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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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doch kann man an dem Frischbleiben der Knospen erkennen, ob die
Pflanzen wieder ausschlagen und sich erholen werden.

Zu feuchter oder sonst ungeeigneter Boden oder eine Beeinträchtigung
des Abwärtsdringens der Pfahlwurzel erzeugt Kernfäule und Kern-
schäligkeit
. Letzteres bezeichnet die Erscheinung, daß sich einzelne
Jahresringe von einander ablösen, so daß beim Aufspalten des Holzes
der Kern frei herausfällt. Wegen des Harzreichthums kann die Kiefer,
wie uns schon die Harzgallen zeigten, Stammwunden leicht ausheilen.

Da die Kiefer wenn nicht die wichtigste, doch sicher eine der wichtig-
sten Holzarten Deutschlands ist, so ist es doppelt verhängnißvoll, daß
gerade sie am meisten durch Insektenfraß leidet. Dadurch wird die Be-
wirthschaftung eines Kiefernrevieres schwieriger, und erfordert mehr eine
unausgesetzte Aufmerksamkeit, als die eines andern.

Die zum Verderben der Kiefernforste verbündeten Feinde theilen sich
förmlich in die Rollen ihres Angriffs. Die Einen überfallen die jungen
Pflanzen der Kulturen, die Andern die ältern Bäumchen der Dickichte
oder des Stangenholzalters, wieder Andere warten mit ihrem Angriff,
bis die Kiefern zu Bäumen erwachsen sind. Auch in dem Orte ihres
Angriffs verfahren sie nach verschiedenen Plänen, je nachdem sie die
Wurzeln, Rinde, die jungen Triebe oder die Nadeln vernichten. In
dem ausgezeichneten Hülfsbuche Ratzeburgs (Die Waldverderber. 5. Aufl.
Berlin, Nicolaische Verlagsbuchh. 1860) für den von den Insekten be-
drohten Forstmann, sind nur die sehr schädlichen Insekten aufgenommen
und dennoch finden wir deren elf als Kieferfeinde aufgezählt und einen
zwölften blos deswegen an einer andern Stelle genannt, weil er anderen
Baumgattungen noch nachtheiliger ist, als der Kiefer.

Da wir jetzt zum erstenmal von den forstschädlichen Insekten zu
sprechen haben, so sei hier einiges Allgemeine über sie beigebracht.
Ratzeburg theilt dieselben in die vier Abtheilungen, der Nadelholz-
kulturverderber
und der Nadelholzbestandsverderber, Laub-
holzkulturverderber
und Laubholzbestandsverderber, woraus
hervorgeht, daß der Forstmann von dem Augenblicke an, wo seine Saaten
aufgehen, oder wo er seine Kulturen beendet -- die jungen Bäumchen
ausgepflanzt hat, bis zu der Zeit, wo er die Holzernte beginnt, eine
unausgesetzte Wachsamkeit und zwar weit mehr in Nadelholzwaldungen als

doch kann man an dem Friſchbleiben der Knospen erkennen, ob die
Pflanzen wieder ausſchlagen und ſich erholen werden.

Zu feuchter oder ſonſt ungeeigneter Boden oder eine Beeinträchtigung
des Abwärtsdringens der Pfahlwurzel erzeugt Kernfäule und Kern-
ſchäligkeit
. Letzteres bezeichnet die Erſcheinung, daß ſich einzelne
Jahresringe von einander ablöſen, ſo daß beim Aufſpalten des Holzes
der Kern frei herausfällt. Wegen des Harzreichthums kann die Kiefer,
wie uns ſchon die Harzgallen zeigten, Stammwunden leicht ausheilen.

Da die Kiefer wenn nicht die wichtigſte, doch ſicher eine der wichtig-
ſten Holzarten Deutſchlands iſt, ſo iſt es doppelt verhängnißvoll, daß
gerade ſie am meiſten durch Inſektenfraß leidet. Dadurch wird die Be-
wirthſchaftung eines Kiefernrevieres ſchwieriger, und erfordert mehr eine
unausgeſetzte Aufmerkſamkeit, als die eines andern.

