Von Krankheiten und Gefahren mancherlei Art wird die Buche nicht selten und wie schon erwähnt bereits im Keimpflanzenalter durch den Sonnenbrand heimgesucht, der auch an älteren Bäumen, die plötzlich durch Anhauen des Bestandes der Mittagsseite preisgegeben werden, sich schädlich zeigt. Besonders nachtheilig sind den eben aufgegangenen Keim- pflanzen und dem jungen Laube die Spätfröste des Mai, welche beide unausbleiblich tödten. Die berüchtigten Heiligen Servatius und Pancratius sind den Buchen und ebenso den Eichen sehr unheilvoll. Die Bäume treiben dann zwar wieder neues Laub, aber es setzt sie doch im Zuwachse zurück. Vor erfolgtem Schluß leiden Pflanzungen und Saaten zuweilen durch den Graswuchs, den sie aber nachher durch ihren so sehr reichlichen Laubfall meist unterdrücken. Von großen Stammwunden aus, die durch Abbrechen der Aeste entstehen, entwickelt sich zuweilen Weiß- und Roth- fäule; welche letztere zu dem "Knips", dem beliebten Zunder des Forst- mannes Veranlassung giebt. Eichhörnchen und Mäuse stellen, erstere den ausgefallenen oder ausgesäeten Buchnüssen und letztere so wie Engerlinge den Saatpflanzen nach, deren Wurzeln sie abnagen. An alten Buchen- stämmen sieht man oft viele Ellen lange Narbenwülste, welche von Frost- rissen herrühren. Die Erkrankung alter Stämme spricht sich wie auch an anderen Bäumen durch Moos und Flechten aus, die sich auf der Rinde ansiedeln.
Da wie schon gesagt wurde die Buche sich zu reinen Beständen von allen Laubhölzern am meisten eignet, so wird sie auch meist zu solchen erzogen und zwar entweder durch Stellung eines Samenschlags vermittelst der freien Besamung des geräumten und etwas wundgemachten Bodens oder durch Saat und Pflanzung, wobei natürlich eine Menge von ver- schiedenen Verfahrungsarten befolgt werden. Von vielen Forstmännern wird die Pflanzung von 3--4 Fuß hohen Pflanzen als am räthlichsten be- zeichnet, welche letztere vorher in Saat- und Pflanzgärten erzogen worden sind. Die Vermischung mit andern Bäumen, namentlich mit der Fichte, die sie zu langschaftigem Wuchs nöthigt, verträgt die Buche sehr gut.
Da die Buche ganz besonders eigensinnig in dem rechten Maaße des ihr nöthigen Lichtes ist, so ist die Behandlung der jungen Buchen- orte von dem Durchforstungsalter an mit besonderer Umsicht zu leiten.
Von Krankheiten und Gefahren mancherlei Art wird die Buche nicht ſelten und wie ſchon erwähnt bereits im Keimpflanzenalter durch den Sonnenbrand heimgeſucht, der auch an älteren Bäumen, die plötzlich durch Anhauen des Beſtandes der Mittagsſeite preisgegeben werden, ſich ſchädlich zeigt. Beſonders nachtheilig ſind den eben aufgegangenen Keim- pflanzen und dem jungen Laube die Spätfröſte des Mai, welche beide unausbleiblich tödten. Die berüchtigten Heiligen Servatius und Pancratius ſind den Buchen und ebenſo den Eichen ſehr unheilvoll. Die Bäume treiben dann zwar wieder neues Laub, aber es ſetzt ſie doch im Zuwachſe zurück. Vor erfolgtem Schluß leiden Pflanzungen und Saaten zuweilen durch den Graswuchs, den ſie aber nachher durch ihren ſo ſehr reichlichen Laubfall meiſt unterdrücken. Von großen Stammwunden aus, die durch Abbrechen der Aeſte entſtehen, entwickelt ſich zuweilen Weiß- und Roth- fäule; welche letztere zu dem „Knips“, dem beliebten Zunder des Forſt- mannes Veranlaſſung giebt. Eichhörnchen und Mäuſe ſtellen, erſtere den ausgefallenen oder ausgeſäeten Buchnüſſen und letztere ſo wie Engerlinge den Saatpflanzen nach, deren Wurzeln ſie abnagen. An alten Buchen- ſtämmen ſieht man oft viele Ellen lange Narbenwülſte, welche von Froſt- riſſen herrühren. Die Erkrankung alter Stämme ſpricht ſich wie auch an anderen Bäumen durch Moos und Flechten aus, die ſich auf der Rinde anſiedeln.
