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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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deckt wurden. Bei der allmäligen Ueberwallung der harzbedeckten Holz-
wunde mit neuem Holze wurde das bedeckende Harz eingeschlossen und
wieder verflüssigt und so entstand die Harzgalle, die also an alten
Stämmen zuweilen tief einwärts im Holze liegen kann.

Der Harzreichthum des Kiefernholzes ist die Ursache, daß die Jahres-
ringe an ihnen durch dunkle Färbung des Herbstholzes besonders deutlich
hervortreten.

Standort und Verbreitung der gemeinen Kiefer. Beides
zeigt die größten Manchfaltigkeiten. Es ist kaum eine Bodenbeschaffenheit,
welche nicht dennoch das Wachsthum und Gedeihen der Kiefer zuließe;
sie findet sich ebenso auf dürrem Sande, wie auf Moorboden, auf frucht-
barem Lehm, wie auf heißem Kalk. Es versteht sich aber von selbst, daß
eine Pflanze hinsichtlich ihres Gedeihens sich so großen Bodenverschieden-
heiten gegenüber nicht gleichgültig verhält, daß im Gegentheil eine gewisse
Bodenbeschaffenheit ihr am meisten zusagt. Die starke Pfahlwurzel der
Kiefer erfordert einen tiefgründigen Boden, in den sie leicht eindringen
kann; Lockerheit und einige Frische des Bodens sind daher die Haupt-
bedingungen für das Gedeihen der Kiefer. Ob eine gewisse Bodenart
der Kiefer zusage oder nicht, läßt sich übrigens, wenn er bereits Kiefern
trägt, an diesen selbst sehr leicht ermessen an der Länge und Kräftigkeit
der Triebe und Nadeln. Dies schließt freilich nicht aus, daß die Kiefern
zwar äußerlich das Bild strotzender Gesundheit, im Innern des Stammes
aber rothfaul sein können, was besonders auf sehr feuchtem und frucht-
baren Boden nicht selten vorkommt und in demselben Grade auch von
der Fichte gilt.

Die Verbreitung der gemeinen Kiefer erstreckt sich von dem
europäischen Alpengürtel bis zum äußersten Norden, soweit hier Baum-
wuchs möglich ist und östlich bis nach Polen und das mittlere Rußland.
Am Westrande Europas macht sie allmälig der Seekiefer, P. maritima,
Platz, während sie südlich jenseits der Alpen außer dieser auch noch durch
die Pinie und durch P. pinaster ersetzt wird. In Deutschland selbst ist sie,
wenn auch nicht gleichmäßig verbreitet, doch fast überall zu Hause; ihr
Hauptverbreitungsbezirk ist hier die zum Theil sandige, nördliche nament-
lich nordöstliche Hälfte unseres Vaterlandes. Hier bildet sie die bekannten,
zum Theil ihrer Unfruchtbarkeit wegen berüchtigten Heiden, denen nicht

deckt wurden. Bei der allmäligen Ueberwallung der harzbedeckten Holz-
wunde mit neuem Holze wurde das bedeckende Harz eingeſchloſſen und
wieder verflüſſigt und ſo entſtand die Harzgalle, die alſo an alten
Stämmen zuweilen tief einwärts im Holze liegen kann.

Der Harzreichthum des Kiefernholzes iſt die Urſache, daß die Jahres-
ringe an ihnen durch dunkle Färbung des Herbſtholzes beſonders deutlich
hervortreten.

Standort und Verbreitung der gemeinen Kiefer. Beides
zeigt die größten Manchfaltigkeiten. Es iſt kaum eine Bodenbeſchaffenheit,
welche nicht dennoch das Wachsthum und Gedeihen der Kiefer zuließe;
ſie findet ſich ebenſo auf dürrem Sande, wie auf Moorboden, auf frucht-
barem Lehm, wie auf heißem Kalk. Es verſteht ſich aber von ſelbſt, daß
eine Pflanze hinſichtlich ihres Gedeihens ſich ſo großen Bodenverſchieden-
heiten gegenüber nicht gleichgültig verhält, daß im Gegentheil eine gewiſſe
Bodenbeſchaffenheit ihr am meiſten zuſagt. Die ſtarke Pfahlwurzel der
Kiefer erfordert einen tiefgründigen Boden, in den ſie leicht eindringen
kann; Lockerheit und einige Friſche des Bodens ſind daher die Haupt-
bedingungen für das Gedeihen der Kiefer. Ob eine gewiſſe Bodenart
der Kiefer zuſage oder nicht, läßt ſich übrigens, wenn er bereits Kiefern
trägt, an dieſen ſelbſt ſehr leicht ermeſſen an der Länge und Kräftigkeit
der Triebe und Nadeln. Dies ſchließt freilich nicht aus, daß die Kiefern
zwar äußerlich das Bild ſtrotzender Geſundheit, im Innern des Stammes
aber rothfaul ſein können, was beſonders auf ſehr feuchtem und frucht-
baren Boden nicht ſelten vorkommt und in demſelben Grade auch von
der Fichte gilt.

