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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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Es geht aus allen, sich von begeisterter Uebertreibung frei haltenden
und auf wirklicher Messung beruhenden Angaben hervor, daß sehr starke
Linden meist ein geringeres Alter haben, als man anzunehmen geneigt ist,
und daß es oft Linden von kaum 100 Jahre übersteigendem Alter sind,
welche den überwältigendsten Eindruck machen, ohne Zweifel durch die
ihnen noch eigenen Kennzeichen fast jugendlich zu nennender üppiger Kraft-
fülle und unmangelhafter Gesundheit neben imposanter Höhe der Krone,
während der Stamm vielleicht kaum einen Durchmesser von 4--5 Fuß
hat. Sehr alte verstümmelte Linden machen vielleicht darum mehr als
eben solche Eichen einen schmerzlichen Eindruck, weil man sich erstere als
Blüthenbaum zu denken pflegt, die Eiche aber nicht.

Von alten Bäumen wird am häufigsten die Linde zur Trägerin von
Gallerien, zuweilen mehrfach übereinander, benutzt, zu denen Treppen empor-
führen, und die schweren oft sehr flach ausgebreiteten Aeste sehen wir oft
durch Pfeiler gestützt.

Die Sage von umgekehrt in den Erdboden gepflanzten und dann so
fortgewachsenen Bäumen, daß sich die Wurzel zu einer reichästigen Krone
umwandelte, kommt ebenfalls am häufigsten bei den Linden vor. Aller-
dings kennt man mehrere muthmaßlich an ihren Standort mit Absicht
gepflanzte Bäume, deren Stamm- und Astbildung diese Deutung sehr
unterstützen, und Schacht scheint ein solches umgekehrtes Pflanzen eines
Baumes nicht für unmöglich zu halten. Wenn wir nun auch bereits
wissen, daß die Wurzel Stammknospen und aus diesen Stammsprosse
treiben kann (S. 196), so ist es doch erst durch Versuche zu beweisen,
daß sie dieses in dem freien Luftraume könne.

Eine der interessantesten derartigen Linden ist die mir aus eigenem
Anschauen (im Jahre 1825) bekannte Linde auf dem Friedhofe von Anna-

haben. I. Winterlinden. 1. Stargard in Mecklenburg (Hr. W. Klemp). 2. Kittlitz
bei Löbau (Hr. Neumann in Löbau.). 3. Oldenburg (Hr. Lübsen das.). 4. Annaberg (Hr.
Rülke das.). 5. Leutkirch (Hr. Walser das. in Würtemb. naturw. Jahresh. 1861. 1.) --
II. Sommerlinden: 6. Ronnebeck Kreis Ruppin (Hr. Fehse in Dierberg). 7. See-
beck Kr. Ruppin (Hr. Unruh). 8. Kittlitz (Hr. Neumann). 9. Pölsfeld (Hr. Vogel).
10. Leutkirch (Hr. Walser a. a. O.). -- Außer diesen noch viele andere, deren Art nicht
angegeben ist, namentlich in Reinhardtsbrunn (Hr. Röse).

Es geht aus allen, ſich von begeiſterter Uebertreibung frei haltenden
und auf wirklicher Meſſung beruhenden Angaben hervor, daß ſehr ſtarke
Linden meiſt ein geringeres Alter haben, als man anzunehmen geneigt iſt,
und daß es oft Linden von kaum 100 Jahre überſteigendem Alter ſind,
welche den überwältigendſten Eindruck machen, ohne Zweifel durch die
ihnen noch eigenen Kennzeichen faſt jugendlich zu nennender üppiger Kraft-
fülle und unmangelhafter Geſundheit neben impoſanter Höhe der Krone,
während der Stamm vielleicht kaum einen Durchmeſſer von 4—5 Fuß
hat. Sehr alte verſtümmelte Linden machen vielleicht darum mehr als
eben ſolche Eichen einen ſchmerzlichen Eindruck, weil man ſich erſtere als
Blüthenbaum zu denken pflegt, die Eiche aber nicht.

Von alten Bäumen wird am häufigſten die Linde zur Trägerin von
Gallerien, zuweilen mehrfach übereinander, benutzt, zu denen Treppen empor-
führen, und die ſchweren oft ſehr flach ausgebreiteten Aeſte ſehen wir oft
durch Pfeiler geſtützt.

Die Sage von umgekehrt in den Erdboden gepflanzten und dann ſo
fortgewachſenen Bäumen, daß ſich die Wurzel zu einer reichäſtigen Krone
umwandelte, kommt ebenfalls am häufigſten bei den Linden vor. Aller-
dings kennt man mehrere muthmaßlich an ihren Standort mit Abſicht
gepflanzte Bäume, deren Stamm- und Aſtbildung dieſe Deutung ſehr
unterſtützen, und Schacht ſcheint ein ſolches umgekehrtes Pflanzen eines
Baumes nicht für unmöglich zu halten. Wenn wir nun auch bereits
wiſſen, daß die Wurzel Stammknospen und aus dieſen Stammſproſſe
treiben kann (S. 196), ſo iſt es doch erſt durch Verſuche zu beweiſen,
daß ſie dieſes in dem freien Luftraume könne.

