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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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dicke Linien, an denen sich die bei dem Buchenholze beschriebene schwalben-
schwanzähnliche Aneinanderfügung der Jahresverlängerungen derselben
zeigt. Da wir auf S. 103 das Eichenholz als erläuterndes Beispiel des
Holzes der Laubbäume beschrieben haben, so verweise ich jetzt darauf und
auf den dazu gehörigen Holzschnitt XIII. 6. auf S. 101, und füge nur
noch Folgendes hinzu. Den dort beschriebenen anatomischen Bau zeigt
das Eichenholz nur an starken und breiten Jahresringen. An dem Um-
fange sehr alter Bäume, welche nur noch sehr schmale, oft kaum 1 Milli-
meter breite Jahresringe anlegen, bestehen diese oft nur aus wenigen
Holzzellen und an der innern Grenze aus einer Reihe der dem Eichen-
holze nie fehlenden weiten Gefäße. An den sehr breiten Jahresringen
wüchsiger Eichen bemerkt man im Herbstholze mit den Jahresgrenzen
gleichlaufende etwas geschlängelte feine helle Linien, welche von dünn-
wandigen Holzparenchymzellen (S. 161) herrühren, während die übrige
Grundmasse des Holzes aus sehr dickwandigen Holzzellen besteht. In
dieser Grundmasse zeigen sich, freilich auch nur auf einer mit haar-
scharfen Messern geglätteten Schnittfläche, neben jenen Linien radial-
gestellte etwas flammenförmige helle Flecke, ebenfalls aus Holzparenchym
mit eingestreuten engen Gefäßen bestehend. Das Eichenholz hat immer
einen an Farbe sehr deutlich unterschiedenen Splint. Das Kernholz hat
die bekannte bald hellere bald dunklere röthlich graubraune Farbe, die
unter gewissen Standortsbedingungen sich fast bis zu braunschwarz steigern
kann, wogegen das bis hellgelblich auftretende, gewöhnlich 8--13 Jahre
umfassende, Splintholz auffallend absticht.

Die Härte des Eichenholzes ist nur mittelmäßig und seine Dichtigkeit
wegen der vielen großen Gefäße ziemlich gering. Sehr groß aber ist
seine Dauerhaftigkeit sowohl unter Wasser wie im Boden und im Trocknen
unter Dach. Der Splint jedoch wird vom Moder und im Freien von
Insekten leicht zerstört. Das Wurzelholz unterscheidet sich wie ge-
wöhnlich durch Undeutlichkeit der Jahresgrenzen, durch einen großen Ge-
fäßreichthum und durch zahlreiche breite Markstrahlen. Es ist schwammig,
weicher und viel weniger brauchbar als das Stammholz.

Daß das Mark der Eiche einen fünfstrahligen Querschnitt hat,
haben wir schon erfahren (S. 85).

dicke Linien, an denen ſich die bei dem Buchenholze beſchriebene ſchwalben-
ſchwanzähnliche Aneinanderfügung der Jahresverlängerungen derſelben
zeigt. Da wir auf S. 103 das Eichenholz als erläuterndes Beiſpiel des
Holzes der Laubbäume beſchrieben haben, ſo verweiſe ich jetzt darauf und
auf den dazu gehörigen Holzſchnitt XIII. 6. auf S. 101, und füge nur
noch Folgendes hinzu. Den dort beſchriebenen anatomiſchen Bau zeigt
das Eichenholz nur an ſtarken und breiten Jahresringen. An dem Um-
fange ſehr alter Bäume, welche nur noch ſehr ſchmale, oft kaum 1 Milli-
meter breite Jahresringe anlegen, beſtehen dieſe oft nur aus wenigen
Holzzellen und an der innern Grenze aus einer Reihe der dem Eichen-
holze nie fehlenden weiten Gefäße. An den ſehr breiten Jahresringen
wüchſiger Eichen bemerkt man im Herbſtholze mit den Jahresgrenzen
gleichlaufende etwas geſchlängelte feine helle Linien, welche von dünn-
wandigen Holzparenchymzellen (S. 161) herrühren, während die übrige
Grundmaſſe des Holzes aus ſehr dickwandigen Holzzellen beſteht. In
dieſer Grundmaſſe zeigen ſich, freilich auch nur auf einer mit haar-
ſcharfen Meſſern geglätteten Schnittfläche, neben jenen Linien radial-
geſtellte etwas flammenförmige helle Flecke, ebenfalls aus Holzparenchym
mit eingeſtreuten engen Gefäßen beſtehend. Das Eichenholz hat immer
einen an Farbe ſehr deutlich unterſchiedenen Splint. Das Kernholz hat
die bekannte bald hellere bald dunklere röthlich graubraune Farbe, die
unter gewiſſen Standortsbedingungen ſich faſt bis zu braunſchwarz ſteigern
kann, wogegen das bis hellgelblich auftretende, gewöhnlich 8—13 Jahre
umfaſſende, Splintholz auffallend abſticht.

