der Oberfläche des Bodens zu bleiben zwingt; während in dem Auenwalde theils die Niveauverhältnisse, theils der durchlässige, meist aus Diluvial- sand bestehende Untergrund das Ueberfluthungswasser theils abfließen, theils in die Tiefe versickern läßt.
Das Kapitel der Versumpfung, welches uns jetzt in der Moor- heide praktisch entgegentritt, ist in der Forstwirthschaft eines der am meisten Sorge und Arbeit auferlegenden. Wir haben hier die drei Arten der Versumpfung durch Tagewasser, durch Quell- oder durch Stauwasser nicht zu erörtern, eben so wenig eine Anleitung zur Entwässerung durch Gräben oder unterirdische Abzüge (Drainage), oder durch Senklöcher (Fontanelle) zu geben -- wir haben uns blos daran zu erinnern, daß der verhinderte Abzug überflüssigen Wassers immer der Grund zur Ver- sumpfung ist. Das verschiedene Lebensbedürfniß der Gewächse erheischt für eine ganze Gruppe derselben, deshalb Moor- und Torfpflanzen ge- nannt, solches stockendes Wasser; diese Pflanzen sind daher die nie fehlenden Bestandtheile der Pflanzendecke (S. 30) des Moorheidebodens. Sie geben den Moorheiden, abgesehen von den Bäumen, ihren eigenthümlichen ein- tönigen Charakter, denn die Moorpflanzen sind fast ohne Ausnahme niedrige klein- und feinblättrige Gewächse. In der dicht aus Moosen gewebten oder mehr noch verfilzten Grundmasse wurzeln echte und Halb- gräser und unsere zierlichsten Vertreter der Familie der Heidepflanzen (Ericaceen); zwischen den Kiefern, dem wesentlichen Bestandbildner der Moorheiden, drängen sich die dichten Schaaren der Heidebüschchen (Erica vulgaris) und der Heidelbeeren, letztere hier und da vertreten von der Preisel- und der Rauschbeere, während eine vierte Art der alten Linne'schen Gattung, Vaccinium, die Moosbeere, ihre fadendünnen Stämmchen weit hin über die Moospolster spinnt. Fast die einzige höher wachsende Pflanze ist der sich nicht leicht vermissen lassende Adlerfarrn, dessen wunderbare Reichsadler- gestaltung im Gewebe des Wedelstieles wir auf S. 37 gesehen haben.
Die Bestände der Moorheide, meist Kiefern mit eingesprengten Birken und Schwarzerlen, denen sich aber oft auch, jedoch ersichtlich als schlecht bewirthete und sich deshalb unbehaglich fühlende Gäste Eichen und Eschen, selbst Buchen beigesellen, verrathen fast immer ein gewisses Beschränktsein ihres Gedeihens durch eine Schranke, über welche sie nicht hinaus können. Das giebt solchen Heiden ein eigenthümliches Ansehen von Eintönigkeit
der Oberfläche des Bodens zu bleiben zwingt; während in dem Auenwalde theils die Niveauverhältniſſe, theils der durchläſſige, meiſt aus Diluvial- ſand beſtehende Untergrund das Ueberfluthungswaſſer theils abfließen, theils in die Tiefe verſickern läßt.
Das Kapitel der Verſumpfung, welches uns jetzt in der Moor- heide praktiſch entgegentritt, iſt in der Forſtwirthſchaft eines der am meiſten Sorge und Arbeit auferlegenden. Wir haben hier die drei Arten der Verſumpfung durch Tagewaſſer, durch Quell- oder durch Stauwaſſer nicht zu erörtern, eben ſo wenig eine Anleitung zur Entwäſſerung durch Gräben oder unterirdiſche Abzüge (Drainage), oder durch Senklöcher (Fontanelle) zu geben — wir haben uns blos daran zu erinnern, daß der verhinderte Abzug überflüſſigen Waſſers immer der Grund zur Ver- ſumpfung iſt. Das verſchiedene Lebensbedürfniß der Gewächſe erheiſcht für eine ganze Gruppe derſelben, deshalb Moor- und Torfpflanzen ge- nannt, ſolches ſtockendes Waſſer; dieſe Pflanzen ſind daher die nie fehlenden Beſtandtheile der Pflanzendecke (S. 30) des Moorheidebodens. Sie geben den Moorheiden, abgeſehen von den Bäumen, ihren eigenthümlichen ein- tönigen Charakter, denn die Moorpflanzen ſind faſt ohne Ausnahme niedrige klein- und feinblättrige Gewächſe. In der dicht aus Mooſen gewebten oder mehr noch verfilzten Grundmaſſe wurzeln echte und Halb- gräſer und unſere zierlichſten Vertreter der Familie der Heidepflanzen (Ericaceen); zwiſchen den Kiefern, dem weſentlichen Beſtandbildner der Moorheiden, drängen ſich die dichten Schaaren der Heidebüſchchen (Erica vulgaris) und der Heidelbeeren, letztere hier und da vertreten von der Preiſel- und der Rauſchbeere, während eine vierte Art der alten Linné’ſchen Gattung, Vaccinium, die Moosbeere, ihre fadendünnen Stämmchen weit hin über die Moospolſter ſpinnt. Faſt die einzige höher wachſende Pflanze iſt der ſich nicht leicht vermiſſen laſſende Adlerfarrn, deſſen wunderbare Reichsadler- geſtaltung im Gewebe des Wedelſtieles wir auf S. 37 geſehen haben.
