Betriebsarten geeignet ist, weil sie viel zu langsam wächst und daher keinen nennenswerthen Ertrag giebt. Wäre letzteres nur einigermaßen der Fall, so würde sie wegen ihres von Kunsttischlern und Drechslern hochgeschätzten Holzes sich sehr zur Anzucht empfehlen. So aber bleibt sie, abgesehen von den sich in den Waldungen von selbst darbietenden nie sehr zahlreichen Stämmchen, ein Gegenstand der Landschaftsgärtnerei und allenfalls des Erziehers lebendiger Hecken, die sie dichter und ihrer Be- wehrung wegen undurchdringlicher bildet, als irgend eine andere Hecken- pflanze.
Wo die Stechpalme, namentlich wie an vielen Orten im Schwarz- walde, als Unterholz der Fichten- und Tannen-Hochwaldbestände auftritt, da überrascht sie den mit ihr noch nicht Bekannten in hohem Grade durch ihr fremdartiges, fast distelartiges Ansehen und die starre glänzende saftig grüne Belaubung.
Von Volksnamen ist anzuführen: Walddistel, Palmdistel, Stecheiche, Palme schlechthin (im Elsaß und Breisgau), Hülscheholz, Hülse, Zwiesel- dorn, Christdorn.
34. Der glatte Wegedorn, Rhamnus Frangula L., und 35. Der Kreuzdorn, Rhamnus cathartica L.
Wir fassen diese beiden Sträucher zusammen, obgleich man darüber in neuerer Zeit ziemlich einig ist, beide generisch zu trennen und erstere als selbstständige Gattung Frangula vulgaris zu nennen. Sie geben der kleinen Familie der Wegedornartigen Pflanzen, Rhamnaceen den Namen, welche aus kleinen Sträuchern besteht, und namentlich in südlicheren Ländern sehr vertreten ist.
In Blüthe und Frucht waltet allerdings zwischen beiden Arten eine große Aehnlichkeit ob. Die ersteren sind klein und unscheinbar und stehen auf kurzen Stielchen. Bei dem Wegedorn sind sie zwitterig und haben einen kleinen krugförmigen fünfspaltigen Kelch, fünf kleine röthlich weiße Blumenblätter, welche die vor ihnen stehenden 5 Staubgefäße ein- hüllen. Die Narbe des blos einen Stempels ist kopfförmig. Die Frucht ist eine erbsengroße schwarze Beere mit 1--3 bleigrauen Nüßchen. Der
Betriebsarten geeignet iſt, weil ſie viel zu langſam wächſt und daher keinen nennenswerthen Ertrag giebt. Wäre letzteres nur einigermaßen der Fall, ſo würde ſie wegen ihres von Kunſttiſchlern und Drechslern hochgeſchätzten Holzes ſich ſehr zur Anzucht empfehlen. So aber bleibt ſie, abgeſehen von den ſich in den Waldungen von ſelbſt darbietenden nie ſehr zahlreichen Stämmchen, ein Gegenſtand der Landſchaftsgärtnerei und allenfalls des Erziehers lebendiger Hecken, die ſie dichter und ihrer Be- wehrung wegen undurchdringlicher bildet, als irgend eine andere Hecken- pflanze.
Wo die Stechpalme, namentlich wie an vielen Orten im Schwarz- walde, als Unterholz der Fichten- und Tannen-Hochwaldbeſtände auftritt, da überraſcht ſie den mit ihr noch nicht Bekannten in hohem Grade durch ihr fremdartiges, faſt diſtelartiges Anſehen und die ſtarre glänzende ſaftig grüne Belaubung.
Von Volksnamen iſt anzuführen: Walddiſtel, Palmdiſtel, Stecheiche, Palme ſchlechthin (im Elſaß und Breisgau), Hülſcheholz, Hülſe, Zwieſel- dorn, Chriſtdorn.