Die Härte des Eichenholzes iſt nur mittelmäßig und ſeine Dichtigkeit
wegen der vielen großen Gefäße ziemlich gering. Sehr groß aber iſt
ſeine Dauerhaftigkeit ſowohl unter Waſſer wie im Boden und im Trocknen
unter Dach. Der Splint jedoch wird vom Moder und im Freien von
Inſekten leicht zerſtört. Das Wurzelholz unterſcheidet ſich wie ge-
wöhnlich durch Undeutlichkeit der Jahresgrenzen, durch einen großen Ge-
fäßreichthum und durch zahlreiche breite Markſtrahlen. Es iſt ſchwammig,
weicher und viel weniger brauchbar als das Stammholz.

Daß das Mark der Eiche einen fünfſtrahligen Querſchnitt hat,
haben wir ſchon erfahren (S. 85).

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[388/0426] dicke Linien, an denen ſich die bei dem Buchenholze beſchriebene ſchwalben- ſchwanzähnliche Aneinanderfügung der Jahresverlängerungen derſelben zeigt. Da wir auf S. 103 das Eichenholz als erläuterndes Beiſpiel des Holzes der Laubbäume beſchrieben haben, ſo verweiſe ich jetzt darauf und auf den dazu gehörigen Holzſchnitt XIII. 6. auf S. 101, und füge nur noch Folgendes hinzu. Den dort beſchriebenen anatomiſchen Bau zeigt das Eichenholz nur an ſtarken und breiten Jahresringen. An dem Um- fange ſehr alter Bäume, welche nur noch ſehr ſchmale, oft kaum 1 Milli- meter breite Jahresringe anlegen, beſtehen dieſe oft nur aus wenigen Holzzellen und an der innern Grenze aus einer Reihe der dem Eichen- holze nie fehlenden weiten Gefäße. An den ſehr breiten Jahresringen wüchſiger Eichen bemerkt man im Herbſtholze mit den Jahresgrenzen gleichlaufende etwas geſchlängelte feine helle Linien, welche von dünn- wandigen Holzparenchymzellen (S. 161) herrühren, während die übrige Grundmaſſe des Holzes aus ſehr dickwandigen Holzzellen beſteht. In dieſer Grundmaſſe zeigen ſich, freilich auch nur auf einer mit haar- ſcharfen Meſſern geglätteten Schnittfläche, neben jenen Linien radial- geſtellte etwas flammenförmige helle Flecke, ebenfalls aus Holzparenchym mit eingeſtreuten engen Gefäßen beſtehend. Das Eichenholz hat immer einen an Farbe ſehr deutlich unterſchiedenen Splint. Das Kernholz hat die bekannte bald hellere bald dunklere röthlich graubraune Farbe, die unter gewiſſen Standortsbedingungen ſich faſt bis zu braunſchwarz ſteigern kann, wogegen das bis hellgelblich auftretende, gewöhnlich 8—13 Jahre umfaſſende, Splintholz auffallend abſticht. Die Härte des Eichenholzes iſt nur mittelmäßig und ſeine Dichtigkeit wegen der vielen großen Gefäße ziemlich gering. Sehr groß aber iſt ſeine Dauerhaftigkeit ſowohl unter Waſſer wie im Boden und im Trocknen unter Dach. Der Splint jedoch wird vom Moder und im Freien von Inſekten leicht zerſtört. Das Wurzelholz unterſcheidet ſich wie ge- wöhnlich durch Undeutlichkeit der Jahresgrenzen, durch einen großen Ge- fäßreichthum und durch zahlreiche breite Markſtrahlen. Es iſt ſchwammig, weicher und viel weniger brauchbar als das Stammholz. Daß das Mark der Eiche einen fünfſtrahligen Querſchnitt hat, haben wir ſchon erfahren (S. 85).

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/426>, abgerufen am 28.11.2024.