichen Ereigniſſe erfordert, um nach Kräften große Verluſte an Mühe, Koſten und an Zeit zu verhüten, welche aus der Wahl einer falſchen Be- wirthſchaftungsart hervorgehen können.

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 576. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/632>, abgerufen am 22.12.2024.