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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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und an der bedeckten untern Hälfte kaum dunkler als an der oberen
freien hell lederbräunlich gefärbten. Sie gehen oft in eine kurze ab-
gestumpfte Spitze aus und haben meist einen ausgenagten, welligen Rand.
Die Deckschuppen des ausgewachsenen Zapfens sind sehr verkümmert und
sitzen am Grunde der Samenschuppen.

Die Samen sind geflügelt, jedoch so, daß der Flügel an seinem
unteren Ende eine löffelartige Aushöhlung hat, in welche das spitzeiförmige
schwarzbraune Samenkorn eingedrückt und von einem schmalen Umschlage
des inneren Flügelrandes etwas gehalten wird. Der Flügel ist zungen-
förmig, stumpf zugerundet, rothgelb und fast symmetrisch (7). Die
Samen liegen wie bei allen echten Zapfenbäumen je zu 2 nebeneinander
an den Samenschuppen angedrückt.

Der Same reift im Oktober und fliegt je nach der Witterung theils
sofort, meist aber erst im nächsten Frühjahr ab. Die entleerten Zapfen, deren
Schuppen höchst regelmäßig in Schraubenlinien stehen und dann be-
deutend klaffen, fallen im Laufe des nächsten Jahres ab. Je nach dem
Standorte, dem Alter und Gesundheitszustande der Bäume erreichen die
Fichtenzapfen eine Länge von 3--7 Zoll und 1--21/2 Zoll Dicke (3).

Die Nadeln sind ziemlich gerade, kurz zugespitzt, mehr oder weniger
spitzig, deutlich vierseitig und stumpf vierkantig. An jeder der 4 Seiten
bemerkt man mit der Lupe 3--4 zierliche weiße Punktlinien. Der
Querschnitt der Nadel ist deutlich rautenförmig und oft sogar ziemlich
regelmäßig quadratisch (9). An den kräftigen Trieben des Wipfels sind
die Nadeln deutlich aufwärts gekrümmt. Sie stehen übrigens wie bei
allen Zapfenbäumen in Schraubenlinien rings um den ganzen Trieb
herum, sind aber an den dünnen Trieben langer meist hängender Aeste
oft deutlich nach 2 entgegengesetzten Seiten gerichtet.

Die Keimpflanze der Fichte (10) hat 6--9 Keimnadeln, welche
lang zugespitzt und viel länger als die Nadeln der Stammknospe sind.

Der Stamm alter im Schlusse erwachsener Bäume ist immer
walzenrund, kerzengerade und fällt nach oben langsam und allmälig aber
mehr als der der Tanne zu einem langausgezogenen Kegel ab. Die
Rinde alter Bäume ist düster graubraun und mit vielen kleinen Borken-
täfelchen bedeckt. Sie wird nicht leicht über 1/2 Zoll dick und enthält
eine gerbstoffreiche Bastschicht. Die Aeste bleiben auch an alten Fichten

und an der bedeckten untern Hälfte kaum dunkler als an der oberen
freien hell lederbräunlich gefärbten. Sie gehen oft in eine kurze ab-
geſtumpfte Spitze aus und haben meiſt einen ausgenagten, welligen Rand.
Die Deckſchuppen des ausgewachſenen Zapfens ſind ſehr verkümmert und
ſitzen am Grunde der Samenſchuppen.

Die Samen ſind geflügelt, jedoch ſo, daß der Flügel an ſeinem
unteren Ende eine löffelartige Aushöhlung hat, in welche das ſpitzeiförmige
ſchwarzbraune Samenkorn eingedrückt und von einem ſchmalen Umſchlage
des inneren Flügelrandes etwas gehalten wird. Der Flügel iſt zungen-
förmig, ſtumpf zugerundet, rothgelb und faſt ſymmetriſch (7). Die
Samen liegen wie bei allen echten Zapfenbäumen je zu 2 nebeneinander
an den Samenſchuppen angedrückt.

Der Same reift im Oktober und fliegt je nach der Witterung theils
ſofort, meiſt aber erſt im nächſten Frühjahr ab. Die entleerten Zapfen, deren
Schuppen höchſt regelmäßig in Schraubenlinien ſtehen und dann be-
deutend klaffen, fallen im Laufe des nächſten Jahres ab. Je nach dem
Standorte, dem Alter und Geſundheitszuſtande der Bäume erreichen die
Fichtenzapfen eine Länge von 3—7 Zoll und 1—2½ Zoll Dicke (3).