34. Der glatte Wegedorn, Rhamnus Frangula L., und 35. Der Kreuzdorn, Rhamnus cathartica L.
Wir faſſen dieſe beiden Sträucher zuſammen, obgleich man darüber in neuerer Zeit ziemlich einig iſt, beide generiſch zu trennen und erſtere als ſelbſtſtändige Gattung Frangula vulgaris zu nennen. Sie geben der kleinen Familie der Wegedornartigen Pflanzen, Rhamnaceen den Namen, welche aus kleinen Sträuchern beſteht, und namentlich in ſüdlicheren Ländern ſehr vertreten iſt.
In Blüthe und Frucht waltet allerdings zwiſchen beiden Arten eine große Aehnlichkeit ob. Die erſteren ſind klein und unſcheinbar und ſtehen auf kurzen Stielchen. Bei dem Wegedorn ſind ſie zwitterig und haben einen kleinen krugförmigen fünfſpaltigen Kelch, fünf kleine röthlich weiße Blumenblätter, welche die vor ihnen ſtehenden 5 Staubgefäße ein- hüllen. Die Narbe des blos einen Stempels iſt kopfförmig. Die Frucht iſt eine erbſengroße ſchwarze Beere mit 1—3 bleigrauen Nüßchen. Der
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Betriebsarten geeignet iſt, weil ſie viel zu langſam wächſt und daher
keinen nennenswerthen Ertrag giebt. Wäre letzteres nur einigermaßen
der Fall, ſo würde ſie wegen ihres von Kunſttiſchlern und Drechslern
hochgeſchätzten Holzes ſich ſehr zur Anzucht empfehlen. So aber bleibt
ſie, abgeſehen von den ſich in den Waldungen von ſelbſt darbietenden nie
ſehr zahlreichen Stämmchen, ein Gegenſtand der Landſchaftsgärtnerei und
allenfalls des Erziehers lebendiger Hecken, die ſie dichter und ihrer Be-
wehrung wegen undurchdringlicher bildet, als irgend eine andere Hecken-
pflanze.
Wo die Stechpalme, namentlich wie an vielen Orten im Schwarz-
walde, als Unterholz der Fichten- und Tannen-Hochwaldbeſtände auftritt,
da überraſcht ſie den mit ihr noch nicht Bekannten in hohem Grade durch
ihr fremdartiges, faſt diſtelartiges Anſehen und die ſtarre glänzende ſaftig
grüne Belaubung.
Von Volksnamen iſt anzuführen: Walddiſtel, Palmdiſtel, Stecheiche,
Palme ſchlechthin (im Elſaß und Breisgau), Hülſcheholz, Hülſe, Zwieſel-
dorn, Chriſtdorn.
34. Der glatte Wegedorn, Rhamnus Frangula L.,
und
35. Der Kreuzdorn, Rhamnus cathartica L.
Wir faſſen dieſe beiden Sträucher zuſammen, obgleich man darüber
in neuerer Zeit ziemlich einig iſt, beide generiſch zu trennen und erſtere
als ſelbſtſtändige Gattung Frangula vulgaris zu nennen. Sie geben der
kleinen Familie der Wegedornartigen Pflanzen, Rhamnaceen den Namen,
welche aus kleinen Sträuchern beſteht, und namentlich in ſüdlicheren
Ländern ſehr vertreten iſt.
In Blüthe und Frucht waltet allerdings zwiſchen beiden Arten
eine große Aehnlichkeit ob. Die erſteren ſind klein und unſcheinbar und
ſtehen auf kurzen Stielchen. Bei dem Wegedorn ſind ſie zwitterig und
haben einen kleinen krugförmigen fünfſpaltigen Kelch, fünf kleine röthlich
weiße Blumenblätter, welche die vor ihnen ſtehenden 5 Staubgefäße ein-
hüllen. Die Narbe des blos einen Stempels iſt kopfförmig. Die Frucht
iſt eine erbſengroße ſchwarze Beere mit 1—3 bleigrauen Nüßchen. Der
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/547>, abgerufen am 23.11.2024.
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