Die Beſtände der Moorheide, meiſt Kiefern mit eingeſprengten Birken und Schwarzerlen, denen ſich aber oft auch, jedoch erſichtlich als ſchlecht bewirthete und ſich deshalb unbehaglich fühlende Gäſte Eichen und Eſchen, ſelbſt Buchen beigeſellen, verrathen faſt immer ein gewiſſes Beſchränktſein ihres Gedeihens durch eine Schranke, über welche ſie nicht hinaus können. Das giebt ſolchen Heiden ein eigenthümliches Anſehen von Eintönigkeit
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der Oberfläche des Bodens zu bleiben zwingt; während in dem Auenwalde
theils die Niveauverhältniſſe, theils der durchläſſige, meiſt aus Diluvial-
ſand beſtehende Untergrund das Ueberfluthungswaſſer theils abfließen,
theils in die Tiefe verſickern läßt.
Das Kapitel der Verſumpfung, welches uns jetzt in der Moor-
heide praktiſch entgegentritt, iſt in der Forſtwirthſchaft eines der am
meiſten Sorge und Arbeit auferlegenden. Wir haben hier die drei Arten
der Verſumpfung durch Tagewaſſer, durch Quell- oder durch Stauwaſſer
nicht zu erörtern, eben ſo wenig eine Anleitung zur Entwäſſerung durch
Gräben oder unterirdiſche Abzüge (Drainage), oder durch Senklöcher
(Fontanelle) zu geben — wir haben uns blos daran zu erinnern, daß
der verhinderte Abzug überflüſſigen Waſſers immer der Grund zur Ver-
ſumpfung iſt. Das verſchiedene Lebensbedürfniß der Gewächſe erheiſcht
für eine ganze Gruppe derſelben, deshalb Moor- und Torfpflanzen ge-
nannt, ſolches ſtockendes Waſſer; dieſe Pflanzen ſind daher die nie fehlenden
Beſtandtheile der Pflanzendecke (S. 30) des Moorheidebodens. Sie geben
den Moorheiden, abgeſehen von den Bäumen, ihren eigenthümlichen ein-
tönigen Charakter, denn die Moorpflanzen ſind faſt ohne Ausnahme
niedrige klein- und feinblättrige Gewächſe. In der dicht aus Mooſen
gewebten oder mehr noch verfilzten Grundmaſſe wurzeln echte und Halb-
gräſer und unſere zierlichſten Vertreter der Familie der Heidepflanzen
(Ericaceen); zwiſchen den Kiefern, dem weſentlichen Beſtandbildner der
Moorheiden, drängen ſich die dichten Schaaren der Heidebüſchchen (Erica
vulgaris) und der Heidelbeeren, letztere hier und da vertreten von der
Preiſel- und der Rauſchbeere, während eine vierte Art der alten Linné’ſchen
Gattung, Vaccinium, die Moosbeere, ihre fadendünnen Stämmchen weit hin
über die Moospolſter ſpinnt. Faſt die einzige höher wachſende Pflanze iſt der
ſich nicht leicht vermiſſen laſſende Adlerfarrn, deſſen wunderbare Reichsadler-
geſtaltung im Gewebe des Wedelſtieles wir auf S. 37 geſehen haben.
Die Beſtände der Moorheide, meiſt Kiefern mit eingeſprengten Birken
und Schwarzerlen, denen ſich aber oft auch, jedoch erſichtlich als ſchlecht
bewirthete und ſich deshalb unbehaglich fühlende Gäſte Eichen und Eſchen,
ſelbſt Buchen beigeſellen, verrathen faſt immer ein gewiſſes Beſchränktſein
ihres Gedeihens durch eine Schranke, über welche ſie nicht hinaus können.
Das giebt ſolchen Heiden ein eigenthümliches Anſehen von Eintönigkeit
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 558. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/614>, abgerufen am 25.11.2024.
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