Eine der intereſſanteſten derartigen Linden iſt die mir aus eigenem
Anſchauen (im Jahre 1825) bekannte Linde auf dem Friedhofe von Anna-

haben. I. Winterlinden. 1. Stargard in Mecklenburg (Hr. W. Klemp). 2. Kittlitz
bei Löbau (Hr. Neumann in Löbau.). 3. Oldenburg (Hr. Lübſen daſ.). 4. Annaberg (Hr.
Rülke daſ.). 5. Leutkirch (Hr. Walſer daſ. in Würtemb. naturw. Jahresh. 1861. 1.) —
II. Sommerlinden: 6. Ronnebeck Kreis Ruppin (Hr. Fehſe in Dierberg). 7. See-
beck Kr. Ruppin (Hr. Unruh). 8. Kittlitz (Hr. Neumann). 9. Pölsfeld (Hr. Vogel).
10. Leutkirch (Hr. Walſer a. a. O.). — Außer dieſen noch viele andere, deren Art nicht
angegeben iſt, namentlich in Reinhardtsbrunn (Hr. Röſe).
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[546/0602] Es geht aus allen, ſich von begeiſterter Uebertreibung frei haltenden und auf wirklicher Meſſung beruhenden Angaben hervor, daß ſehr ſtarke Linden meiſt ein geringeres Alter haben, als man anzunehmen geneigt iſt, und daß es oft Linden von kaum 100 Jahre überſteigendem Alter ſind, welche den überwältigendſten Eindruck machen, ohne Zweifel durch die ihnen noch eigenen Kennzeichen faſt jugendlich zu nennender üppiger Kraft- fülle und unmangelhafter Geſundheit neben impoſanter Höhe der Krone, während der Stamm vielleicht kaum einen Durchmeſſer von 4—5 Fuß hat. Sehr alte verſtümmelte Linden machen vielleicht darum mehr als eben ſolche Eichen einen ſchmerzlichen Eindruck, weil man ſich erſtere als Blüthenbaum zu denken pflegt, die Eiche aber nicht. Von alten Bäumen wird am häufigſten die Linde zur Trägerin von Gallerien, zuweilen mehrfach übereinander, benutzt, zu denen Treppen empor- führen, und die ſchweren oft ſehr flach ausgebreiteten Aeſte ſehen wir oft durch Pfeiler geſtützt. Die Sage von umgekehrt in den Erdboden gepflanzten und dann ſo fortgewachſenen Bäumen, daß ſich die Wurzel zu einer reichäſtigen Krone umwandelte, kommt ebenfalls am häufigſten bei den Linden vor. Aller- dings kennt man mehrere muthmaßlich an ihren Standort mit Abſicht gepflanzte Bäume, deren Stamm- und Aſtbildung dieſe Deutung ſehr unterſtützen, und Schacht ſcheint ein ſolches umgekehrtes Pflanzen eines Baumes nicht für unmöglich zu halten. Wenn wir nun auch bereits wiſſen, daß die Wurzel Stammknospen und aus dieſen Stammſproſſe treiben kann (S. 196), ſo iſt es doch erſt durch Verſuche zu beweiſen, daß ſie dieſes in dem freien Luftraume könne. Eine der intereſſanteſten derartigen Linden iſt die mir aus eigenem Anſchauen (im Jahre 1825) bekannte Linde auf dem Friedhofe von Anna- *) *) haben. I. Winterlinden. 1. Stargard in Mecklenburg (Hr. W. Klemp). 2. Kittlitz bei Löbau (Hr. Neumann in Löbau.). 3. Oldenburg (Hr. Lübſen daſ.). 4. Annaberg (Hr. Rülke daſ.). 5. Leutkirch (Hr. Walſer daſ. in Würtemb. naturw. Jahresh. 1861. 1.) — II. Sommerlinden: 6. Ronnebeck Kreis Ruppin (Hr. Fehſe in Dierberg). 7. See- beck Kr. Ruppin (Hr. Unruh). 8. Kittlitz (Hr. Neumann). 9. Pölsfeld (Hr. Vogel). 10. Leutkirch (Hr. Walſer a. a. O.). — Außer dieſen noch viele andere, deren Art nicht angegeben iſt, namentlich in Reinhardtsbrunn (Hr. Röſe).

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 546. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/602>, abgerufen am 22.12.2024.