in ihr die Blättchen in der Mittelrippe aufwärts wie ein Buch zusammen- geschlagen liegen.
Fast noch unsicherer als bei den Birken ist die Artunterscheidung bei den Linden, und während viele Botaniker neben der genannten nur noch eine zweite deutsche Art gelten lassen, wollen andere deren sehr viele unterscheiden, ja der verstorbene Wiener Botaniker Host hat neben den bereits bekannten nicht weniger als 9 neue deutsche Lindenarten aufgestellt.
Ehe wir der Winterlinde und nachher der Sommerlinde eine ein- gehende Betrachtung widmen, müssen wir das Jedermann auffallende zungenförmige grüngelbliche Blattgebilde deuten, dessen Mittelrippe in der unteren Hälfte der gemeinsame Blüthenstiel bildet, während dieser sich dann frei aus diesem Blattgebilde, einem Deckblatte, abhebt.
Gegen die Regel finden wir zur Zeit der Lindenblüthe in den Blatt- winkeln nicht nur den Blüthenstand eingefügt, sondern daneben auch stets noch eine Knospe, also eine (zum Blüthensproß) entwickelte und eine unentwickelte Knospe (LXXXI. 1.); beiderseits neben dem Blattstiele be- merken wir noch am Triebe die 2 kleinen Narben, welche die abgefallenen Nebenblättchen (S. 167. Fig. XXV.) hinterlassen haben. Diese unge- wöhnliche aber bei den Linden zur Regel gewordene Erscheinung wird so gedeutet, daß der Blüthenstand ein um 2 Jahr zu früh sich zum Sproß entwickelnder Theil der übrigens ruhend bleibenden Achselknospe und daß das zungenförmige Blatt an dem die Blüthen tragenden Hauptstiele die ausgewachsene Schuppe dieses Achselknospentheils sei. Demnach ist der gemeinsame Stiel, an dem das zungenförmige Blatt sitzt, mehr als ein solcher; er ist vielmehr ein Zweig (ein Achselsproß), welcher an seiner Spitze die einzelnen Blüthen trägt. Die Richtigkeit der Deutung dahin- gestellt lassend müssen wir es jedenfalls ganz gegen die sonstige Regel finden, daß in den Blattwinkeln einer Pflanze gleichzeitig ein entwickelter blühender Sproß und eine unentwickelte Knospe steht. Wir nennen dem hergebrachten Gebrauch nach das zungenförmige Blattgebilde ein Deckblatt, welches bei der Winterlinde sich gegen das untere Ende des Blüthenstieles verschmälert, aber dieses in der Regel nicht erreicht.
Was nun die Kennzeichen betrifft, durch welche sich die Winterlinde von der Sommerlinde unterscheidet, so sind zunächst die etwas kleineren Blüthen in größerer Zahl (bis 12) in den trugdoldenförmigen Blüthen-
in ihr die Blättchen in der Mittelrippe aufwärts wie ein Buch zuſammen- geſchlagen liegen.
Faſt noch unſicherer als bei den Birken iſt die Artunterſcheidung bei den Linden, und während viele Botaniker neben der genannten nur noch eine zweite deutſche Art gelten laſſen, wollen andere deren ſehr viele unterſcheiden, ja der verſtorbene Wiener Botaniker Hoſt hat neben den bereits bekannten nicht weniger als 9 neue deutſche Lindenarten aufgeſtellt.
Ehe wir der Winterlinde und nachher der Sommerlinde eine ein- gehende Betrachtung widmen, müſſen wir das Jedermann auffallende zungenförmige grüngelbliche Blattgebilde deuten, deſſen Mittelrippe in der unteren Hälfte der gemeinſame Blüthenſtiel bildet, während dieſer ſich dann frei aus dieſem Blattgebilde, einem Deckblatte, abhebt.