Da wie ſchon geſagt wurde die Buche ſich zu reinen Beſtänden von allen Laubhölzern am meiſten eignet, ſo wird ſie auch meiſt zu ſolchen erzogen und zwar entweder durch Stellung eines Samenſchlags vermittelſt der freien Beſamung des geräumten und etwas wundgemachten Bodens oder durch Saat und Pflanzung, wobei natürlich eine Menge von ver- ſchiedenen Verfahrungsarten befolgt werden. Von vielen Forſtmännern wird die Pflanzung von 3—4 Fuß hohen Pflanzen als am räthlichſten be- zeichnet, welche letztere vorher in Saat- und Pflanzgärten erzogen worden ſind. Die Vermiſchung mit andern Bäumen, namentlich mit der Fichte, die ſie zu langſchaftigem Wuchs nöthigt, verträgt die Buche ſehr gut.
Da die Buche ganz beſonders eigenſinnig in dem rechten Maaße des ihr nöthigen Lichtes iſt, ſo iſt die Behandlung der jungen Buchen- orte von dem Durchforſtungsalter an mit beſonderer Umſicht zu leiten.
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Von Krankheiten und Gefahren mancherlei Art wird die Buche
nicht ſelten und wie ſchon erwähnt bereits im Keimpflanzenalter durch
den Sonnenbrand heimgeſucht, der auch an älteren Bäumen, die plötzlich
durch Anhauen des Beſtandes der Mittagsſeite preisgegeben werden, ſich
ſchädlich zeigt. Beſonders nachtheilig ſind den eben aufgegangenen Keim-
pflanzen und dem jungen Laube die Spätfröſte des Mai, welche beide
unausbleiblich tödten. Die berüchtigten Heiligen Servatius und Pancratius
ſind den Buchen und ebenſo den Eichen ſehr unheilvoll. Die Bäume
treiben dann zwar wieder neues Laub, aber es ſetzt ſie doch im Zuwachſe
zurück. Vor erfolgtem Schluß leiden Pflanzungen und Saaten zuweilen
durch den Graswuchs, den ſie aber nachher durch ihren ſo ſehr reichlichen
Laubfall meiſt unterdrücken. Von großen Stammwunden aus, die durch
Abbrechen der Aeſte entſtehen, entwickelt ſich zuweilen Weiß- und Roth-
fäule; welche letztere zu dem „Knips“, dem beliebten Zunder des Forſt-
mannes Veranlaſſung giebt. Eichhörnchen und Mäuſe ſtellen, erſtere den
ausgefallenen oder ausgeſäeten Buchnüſſen und letztere ſo wie Engerlinge
den Saatpflanzen nach, deren Wurzeln ſie abnagen. An alten Buchen-
ſtämmen ſieht man oft viele Ellen lange Narbenwülſte, welche von Froſt-
riſſen herrühren. Die Erkrankung alter Stämme ſpricht ſich wie auch an
anderen Bäumen durch Moos und Flechten aus, die ſich auf der Rinde
anſiedeln.
Da wie ſchon geſagt wurde die Buche ſich zu reinen Beſtänden von
allen Laubhölzern am meiſten eignet, ſo wird ſie auch meiſt zu ſolchen
erzogen und zwar entweder durch Stellung eines Samenſchlags vermittelſt
der freien Beſamung des geräumten und etwas wundgemachten Bodens
oder durch Saat und Pflanzung, wobei natürlich eine Menge von ver-
ſchiedenen Verfahrungsarten befolgt werden. Von vielen Forſtmännern
wird die Pflanzung von 3—4 Fuß hohen Pflanzen als am räthlichſten be-
zeichnet, welche letztere vorher in Saat- und Pflanzgärten erzogen worden
ſind. Die Vermiſchung mit andern Bäumen, namentlich mit der Fichte,
die ſie zu langſchaftigem Wuchs nöthigt, verträgt die Buche ſehr gut.
Da die Buche ganz beſonders eigenſinnig in dem rechten Maaße
des ihr nöthigen Lichtes iſt, ſo iſt die Behandlung der jungen Buchen-
orte von dem Durchforſtungsalter an mit beſonderer Umſicht zu leiten.
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/412>, abgerufen am 19.12.2024.
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