Die Nadeln ſind ziemlich gerade, kurz zugeſpitzt, mehr oder weniger
ſpitzig, deutlich vierſeitig und ſtumpf vierkantig. An jeder der 4 Seiten
bemerkt man mit der Lupe 3—4 zierliche weiße Punktlinien. Der
Querſchnitt der Nadel iſt deutlich rautenförmig und oft ſogar ziemlich
regelmäßig quadratiſch (9). An den kräftigen Trieben des Wipfels ſind
die Nadeln deutlich aufwärts gekrümmt. Sie ſtehen übrigens wie bei
allen Zapfenbäumen in Schraubenlinien rings um den ganzen Trieb
herum, ſind aber an den dünnen Trieben langer meiſt hängender Aeſte
oft deutlich nach 2 entgegengeſetzten Seiten gerichtet.

Die Keimpflanze der Fichte (10) hat 6—9 Keimnadeln, welche
lang zugeſpitzt und viel länger als die Nadeln der Stammknospe ſind.

Der Stamm alter im Schluſſe erwachſener Bäume iſt immer
walzenrund, kerzengerade und fällt nach oben langſam und allmälig aber
mehr als der der Tanne zu einem langausgezogenen Kegel ab. Die
Rinde alter Bäume iſt düſter graubraun und mit vielen kleinen Borken-
täfelchen bedeckt. Sie wird nicht leicht über ½ Zoll dick und enthält
eine gerbſtoffreiche Baſtſchicht. Die Aeſte bleiben auch an alten Fichten

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[306/0334] und an der bedeckten untern Hälfte kaum dunkler als an der oberen freien hell lederbräunlich gefärbten. Sie gehen oft in eine kurze ab- geſtumpfte Spitze aus und haben meiſt einen ausgenagten, welligen Rand. Die Deckſchuppen des ausgewachſenen Zapfens ſind ſehr verkümmert und ſitzen am Grunde der Samenſchuppen. Die Samen ſind geflügelt, jedoch ſo, daß der Flügel an ſeinem unteren Ende eine löffelartige Aushöhlung hat, in welche das ſpitzeiförmige ſchwarzbraune Samenkorn eingedrückt und von einem ſchmalen Umſchlage des inneren Flügelrandes etwas gehalten wird. Der Flügel iſt zungen- förmig, ſtumpf zugerundet, rothgelb und faſt ſymmetriſch (7). Die Samen liegen wie bei allen echten Zapfenbäumen je zu 2 nebeneinander an den Samenſchuppen angedrückt. Der Same reift im Oktober und fliegt je nach der Witterung theils ſofort, meiſt aber erſt im nächſten Frühjahr ab. Die entleerten Zapfen, deren Schuppen höchſt regelmäßig in Schraubenlinien ſtehen und dann be- deutend klaffen, fallen im Laufe des nächſten Jahres ab. Je nach dem Standorte, dem Alter und Geſundheitszuſtande der Bäume erreichen die Fichtenzapfen eine Länge von 3—7 Zoll und 1—2½ Zoll Dicke (3). Die Nadeln ſind ziemlich gerade, kurz zugeſpitzt, mehr oder weniger ſpitzig, deutlich vierſeitig und ſtumpf vierkantig. An jeder der 4 Seiten bemerkt man mit der Lupe 3—4 zierliche weiße Punktlinien. Der Querſchnitt der Nadel iſt deutlich rautenförmig und oft ſogar ziemlich regelmäßig quadratiſch (9). An den kräftigen Trieben des Wipfels ſind die Nadeln deutlich aufwärts gekrümmt. Sie ſtehen übrigens wie bei allen Zapfenbäumen in Schraubenlinien rings um den ganzen Trieb herum, ſind aber an den dünnen Trieben langer meiſt hängender Aeſte oft deutlich nach 2 entgegengeſetzten Seiten gerichtet. Die Keimpflanze der Fichte (10) hat 6—9 Keimnadeln, welche lang zugeſpitzt und viel länger als die Nadeln der Stammknospe ſind. Der Stamm alter im Schluſſe erwachſener Bäume iſt immer walzenrund, kerzengerade und fällt nach oben langſam und allmälig aber mehr als der der Tanne zu einem langausgezogenen Kegel ab. Die Rinde alter Bäume iſt düſter graubraun und mit vielen kleinen Borken- täfelchen bedeckt. Sie wird nicht leicht über ½ Zoll dick und enthält eine gerbſtoffreiche Baſtſchicht. Die Aeſte bleiben auch an alten Fichten

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/334>, abgerufen am 06.06.2024.