Gegen die Regel finden wir zur Zeit der Lindenblüthe in den Blatt- winkeln nicht nur den Blüthenſtand eingefügt, ſondern daneben auch ſtets noch eine Knospe, alſo eine (zum Blüthenſproß) entwickelte und eine unentwickelte Knospe (LXXXI. 1.); beiderſeits neben dem Blattſtiele be- merken wir noch am Triebe die 2 kleinen Narben, welche die abgefallenen Nebenblättchen (S. 167. Fig. XXV.) hinterlaſſen haben. Dieſe unge- wöhnliche aber bei den Linden zur Regel gewordene Erſcheinung wird ſo gedeutet, daß der Blüthenſtand ein um 2 Jahr zu früh ſich zum Sproß entwickelnder Theil der übrigens ruhend bleibenden Achſelknospe und daß das zungenförmige Blatt an dem die Blüthen tragenden Hauptſtiele die ausgewachſene Schuppe dieſes Achſelknospentheils ſei. Demnach iſt der gemeinſame Stiel, an dem das zungenförmige Blatt ſitzt, mehr als ein ſolcher; er iſt vielmehr ein Zweig (ein Achſelſproß), welcher an ſeiner Spitze die einzelnen Blüthen trägt. Die Richtigkeit der Deutung dahin- geſtellt laſſend müſſen wir es jedenfalls ganz gegen die ſonſtige Regel finden, daß in den Blattwinkeln einer Pflanze gleichzeitig ein entwickelter blühender Sproß und eine unentwickelte Knospe ſteht. Wir nennen dem hergebrachten Gebrauch nach das zungenförmige Blattgebilde ein Deckblatt, welches bei der Winterlinde ſich gegen das untere Ende des Blüthenſtieles verſchmälert, aber dieſes in der Regel nicht erreicht.
Was nun die Kennzeichen betrifft, durch welche ſich die Winterlinde von der Sommerlinde unterſcheidet, ſo ſind zunächſt die etwas kleineren Blüthen in größerer Zahl (bis 12) in den trugdoldenförmigen Blüthen-
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in ihr die Blättchen in der Mittelrippe aufwärts wie ein Buch zuſammen-
geſchlagen liegen.
Faſt noch unſicherer als bei den Birken iſt die Artunterſcheidung bei
den Linden, und während viele Botaniker neben der genannten nur noch
eine zweite deutſche Art gelten laſſen, wollen andere deren ſehr viele
unterſcheiden, ja der verſtorbene Wiener Botaniker Hoſt hat neben den
bereits bekannten nicht weniger als 9 neue deutſche Lindenarten aufgeſtellt.
Ehe wir der Winterlinde und nachher der Sommerlinde eine ein-
gehende Betrachtung widmen, müſſen wir das Jedermann auffallende
zungenförmige grüngelbliche Blattgebilde deuten, deſſen Mittelrippe in der
unteren Hälfte der gemeinſame Blüthenſtiel bildet, während dieſer ſich
dann frei aus dieſem Blattgebilde, einem Deckblatte, abhebt.
Gegen die Regel finden wir zur Zeit der Lindenblüthe in den Blatt-
winkeln nicht nur den Blüthenſtand eingefügt, ſondern daneben auch ſtets
noch eine Knospe, alſo eine (zum Blüthenſproß) entwickelte und eine
unentwickelte Knospe (LXXXI. 1.); beiderſeits neben dem Blattſtiele be-
merken wir noch am Triebe die 2 kleinen Narben, welche die abgefallenen
Nebenblättchen (S. 167. Fig. XXV.) hinterlaſſen haben. Dieſe unge-
wöhnliche aber bei den Linden zur Regel gewordene Erſcheinung wird ſo
gedeutet, daß der Blüthenſtand ein um 2 Jahr zu früh ſich zum Sproß
entwickelnder Theil der übrigens ruhend bleibenden Achſelknospe und daß
das zungenförmige Blatt an dem die Blüthen tragenden Hauptſtiele die
ausgewachſene Schuppe dieſes Achſelknospentheils ſei. Demnach iſt der
gemeinſame Stiel, an dem das zungenförmige Blatt ſitzt, mehr als ein
ſolcher; er iſt vielmehr ein Zweig (ein Achſelſproß), welcher an ſeiner
Spitze die einzelnen Blüthen trägt. Die Richtigkeit der Deutung dahin-
geſtellt laſſend müſſen wir es jedenfalls ganz gegen die ſonſtige Regel finden,
daß in den Blattwinkeln einer Pflanze gleichzeitig ein entwickelter blühender
Sproß und eine unentwickelte Knospe ſteht. Wir nennen dem hergebrachten
Gebrauch nach das zungenförmige Blattgebilde ein Deckblatt, welches bei
der Winterlinde ſich gegen das untere Ende des Blüthenſtieles verſchmälert,
aber dieſes in der Regel nicht erreicht.
Was nun die Kennzeichen betrifft, durch welche ſich die Winterlinde
von der Sommerlinde unterſcheidet, ſo ſind zunächſt die etwas kleineren
Blüthen in größerer Zahl (bis 12) in den trugdoldenförmigen Blüthen-
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 538. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/592>, abgerufen am 22.12.2024.
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