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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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8. Der Taxus oder Eibenbaum, Taxus baccata Linne.

In die so vieles Eigenthümliche zeigende Abtheilung der Gymno-
spermen,
der nacktsamigen Blüthen-Pflanzen, gehört mit den echten
Nadelhölzern auch der Taxus; ja in einer weiteren Auffassung der Familie
der Nadelhölzer oder Zapfenbäume werden auch der Taxus und einige
andere verwandte Pflanzen mit zu dieser Familie selbst gezogen.

Der Taxus ist zweihäusig, diöcisch, d. h. der eine Baum trägt blos
männliche, ein anderer blos weibliche Blüthen. Beide sind auf das be-
scheidenste Maaß der Ausbildung beschränkt. Auf der Unterseite der ge-
fiedert beblätterten Triebe sitzen in den Blattachseln die kleinen männ-
lichen Blüthen
(LI. 1.), welche von ziemlich regelmäßig gestellten
Knospenschuppen umgeben (3.) lediglich aus 4 bis 6 auf einem gemein-
schaftlichen Träger verbundenen Staubbeuteln bestehen (4.). Womöglich
noch einfacher ist die weibliche Blüthe. Sie steht ebenfalls in den
Blattwinkeln und ist, von ähnlichen Knospenschuppen eingehüllt, ohne
alle Spur von Blüthendecken eine nackte Samenknospe, welche wir
sonst bei den Blüthenpflanzen von einem Fruchtknoten eingeschlossen und
diesen dann meist wieder von Kelch- und Blumenblättern umhüllt finden.
Wir sehen dies an der schwach vergrößerten Abbildung einer senkrecht
durchschnittenen weiblichen Taxusblüthe (7.). In dieser höchst einfachen
Organisation der weiblichen Blüthe liegt der Charakter der nacktsamigen
Blüthenpflanzen oder Gymnospermen, da das Heiligthum der Samen-
bildung, die Samenknospe -- die wir in dem wohlverwahrten Innern
noch ganz kleiner Gürkchen als Bläschen sehen, aus welchen die Gurken-
kerne werden -- hier ganz frei liegt. Ein stärker vergrößerter Durch-
schnitt einer andern weiblichen Blüthe wird uns diese einfache Bildung
noch anschaulicher machen (8.). Wir sehen oben den Keimmund,
Mikropyle, der Samenknospe, (8. *) d. i. eine Oeffnung in der einfachen
Knospenhülle (l s), welche zu dem Innern der Samenknospe, zu
dem sogenannten Knospenkern, Nucleus (n c) führt, in welchem der
Keimsack liegt, eine besonders große Zelle, in welcher sich der Keim
(10. e) entwickelt.

Unter dem kugeligen Körper, welcher die Samenknospe des Taxus
bildet, bemerken wir an Fig. 8 noch drei längsdurchschnittene Schuppen-

8. Der Taxus oder Eibenbaum, Taxus baccata Linné.

In die ſo vieles Eigenthümliche zeigende Abtheilung der Gymno-
ſpermen,
der nacktſamigen Blüthen-Pflanzen, gehört mit den echten
Nadelhölzern auch der Taxus; ja in einer weiteren Auffaſſung der Familie
der Nadelhölzer oder Zapfenbäume werden auch der Taxus und einige
andere verwandte Pflanzen mit zu dieſer Familie ſelbſt gezogen.

