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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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Vieh durch aufgesteckte Strohwische verboten und je nach Bedürfniß wird
die Kultur auf verschiedene Weise umfriedigt.

Wenn der Forstmann es wenig in der Gewalt hat, für das Ge-
deihen seiner oft sehr ausgedehnten Kulturen Etwas unmittelbar zu thun,
so hat er auf der andern Seite mit mancherlei Hindernissen zu kämpfen,
welche dem Gedeihen seiner Kulturen in den Weg treten. Außer den
Insekten ist es namentlich das die Pflänzchen "verbeißende" Wild und
das wuchernde, verdämmende Aufschießen der Waldunkräuter, womit er
zu kämpfen hat, während er gegen Regenmangel und Sonnenbrand, die
zuweilen nicht minder störend einwirken, leider Nichts thun kann.

Daß bei dem geringen ja fast gänzlich mangelnden Ausschlagsver-
mögen bei der Kiefer und allen echten Nadelhölzern nur Saat und
Pflanzung bei der Verjüngung der Bestände angewendet werden kann,
versteht sich von selbst.

Den Kiefern-, Fichten- und Lärchensamen läßt man, nachdem die
Zapfen von nicht zu alten und nicht zu jungen Bäumen gepflückt worden
sind, meist in sogenannten Samendarren, auf in geheizten Gemächern
aufgestellten Hürden, ausfallen, was man ausklengen nennt und es
werden dann die Samen meist noch abgeflügelt. Das Aussäen oder
Stecken ganzer Zapfen, Zapfensaat, ist im Allgemeinen als eine Ver-
schwendung wenig empfehlenswerth.

Daß künstliche Aussaat vor der natürlichen ihre Vortheile habe,
liegt auf der Hand, weil sie gleichmäßiger und sicherer auszuführen und
man bei der natürlichen Besamung von der Windrichtung und anderen
Zufälligkeiten abhängig ist.

Der Same geht bei der Frühjahrssaat bei günstigen Verhältnissen
nach 5 -- 6 Wochen auf und der Unkundige hat sich dann wie auch bei
Fichte und Lärche zu hüten, daß er die Keimpflänzchen, nachdem dieselben
den Trieb zu entwickeln begonnen haben, nicht für Moospflänzchen
(namentlich Widerthon, Polytrichum) halte. Saaten und Pflanzungen,
nachdem letztere die Lebens-Störungen der Verpflanzung überwunden
haben, schließen sich, nachdem sie erst 3 -- 4 Fuß Höhe erreicht haben,
auf gutem Boden sehr dicht und verdämmen das Unkraut zwischen sich,
während sie gleichzeitig schon frühzeitig anfangen sich zu reinigen; und
dadurch erweist sich gerade am meisten bei der Kiefer die Berechtigung

Vieh durch aufgeſteckte Strohwiſche verboten und je nach Bedürfniß wird
die Kultur auf verſchiedene Weiſe umfriedigt.

Wenn der Forſtmann es wenig in der Gewalt hat, für das Ge-
deihen ſeiner oft ſehr ausgedehnten Kulturen Etwas unmittelbar zu thun,
ſo hat er auf der andern Seite mit mancherlei Hinderniſſen zu kämpfen,
welche dem Gedeihen ſeiner Kulturen in den Weg treten. Außer den
Inſekten iſt es namentlich das die Pflänzchen „verbeißende“ Wild und
das wuchernde, verdämmende Aufſchießen der Waldunkräuter, womit er
zu kämpfen hat, während er gegen Regenmangel und Sonnenbrand, die
zuweilen nicht minder ſtörend einwirken, leider Nichts thun kann.

Daß bei dem geringen ja faſt gänzlich mangelnden Ausſchlagsver-
mögen bei der Kiefer und allen echten Nadelhölzern nur Saat und
Pflanzung bei der Verjüngung der Beſtände angewendet werden kann,
verſteht ſich von ſelbſt.

Den Kiefern-, Fichten- und Lärchenſamen läßt man, nachdem die
Zapfen von nicht zu alten und nicht zu jungen Bäumen gepflückt worden
ſind, meiſt in ſogenannten Samendarren, auf in geheizten Gemächern
aufgeſtellten Hürden, ausfallen, was man ausklengen nennt und es
werden dann die Samen meiſt noch abgeflügelt. Das Ausſäen oder
Stecken ganzer Zapfen, Zapfenſaat, iſt im Allgemeinen als eine Ver-
ſchwendung wenig empfehlenswerth.