Die zum Verderben der Kiefernforſte verbündeten Feinde theilen ſich
förmlich in die Rollen ihres Angriffs. Die Einen überfallen die jungen
Pflanzen der Kulturen, die Andern die ältern Bäumchen der Dickichte
oder des Stangenholzalters, wieder Andere warten mit ihrem Angriff,
bis die Kiefern zu Bäumen erwachſen ſind. Auch in dem Orte ihres
Angriffs verfahren ſie nach verſchiedenen Plänen, je nachdem ſie die
Wurzeln, Rinde, die jungen Triebe oder die Nadeln vernichten. In
dem ausgezeichneten Hülfsbuche Ratzeburgs (Die Waldverderber. 5. Aufl.
Berlin, Nicolaiſche Verlagsbuchh. 1860) für den von den Inſekten be-
drohten Forſtmann, ſind nur die ſehr ſchädlichen Inſekten aufgenommen
und dennoch finden wir deren elf als Kieferfeinde aufgezählt und einen
zwölften blos deswegen an einer andern Stelle genannt, weil er anderen
Baumgattungen noch nachtheiliger iſt, als der Kiefer.

Da wir jetzt zum erſtenmal von den forſtſchädlichen Inſekten zu
ſprechen haben, ſo ſei hier einiges Allgemeine über ſie beigebracht.
Ratzeburg theilt dieſelben in die vier Abtheilungen, der Nadelholz-
kulturverderber
und der Nadelholzbeſtandsverderber, Laub-
holzkulturverderber
und Laubholzbeſtandsverderber, woraus
hervorgeht, daß der Forſtmann von dem Augenblicke an, wo ſeine Saaten
aufgehen, oder wo er ſeine Kulturen beendet — die jungen Bäumchen
ausgepflanzt hat, bis zu der Zeit, wo er die Holzernte beginnt, eine
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[269/0295] doch kann man an dem Friſchbleiben der Knospen erkennen, ob die Pflanzen wieder ausſchlagen und ſich erholen werden. Zu feuchter oder ſonſt ungeeigneter Boden oder eine Beeinträchtigung des Abwärtsdringens der Pfahlwurzel erzeugt Kernfäule und Kern- ſchäligkeit. Letzteres bezeichnet die Erſcheinung, daß ſich einzelne Jahresringe von einander ablöſen, ſo daß beim Aufſpalten des Holzes der Kern frei herausfällt. Wegen des Harzreichthums kann die Kiefer, wie uns ſchon die Harzgallen zeigten, Stammwunden leicht ausheilen. Da die Kiefer wenn nicht die wichtigſte, doch ſicher eine der wichtig- ſten Holzarten Deutſchlands iſt, ſo iſt es doppelt verhängnißvoll, daß gerade ſie am meiſten durch Inſektenfraß leidet. Dadurch wird die Be- wirthſchaftung eines Kiefernrevieres ſchwieriger, und erfordert mehr eine unausgeſetzte Aufmerkſamkeit, als die eines andern. Die zum Verderben der Kiefernforſte verbündeten Feinde theilen ſich förmlich in die Rollen ihres Angriffs. Die Einen überfallen die jungen Pflanzen der Kulturen, die Andern die ältern Bäumchen der Dickichte oder des Stangenholzalters, wieder Andere warten mit ihrem Angriff, bis die Kiefern zu Bäumen erwachſen ſind. Auch in dem Orte ihres Angriffs verfahren ſie nach verſchiedenen Plänen, je nachdem ſie die Wurzeln, Rinde, die jungen Triebe oder die Nadeln vernichten. In dem ausgezeichneten Hülfsbuche Ratzeburgs (Die Waldverderber. 5. Aufl. Berlin, Nicolaiſche Verlagsbuchh. 1860) für den von den Inſekten be- drohten Forſtmann, ſind nur die ſehr ſchädlichen Inſekten aufgenommen und dennoch finden wir deren elf als Kieferfeinde aufgezählt und einen zwölften blos deswegen an einer andern Stelle genannt, weil er anderen Baumgattungen noch nachtheiliger iſt, als der Kiefer. Da wir jetzt zum erſtenmal von den forſtſchädlichen Inſekten zu ſprechen haben, ſo ſei hier einiges Allgemeine über ſie beigebracht. Ratzeburg theilt dieſelben in die vier Abtheilungen, der Nadelholz- kulturverderber und der Nadelholzbeſtandsverderber, Laub- holzkulturverderber und Laubholzbeſtandsverderber, woraus hervorgeht, daß der Forſtmann von dem Augenblicke an, wo ſeine Saaten aufgehen, oder wo er ſeine Kulturen beendet — die jungen Bäumchen ausgepflanzt hat, bis zu der Zeit, wo er die Holzernte beginnt, eine unausgeſetzte Wachſamkeit und zwar weit mehr in Nadelholzwaldungen als

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/295>, abgerufen am 22.12.2024.