Der Taxus iſt zweihäuſig, diöciſch, d. h. der eine Baum trägt blos
männliche, ein anderer blos weibliche Blüthen. Beide ſind auf das be-
ſcheidenſte Maaß der Ausbildung beſchränkt. Auf der Unterſeite der ge-
fiedert beblätterten Triebe ſitzen in den Blattachſeln die kleinen männ-
lichen Blüthen
(LI. 1.), welche von ziemlich regelmäßig geſtellten
Knospenſchuppen umgeben (3.) lediglich aus 4 bis 6 auf einem gemein-
ſchaftlichen Träger verbundenen Staubbeuteln beſtehen (4.). Womöglich
noch einfacher iſt die weibliche Blüthe. Sie ſteht ebenfalls in den
Blattwinkeln und iſt, von ähnlichen Knospenſchuppen eingehüllt, ohne
alle Spur von Blüthendecken eine nackte Samenknospe, welche wir
ſonſt bei den Blüthenpflanzen von einem Fruchtknoten eingeſchloſſen und
dieſen dann meiſt wieder von Kelch- und Blumenblättern umhüllt finden.
Wir ſehen dies an der ſchwach vergrößerten Abbildung einer ſenkrecht
durchſchnittenen weiblichen Taxusblüthe (7.). In dieſer höchſt einfachen
Organiſation der weiblichen Blüthe liegt der Charakter der nacktſamigen
Blüthenpflanzen oder Gymnoſpermen, da das Heiligthum der Samen-
bildung, die Samenknospe — die wir in dem wohlverwahrten Innern
noch ganz kleiner Gürkchen als Bläschen ſehen, aus welchen die Gurken-
kerne werden — hier ganz frei liegt. Ein ſtärker vergrößerter Durch-
ſchnitt einer andern weiblichen Blüthe wird uns dieſe einfache Bildung
noch anſchaulicher machen (8.). Wir ſehen oben den Keimmund,
Mikropyle, der Samenknospe, (8. *) d. i. eine Oeffnung in der einfachen
Knospenhülle (l s), welche zu dem Innern der Samenknospe, zu
dem ſogenannten Knospenkern, Nucleus (n c) führt, in welchem der
Keimſack liegt, eine beſonders große Zelle, in welcher ſich der Keim
(10. e) entwickelt.

Unter dem kugeligen Körper, welcher die Samenknospe des Taxus
bildet, bemerken wir an Fig. 8 noch drei längsdurchſchnittene Schuppen-

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[346/0380] 8. Der Taxus oder Eibenbaum, Taxus baccata Linné. In die ſo vieles Eigenthümliche zeigende Abtheilung der Gymno- ſpermen, der nacktſamigen Blüthen-Pflanzen, gehört mit den echten Nadelhölzern auch der Taxus; ja in einer weiteren Auffaſſung der Familie der Nadelhölzer oder Zapfenbäume werden auch der Taxus und einige andere verwandte Pflanzen mit zu dieſer Familie ſelbſt gezogen. Der Taxus iſt zweihäuſig, diöciſch, d. h. der eine Baum trägt blos männliche, ein anderer blos weibliche Blüthen. Beide ſind auf das be- ſcheidenſte Maaß der Ausbildung beſchränkt. Auf der Unterſeite der ge- fiedert beblätterten Triebe ſitzen in den Blattachſeln die kleinen männ- lichen Blüthen (LI. 1.), welche von ziemlich regelmäßig geſtellten Knospenſchuppen umgeben (3.) lediglich aus 4 bis 6 auf einem gemein- ſchaftlichen Träger verbundenen Staubbeuteln beſtehen (4.). Womöglich noch einfacher iſt die weibliche Blüthe. Sie ſteht ebenfalls in den Blattwinkeln und iſt, von ähnlichen Knospenſchuppen eingehüllt, ohne alle Spur von Blüthendecken eine nackte Samenknospe, welche wir ſonſt bei den Blüthenpflanzen von einem Fruchtknoten eingeſchloſſen und dieſen dann meiſt wieder von Kelch- und Blumenblättern umhüllt finden. Wir ſehen dies an der ſchwach vergrößerten Abbildung einer ſenkrecht durchſchnittenen weiblichen Taxusblüthe (7.). In dieſer höchſt einfachen Organiſation der weiblichen Blüthe liegt der Charakter der nacktſamigen Blüthenpflanzen oder Gymnoſpermen, da das Heiligthum der Samen- bildung, die Samenknospe — die wir in dem wohlverwahrten Innern noch ganz kleiner Gürkchen als Bläschen ſehen, aus welchen die Gurken- kerne werden — hier ganz frei liegt. Ein ſtärker vergrößerter Durch- ſchnitt einer andern weiblichen Blüthe wird uns dieſe einfache Bildung noch anſchaulicher machen (8.). Wir ſehen oben den Keimmund, Mikropyle, der Samenknospe, (8. *) d. i. eine Oeffnung in der einfachen Knospenhülle (l s), welche zu dem Innern der Samenknospe, zu dem ſogenannten Knospenkern, Nucleus (n c) führt, in welchem der Keimſack liegt, eine beſonders große Zelle, in welcher ſich der Keim (10. e) entwickelt. Unter dem kugeligen Körper, welcher die Samenknospe des Taxus bildet, bemerken wir an Fig. 8 noch drei längsdurchſchnittene Schuppen-

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/380>, abgerufen am 21.11.2024.