Daß künſtliche Ausſaat vor der natürlichen ihre Vortheile habe,
liegt auf der Hand, weil ſie gleichmäßiger und ſicherer auszuführen und
man bei der natürlichen Beſamung von der Windrichtung und anderen
Zufälligkeiten abhängig iſt.

Der Same geht bei der Frühjahrsſaat bei günſtigen Verhältniſſen
nach 5 — 6 Wochen auf und der Unkundige hat ſich dann wie auch bei
Fichte und Lärche zu hüten, daß er die Keimpflänzchen, nachdem dieſelben
den Trieb zu entwickeln begonnen haben, nicht für Moospflänzchen
(namentlich Widerthon, Polytrichum) halte. Saaten und Pflanzungen,
nachdem letztere die Lebens-Störungen der Verpflanzung überwunden
haben, ſchließen ſich, nachdem ſie erſt 3 — 4 Fuß Höhe erreicht haben,
auf gutem Boden ſehr dicht und verdämmen das Unkraut zwiſchen ſich,
während ſie gleichzeitig ſchon frühzeitig anfangen ſich zu reinigen; und
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[284/0310] Vieh durch aufgeſteckte Strohwiſche verboten und je nach Bedürfniß wird die Kultur auf verſchiedene Weiſe umfriedigt. Wenn der Forſtmann es wenig in der Gewalt hat, für das Ge- deihen ſeiner oft ſehr ausgedehnten Kulturen Etwas unmittelbar zu thun, ſo hat er auf der andern Seite mit mancherlei Hinderniſſen zu kämpfen, welche dem Gedeihen ſeiner Kulturen in den Weg treten. Außer den Inſekten iſt es namentlich das die Pflänzchen „verbeißende“ Wild und das wuchernde, verdämmende Aufſchießen der Waldunkräuter, womit er zu kämpfen hat, während er gegen Regenmangel und Sonnenbrand, die zuweilen nicht minder ſtörend einwirken, leider Nichts thun kann. Daß bei dem geringen ja faſt gänzlich mangelnden Ausſchlagsver- mögen bei der Kiefer und allen echten Nadelhölzern nur Saat und Pflanzung bei der Verjüngung der Beſtände angewendet werden kann, verſteht ſich von ſelbſt. Den Kiefern-, Fichten- und Lärchenſamen läßt man, nachdem die Zapfen von nicht zu alten und nicht zu jungen Bäumen gepflückt worden ſind, meiſt in ſogenannten Samendarren, auf in geheizten Gemächern aufgeſtellten Hürden, ausfallen, was man ausklengen nennt und es werden dann die Samen meiſt noch abgeflügelt. Das Ausſäen oder Stecken ganzer Zapfen, Zapfenſaat, iſt im Allgemeinen als eine Ver- ſchwendung wenig empfehlenswerth. Daß künſtliche Ausſaat vor der natürlichen ihre Vortheile habe, liegt auf der Hand, weil ſie gleichmäßiger und ſicherer auszuführen und man bei der natürlichen Beſamung von der Windrichtung und anderen Zufälligkeiten abhängig iſt. Der Same geht bei der Frühjahrsſaat bei günſtigen Verhältniſſen nach 5 — 6 Wochen auf und der Unkundige hat ſich dann wie auch bei Fichte und Lärche zu hüten, daß er die Keimpflänzchen, nachdem dieſelben den Trieb zu entwickeln begonnen haben, nicht für Moospflänzchen (namentlich Widerthon, Polytrichum) halte. Saaten und Pflanzungen, nachdem letztere die Lebens-Störungen der Verpflanzung überwunden haben, ſchließen ſich, nachdem ſie erſt 3 — 4 Fuß Höhe erreicht haben, auf gutem Boden ſehr dicht und verdämmen das Unkraut zwiſchen ſich, während ſie gleichzeitig ſchon frühzeitig anfangen ſich zu reinigen; und dadurch erweiſt ſich gerade am meiſten bei der Kiefer die Berechtigung

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/310>, abgerufen am 06.06.2024.