aus. Man hat vorgeschlagen und auch versucht, der Eiche die der Kultur lästige lange Pfahlwurzel gewissermaaßen abzugewöhnen, indem man die Eicheln vor der Aussaat keimen ließ und dann den Wurzelkeim abknipp. So erzogene Eichen bekamen nun zwar keine Pfahlwurzel, sondern nur einen dichten Büschel von Seitenwurzeln, allein sie zeigten einen buschigen Wuchs. Besser ist es daher, zweijährigen jungen Eichen beim Verpflanzen in die Kulturen die Pfahlwurzel etwas zu kürzen. Ueberhaupt besteht bei der Eiche ein auffallendes Gegenseitigkeitsverhältniß zwischen Wurzel und Krone, namentlich zwischen der Pfahlwurzel und dem Stamme.
Gemäß der Knospenstellung ist schon in den ersten 4--6 Jahren der Wuchs der jungen Eichen sehr ungerade und knickig und erst bei 15--20 Jahren beginnt der Stamm sich zu strecken, wobei man durch vor- sichtiges Ausästen etwas nachhelfen kann. Bis etwa zum 8. Jahre ist die Rinde grün, dann wird sie silbergrau. So lange sie noch keine Andeutung von Borkenbildung hat, heißt sie Spiegelrinde, wegen ihres Glanzes, und ist dann von den Gerbern am meisten geschätzt. An 8--10 jährigen Eichen ist der Sommertrieb sehr vorherrschend und oft länger und blatt- reicher als der Maitrieb. In ihrem mitteln Lebensalter hat die Eiche den stärksten Zuwachs, weshalb jüngere etwa fußstarke Eichen, die wie verbuttet aussehen es dennoch oft nicht sind und später, namentlich wenn sie etwas freier gestellt werden, noch ein freudiges Wachsthum annehmen. Im hohen Alter setzen sie nur noch sehr dünne Jahresringe an und der Forstmann hat namentlich dann nicht zu lange mit ihrer Benutzung zu zögern, wenn die oben beschriebene Anschwellung der Seitenwurzelansätze zunimmt, was auf ein Absterben der Pfahlwurzel und meist auch auf Kernfäule des Stammes deutet.
Ein mit einer bedeutenden Habitusveränderung verbundener Zeit- raum der Kronenabwölbung tritt bei der Eiche deshalb nicht ein, weil dieselbe schon von früher Jugend an die Krone in derjenigen Form gewissermaaßen anlegt, welche sie im Alter, nur vollendeter, zeigt.
Fruchtbar wird die Eiche ziemlich früh, da man nicht selten schon kaum fußdicke Stämmchen Eicheln tragen sieht. Besonders am Stockausschlage erscheinen keimfähige Früchte zuweilen schon an zehnjährigen Lohden, wie ich es z. B. an einer frischen Stelle des übrigens Flugsandboden habenden Lenneberges bei Mainz gesehen habe. Die Wiederkehr von Samenjahren
aus. Man hat vorgeſchlagen und auch verſucht, der Eiche die der Kultur läſtige lange Pfahlwurzel gewiſſermaaßen abzugewöhnen, indem man die Eicheln vor der Ausſaat keimen ließ und dann den Wurzelkeim abknipp. So erzogene Eichen bekamen nun zwar keine Pfahlwurzel, ſondern nur einen dichten Büſchel von Seitenwurzeln, allein ſie zeigten einen buſchigen Wuchs. Beſſer iſt es daher, zweijährigen jungen Eichen beim Verpflanzen in die Kulturen die Pfahlwurzel etwas zu kürzen. Ueberhaupt beſteht bei der Eiche ein auffallendes Gegenſeitigkeitsverhältniß zwiſchen Wurzel und Krone, namentlich zwiſchen der Pfahlwurzel und dem Stamme.
Gemäß der Knospenſtellung iſt ſchon in den erſten 4—6 Jahren der Wuchs der jungen Eichen ſehr ungerade und knickig und erſt bei 15—20 Jahren beginnt der Stamm ſich zu ſtrecken, wobei man durch vor- ſichtiges Ausäſten etwas nachhelfen kann. Bis etwa zum 8. Jahre iſt die Rinde grün, dann wird ſie ſilbergrau. So lange ſie noch keine Andeutung von Borkenbildung hat, heißt ſie Spiegelrinde, wegen ihres Glanzes, und iſt dann von den Gerbern am meiſten geſchätzt. An 8—10 jährigen Eichen iſt der Sommertrieb ſehr vorherrſchend und oft länger und blatt- reicher als der Maitrieb. In ihrem mitteln Lebensalter hat die Eiche den ſtärkſten Zuwachs, weshalb jüngere etwa fußſtarke Eichen, die wie verbuttet ausſehen es dennoch oft nicht ſind und ſpäter, namentlich wenn ſie etwas freier geſtellt werden, noch ein freudiges Wachsthum annehmen. Im hohen Alter ſetzen ſie nur noch ſehr dünne Jahresringe an und der Forſtmann hat namentlich dann nicht zu lange mit ihrer Benutzung zu zögern, wenn die oben beſchriebene Anſchwellung der Seitenwurzelanſätze zunimmt, was auf ein Abſterben der Pfahlwurzel und meiſt auch auf Kernfäule des Stammes deutet.