Die Verbreitung der gemeinen Kiefer erſtreckt ſich von dem
europäiſchen Alpengürtel bis zum äußerſten Norden, ſoweit hier Baum-
wuchs möglich iſt und öſtlich bis nach Polen und das mittlere Rußland.
Am Weſtrande Europas macht ſie allmälig der Seekiefer, P. maritima,
Platz, während ſie ſüdlich jenſeits der Alpen außer dieſer auch noch durch
die Pinie und durch P. pinaster erſetzt wird. In Deutſchland ſelbſt iſt ſie,
wenn auch nicht gleichmäßig verbreitet, doch faſt überall zu Hauſe; ihr
Hauptverbreitungsbezirk iſt hier die zum Theil ſandige, nördliche nament-
lich nordöſtliche Hälfte unſeres Vaterlandes. Hier bildet ſie die bekannten,
zum Theil ihrer Unfruchtbarkeit wegen berüchtigten Heiden, denen nicht

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[267/0293] deckt wurden. Bei der allmäligen Ueberwallung der harzbedeckten Holz- wunde mit neuem Holze wurde das bedeckende Harz eingeſchloſſen und wieder verflüſſigt und ſo entſtand die Harzgalle, die alſo an alten Stämmen zuweilen tief einwärts im Holze liegen kann. Der Harzreichthum des Kiefernholzes iſt die Urſache, daß die Jahres- ringe an ihnen durch dunkle Färbung des Herbſtholzes beſonders deutlich hervortreten. Standort und Verbreitung der gemeinen Kiefer. Beides zeigt die größten Manchfaltigkeiten. Es iſt kaum eine Bodenbeſchaffenheit, welche nicht dennoch das Wachsthum und Gedeihen der Kiefer zuließe; ſie findet ſich ebenſo auf dürrem Sande, wie auf Moorboden, auf frucht- barem Lehm, wie auf heißem Kalk. Es verſteht ſich aber von ſelbſt, daß eine Pflanze hinſichtlich ihres Gedeihens ſich ſo großen Bodenverſchieden- heiten gegenüber nicht gleichgültig verhält, daß im Gegentheil eine gewiſſe Bodenbeſchaffenheit ihr am meiſten zuſagt. Die ſtarke Pfahlwurzel der Kiefer erfordert einen tiefgründigen Boden, in den ſie leicht eindringen kann; Lockerheit und einige Friſche des Bodens ſind daher die Haupt- bedingungen für das Gedeihen der Kiefer. Ob eine gewiſſe Bodenart der Kiefer zuſage oder nicht, läßt ſich übrigens, wenn er bereits Kiefern trägt, an dieſen ſelbſt ſehr leicht ermeſſen an der Länge und Kräftigkeit der Triebe und Nadeln. Dies ſchließt freilich nicht aus, daß die Kiefern zwar äußerlich das Bild ſtrotzender Geſundheit, im Innern des Stammes aber rothfaul ſein können, was beſonders auf ſehr feuchtem und frucht- baren Boden nicht ſelten vorkommt und in demſelben Grade auch von der Fichte gilt. Die Verbreitung der gemeinen Kiefer erſtreckt ſich von dem europäiſchen Alpengürtel bis zum äußerſten Norden, ſoweit hier Baum- wuchs möglich iſt und öſtlich bis nach Polen und das mittlere Rußland. Am Weſtrande Europas macht ſie allmälig der Seekiefer, P. maritima, Platz, während ſie ſüdlich jenſeits der Alpen außer dieſer auch noch durch die Pinie und durch P. pinaster erſetzt wird. In Deutſchland ſelbſt iſt ſie, wenn auch nicht gleichmäßig verbreitet, doch faſt überall zu Hauſe; ihr Hauptverbreitungsbezirk iſt hier die zum Theil ſandige, nördliche nament- lich nordöſtliche Hälfte unſeres Vaterlandes. Hier bildet ſie die bekannten, zum Theil ihrer Unfruchtbarkeit wegen berüchtigten Heiden, denen nicht

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/293>, abgerufen am 15.06.2024.