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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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Paare, von denen das obere mit a bezeichnet ist. Dies ist der Samen-
mantel,
Arillus, der erst nach der Befruchtung anfängt sich weiter zu
entwickeln und zuletzt zu der fleischigen scharlachrothen Hülle wird, welche
den tief schwarzen Samenkern umgiebt, diesen aber oben durch eine
kraterartige Vertiefung sichtbar sein läßt (Fig. 2.). Diese beerenartige
Frucht ist eine falsche Frucht, weil sie nicht aus einem Fruchtknoten,
der eben fehlt, hervorgegangen ist. An einer erst halb fertigen Frucht
sehen wir den in der Entwickelung vorausgeeilten Samen von dem
langsamer wachsenden Samenmantel erst an seiner untern Hälfte um-
geben (9. a.)*).

Die männlichen und die weiblichen Taxusbäume blühen sehr zeitig
im Frühjahr, oft schon zu Anfang des April. Die Früchte reifen im
September, sie sind von der Größe der Heidelbeeren und das prächtig
scharlachrothe saftreiche und zuckersüße Fleisch des Samenmantels zeigt
oben in einer Vertiefung die Spitze des tiefschwarzen Samenkernes (2.).

Die Blätter sind den Tannennadeln ähnlich und eben so zweizeilig
wie diese gerichtet und oben dunkelgrün, aber leicht durch ihre einfache
ziemlich lang ausgezogene Spitze und die gelbgrüne (nicht weißgrüne)
Unterseite zu unterscheiden. An den Seiten und an der Oberseite der
Triebe sind wie ebenfalls bei der Tanne die kurzen Nadelstiele so gedreht,
daß die Oberseite aller Nadeln nach oben gekehrt wird. Der Quer-
schnitt der Nadeln (11) zeigt, daß die Mittelrippe auf der Oberseite stärker
als auf der untern hervortritt.

Die jungen und die vorjährigen Triebe haben eine grüne Rinde mit
von den Nadeln ausgehenden Kanten. An den älteren Trieben wird die

*) Dieser Charakter der Gymnospermen findet sich, wie oben bereits angedeutet
wurde, auch bei den übrigen Nadelhölzern. Dem scheint allerdings zu widersprechen,
daß bei diesen die Samenknospen nicht so frei wie hier an Fig. 6. sondern im Innern
des weibl. Blüthenzäpfchens eingeschlossen sind. Wir dürfen aber nicht vergessen, daß
z. B. das weibliche Zäpfchen der Tanne (S. 325 Fig. 2.) keine einzelne Blüthe, in dem
Sinne wie eine Nelke, sondern ein Blüthenstand ist, aus zahlreichen höchst einfachen
gymnospermen Blüthchen zusammengesetzt. Jede Samenschuppe mit den 2 daraufsitzenden
Samenknospen (a. a. O. Fig. 4.), ist eine weibliche Tannenblüthe. Daß diese an
einem Blüthenzäpfchen dicht zusammengedrängt und so die einzelnen Samenknospenpaare
nicht frei, sondern geschützt liegen, dies ändert in ihrem Gymnospermen-Charakter nichts.
Dieser beruht in dem Fehlen des umhüllenden Fruchtknotens und wird durch
die zufällige Zusammendrängung und Umhüllung nicht aufgehoben.

Paare, von denen das obere mit a bezeichnet iſt. Dies iſt der Samen-
mantel,
Arillus, der erſt nach der Befruchtung anfängt ſich weiter zu
entwickeln und zuletzt zu der fleiſchigen ſcharlachrothen Hülle wird, welche
den tief ſchwarzen Samenkern umgiebt, dieſen aber oben durch eine
kraterartige Vertiefung ſichtbar ſein läßt (Fig. 2.). Dieſe beerenartige
Frucht iſt eine falſche Frucht, weil ſie nicht aus einem Fruchtknoten,
der eben fehlt, hervorgegangen iſt. An einer erſt halb fertigen Frucht
ſehen wir den in der Entwickelung vorausgeeilten Samen von dem
langſamer wachſenden Samenmantel erſt an ſeiner untern Hälfte um-
geben (9. a.)*).

Die männlichen und die weiblichen Taxusbäume blühen ſehr zeitig
im Frühjahr, oft ſchon zu Anfang des April. Die Früchte reifen im
September, ſie ſind von der Größe der Heidelbeeren und das prächtig
ſcharlachrothe ſaftreiche und zuckerſüße Fleiſch des Samenmantels zeigt
oben in einer Vertiefung die Spitze des tiefſchwarzen Samenkernes (2.).

Die Blätter ſind den Tannennadeln ähnlich und eben ſo zweizeilig
wie dieſe gerichtet und oben dunkelgrün, aber leicht durch ihre einfache
ziemlich lang ausgezogene Spitze und die gelbgrüne (nicht weißgrüne)
Unterſeite zu unterſcheiden. An den Seiten und an der Oberſeite der
Triebe ſind wie ebenfalls bei der Tanne die kurzen Nadelſtiele ſo gedreht,
daß die Oberſeite aller Nadeln nach oben gekehrt wird. Der Quer-
ſchnitt der Nadeln (11) zeigt, daß die Mittelrippe auf der Oberſeite ſtärker
als auf der untern hervortritt.