Ein mit einer bedeutenden Habitusveränderung verbundener Zeit- raum der Kronenabwölbung tritt bei der Eiche deshalb nicht ein, weil dieſelbe ſchon von früher Jugend an die Krone in derjenigen Form gewiſſermaaßen anlegt, welche ſie im Alter, nur vollendeter, zeigt.
Fruchtbar wird die Eiche ziemlich früh, da man nicht ſelten ſchon kaum fußdicke Stämmchen Eicheln tragen ſieht. Beſonders am Stockausſchlage erſcheinen keimfähige Früchte zuweilen ſchon an zehnjährigen Lohden, wie ich es z. B. an einer friſchen Stelle des übrigens Flugſandboden habenden Lenneberges bei Mainz geſehen habe. Die Wiederkehr von Samenjahren
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aus. Man hat vorgeſchlagen und auch verſucht, der Eiche die der Kultur
läſtige lange Pfahlwurzel gewiſſermaaßen abzugewöhnen, indem man die
Eicheln vor der Ausſaat keimen ließ und dann den Wurzelkeim abknipp.
So erzogene Eichen bekamen nun zwar keine Pfahlwurzel, ſondern nur
einen dichten Büſchel von Seitenwurzeln, allein ſie zeigten einen buſchigen
Wuchs. Beſſer iſt es daher, zweijährigen jungen Eichen beim Verpflanzen
in die Kulturen die Pfahlwurzel etwas zu kürzen. Ueberhaupt beſteht bei
der Eiche ein auffallendes Gegenſeitigkeitsverhältniß zwiſchen Wurzel und
Krone, namentlich zwiſchen der Pfahlwurzel und dem Stamme.
Gemäß der Knospenſtellung iſt ſchon in den erſten 4—6 Jahren
der Wuchs der jungen Eichen ſehr ungerade und knickig und erſt bei
15—20 Jahren beginnt der Stamm ſich zu ſtrecken, wobei man durch vor-
ſichtiges Ausäſten etwas nachhelfen kann. Bis etwa zum 8. Jahre iſt die
Rinde grün, dann wird ſie ſilbergrau. So lange ſie noch keine Andeutung
von Borkenbildung hat, heißt ſie Spiegelrinde, wegen ihres Glanzes,
und iſt dann von den Gerbern am meiſten geſchätzt. An 8—10 jährigen
Eichen iſt der Sommertrieb ſehr vorherrſchend und oft länger und blatt-
reicher als der Maitrieb. In ihrem mitteln Lebensalter hat die Eiche
den ſtärkſten Zuwachs, weshalb jüngere etwa fußſtarke Eichen, die wie
verbuttet ausſehen es dennoch oft nicht ſind und ſpäter, namentlich wenn
ſie etwas freier geſtellt werden, noch ein freudiges Wachsthum annehmen.
Im hohen Alter ſetzen ſie nur noch ſehr dünne Jahresringe an und der
Forſtmann hat namentlich dann nicht zu lange mit ihrer Benutzung zu
zögern, wenn die oben beſchriebene Anſchwellung der Seitenwurzelanſätze
zunimmt, was auf ein Abſterben der Pfahlwurzel und meiſt auch auf
Kernfäule des Stammes deutet.
Ein mit einer bedeutenden Habitusveränderung verbundener Zeit-
raum der Kronenabwölbung tritt bei der Eiche deshalb nicht ein,
weil dieſelbe ſchon von früher Jugend an die Krone in derjenigen Form
gewiſſermaaßen anlegt, welche ſie im Alter, nur vollendeter, zeigt.
Fruchtbar wird die Eiche ziemlich früh, da man nicht ſelten ſchon kaum
fußdicke Stämmchen Eicheln tragen ſieht. Beſonders am Stockausſchlage
erſcheinen keimfähige Früchte zuweilen ſchon an zehnjährigen Lohden, wie
ich es z. B. an einer friſchen Stelle des übrigens Flugſandboden habenden
Lenneberges bei Mainz geſehen habe. Die Wiederkehr von Samenjahren
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/428>, abgerufen am 28.11.2024.
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