Die jungen und die vorjährigen Triebe haben eine grüne Rinde mit
von den Nadeln ausgehenden Kanten. An den älteren Trieben wird die

*) Dieſer Charakter der Gymnoſpermen findet ſich, wie oben bereits angedeutet
wurde, auch bei den übrigen Nadelhölzern. Dem ſcheint allerdings zu widerſprechen,
daß bei dieſen die Samenknospen nicht ſo frei wie hier an Fig. 6. ſondern im Innern
des weibl. Blüthenzäpfchens eingeſchloſſen ſind. Wir dürfen aber nicht vergeſſen, daß
z. B. das weibliche Zäpfchen der Tanne (S. 325 Fig. 2.) keine einzelne Blüthe, in dem
Sinne wie eine Nelke, ſondern ein Blüthenſtand iſt, aus zahlreichen höchſt einfachen
gymnoſpermen Blüthchen zuſammengeſetzt. Jede Samenſchuppe mit den 2 daraufſitzenden
Samenknospen (a. a. O. Fig. 4.), iſt eine weibliche Tannenblüthe. Daß dieſe an
einem Blüthenzäpfchen dicht zuſammengedrängt und ſo die einzelnen Samenknospenpaare
nicht frei, ſondern geſchützt liegen, dies ändert in ihrem Gymnoſpermen-Charakter nichts.
Dieſer beruht in dem Fehlen des umhüllenden Fruchtknotens und wird durch
die zufällige Zuſammendrängung und Umhüllung nicht aufgehoben.
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[347/0381] Paare, von denen das obere mit a bezeichnet iſt. Dies iſt der Samen- mantel, Arillus, der erſt nach der Befruchtung anfängt ſich weiter zu entwickeln und zuletzt zu der fleiſchigen ſcharlachrothen Hülle wird, welche den tief ſchwarzen Samenkern umgiebt, dieſen aber oben durch eine kraterartige Vertiefung ſichtbar ſein läßt (Fig. 2.). Dieſe beerenartige Frucht iſt eine falſche Frucht, weil ſie nicht aus einem Fruchtknoten, der eben fehlt, hervorgegangen iſt. An einer erſt halb fertigen Frucht ſehen wir den in der Entwickelung vorausgeeilten Samen von dem langſamer wachſenden Samenmantel erſt an ſeiner untern Hälfte um- geben (9. a.) *). Die männlichen und die weiblichen Taxusbäume blühen ſehr zeitig im Frühjahr, oft ſchon zu Anfang des April. Die Früchte reifen im September, ſie ſind von der Größe der Heidelbeeren und das prächtig ſcharlachrothe ſaftreiche und zuckerſüße Fleiſch des Samenmantels zeigt oben in einer Vertiefung die Spitze des tiefſchwarzen Samenkernes (2.). Die Blätter ſind den Tannennadeln ähnlich und eben ſo zweizeilig wie dieſe gerichtet und oben dunkelgrün, aber leicht durch ihre einfache ziemlich lang ausgezogene Spitze und die gelbgrüne (nicht weißgrüne) Unterſeite zu unterſcheiden. An den Seiten und an der Oberſeite der Triebe ſind wie ebenfalls bei der Tanne die kurzen Nadelſtiele ſo gedreht, daß die Oberſeite aller Nadeln nach oben gekehrt wird. Der Quer- ſchnitt der Nadeln (11) zeigt, daß die Mittelrippe auf der Oberſeite ſtärker als auf der untern hervortritt. Die jungen und die vorjährigen Triebe haben eine grüne Rinde mit von den Nadeln ausgehenden Kanten. An den älteren Trieben wird die *) Dieſer Charakter der Gymnoſpermen findet ſich, wie oben bereits angedeutet wurde, auch bei den übrigen Nadelhölzern. Dem ſcheint allerdings zu widerſprechen, daß bei dieſen die Samenknospen nicht ſo frei wie hier an Fig. 6. ſondern im Innern des weibl. Blüthenzäpfchens eingeſchloſſen ſind. Wir dürfen aber nicht vergeſſen, daß z. B. das weibliche Zäpfchen der Tanne (S. 325 Fig. 2.) keine einzelne Blüthe, in dem Sinne wie eine Nelke, ſondern ein Blüthenſtand iſt, aus zahlreichen höchſt einfachen gymnoſpermen Blüthchen zuſammengeſetzt. Jede Samenſchuppe mit den 2 daraufſitzenden Samenknospen (a. a. O. Fig. 4.), iſt eine weibliche Tannenblüthe. Daß dieſe an einem Blüthenzäpfchen dicht zuſammengedrängt und ſo die einzelnen Samenknospenpaare nicht frei, ſondern geſchützt liegen, dies ändert in ihrem Gymnoſpermen-Charakter nichts. Dieſer beruht in dem Fehlen des umhüllenden Fruchtknotens und wird durch die zufällige Zuſammendrängung und Umhüllung nicht aufgehoben.

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/381>, abgerufen am 15.06.2024.