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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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den kleinern innern Kreis, während der äußere, größere Kreis die Um-
grenzung des zwischen beiden Zellen eingeschlossenen Luftraumes ist.

Nach dieser Erklärung werden wir nun die an den Figuren 1. 2. 3.
mit t bezeichneten Stellen der Zellenwand verstehen, denen man den
Namen Tüpfel gegeben hat, und nach welchem man die Holzzellen der
Nadelbäume Tüpfelzellen nennt. Die schematisirte Fig. 4., welche ich
aus Hartig's Lehrbuch für Förster entlehne, wird das Verständniß ver-
vollständigen. Sie zeigt eine von sechs Zellen, welche größtentheils
seitlich hinweggeschnitten sind, umlagerte siebente Zelle a aus Taxusholz,
welche außer den Tüpfeln auf der innern Zellenwand noch feine, spirale
Wulstlinien zeigt.

Die kleinen, schwarzen Löcher, welche wir an Fig. XIII. a auf
Seite 104 sahen und welche von feinen Harzgängen herrühren, werden
an unserer Fig. 1. durch h g erläutert. Wir sehen den von zartwandigen,
das Harz absondernden Zellen umlagerten Raum des Harzganges.

Die Markstrahlen (2. m) bestehen aus mauerförmigem Zellen-
gewebe, dessen Zellen mit einem großen Loche versehen sind, wodurch der
Säfte-Austausch zwischen ihnen und den vorbeistreichenden Holzzellen
vermittelt wird.

Zu den besonderen Eigenthümlichkeiten des Kiefernholzes zurück-
kehrend, so wissen wir, daß das Kernholz sich mehr, als bei Fichte,
Tanne, Lärche durch eine dunklere, rostrothe Färbung von dem Splint-
holze unterscheidet. An alten Kiefern füllt sich das Kernholz mehr und
mehr mit Harz und gewinnt dadurch die als "fett" bezeichnete Beschaffen-
heit, welche ihm namentlich gegen Witterungs-Veränderungen eine größere
Dauerhaftigkeit und daher zu manchem Gebrauch, z. B. zu Fensterrahmen
vorzügliche Verwendbarkeit verschafft. Diese "Verkienung" des Holzes
soll namentlich an alten stehen gebliebenen Stöcken durch Wurzelver-
wachsung sehr häufig erfolgen.

Außer den vorhin erwähnten Harzgängen findet man im Holze der
Kiefer und auch der übrigen harzführenden Bäume nicht selten sogenannte
Harzgallen, die beim Spalten unerwartet zu Tage kommen und
honigähnliches Harz ausfließen lassen. Sie rühren von ehemaligen
Rindenwunden her, durch welche eine Stelle des Holzes entblößt und
mit hartwerdendem Harz, gewissermaaßen mit einem Wundpflaster, be-

den kleinern innern Kreis, während der äußere, größere Kreis die Um-
grenzung des zwiſchen beiden Zellen eingeſchloſſenen Luftraumes iſt.

Nach dieſer Erklärung werden wir nun die an den Figuren 1. 2. 3.
mit t bezeichneten Stellen der Zellenwand verſtehen, denen man den
Namen Tüpfel gegeben hat, und nach welchem man die Holzzellen der
Nadelbäume Tüpfelzellen nennt. Die ſchematiſirte Fig. 4., welche ich
aus Hartig’s Lehrbuch für Förſter entlehne, wird das Verſtändniß ver-
vollſtändigen. Sie zeigt eine von ſechs Zellen, welche größtentheils
ſeitlich hinweggeſchnitten ſind, umlagerte ſiebente Zelle a aus Taxusholz,
welche außer den Tüpfeln auf der innern Zellenwand noch feine, ſpirale
Wulſtlinien zeigt.

Die kleinen, ſchwarzen Löcher, welche wir an Fig. XIII. a auf
Seite 104 ſahen und welche von feinen Harzgängen herrühren, werden
an unſerer Fig. 1. durch h g erläutert. Wir ſehen den von zartwandigen,
das Harz abſondernden Zellen umlagerten Raum des Harzganges.

Die Markſtrahlen (2. m) beſtehen aus mauerförmigem Zellen-
gewebe, deſſen Zellen mit einem großen Loche verſehen ſind, wodurch der
Säfte-Austauſch zwiſchen ihnen und den vorbeiſtreichenden Holzzellen
vermittelt wird.

Zu den beſonderen Eigenthümlichkeiten des Kiefernholzes zurück-
kehrend, ſo wiſſen wir, daß das Kernholz ſich mehr, als bei Fichte,
Tanne, Lärche durch eine dunklere, roſtrothe Färbung von dem Splint-
holze unterſcheidet. An alten Kiefern füllt ſich das Kernholz mehr und
mehr mit Harz und gewinnt dadurch die als „fett“ bezeichnete Beſchaffen-
heit, welche ihm namentlich gegen Witterungs-Veränderungen eine größere
Dauerhaftigkeit und daher zu manchem Gebrauch, z. B. zu Fenſterrahmen
vorzügliche Verwendbarkeit verſchafft. Dieſe „Verkienung“ des Holzes
ſoll namentlich an alten ſtehen gebliebenen Stöcken durch Wurzelver-
wachſung ſehr häufig erfolgen.

Außer den vorhin erwähnten Harzgängen findet man im Holze der
Kiefer und auch der übrigen harzführenden Bäume nicht ſelten ſogenannte
Harzgallen, die beim Spalten unerwartet zu Tage kommen und
honigähnliches Harz ausfließen laſſen. Sie rühren von ehemaligen
Rindenwunden her, durch welche eine Stelle des Holzes entblößt und
mit hartwerdendem Harz, gewiſſermaaßen mit einem Wundpflaſter, be-

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[266/0292] den kleinern innern Kreis, während der äußere, größere Kreis die Um- grenzung des zwiſchen beiden Zellen eingeſchloſſenen Luftraumes iſt. Nach dieſer Erklärung werden wir nun die an den Figuren 1. 2. 3. mit t bezeichneten Stellen der Zellenwand verſtehen, denen man den Namen Tüpfel gegeben hat, und nach welchem man die Holzzellen der Nadelbäume Tüpfelzellen nennt. Die ſchematiſirte Fig. 4., welche ich aus Hartig’s Lehrbuch für Förſter entlehne, wird das Verſtändniß ver- vollſtändigen. Sie zeigt eine von ſechs Zellen, welche größtentheils ſeitlich hinweggeſchnitten ſind, umlagerte ſiebente Zelle a aus Taxusholz, welche außer den Tüpfeln auf der innern Zellenwand noch feine, ſpirale Wulſtlinien zeigt. Die kleinen, ſchwarzen Löcher, welche wir an Fig. XIII. a auf Seite 104 ſahen und welche von feinen Harzgängen herrühren, werden an unſerer Fig. 1. durch h g erläutert. Wir ſehen den von zartwandigen, das Harz abſondernden Zellen umlagerten Raum des Harzganges. Die Markſtrahlen (2. m) beſtehen aus mauerförmigem Zellen- gewebe, deſſen Zellen mit einem großen Loche verſehen ſind, wodurch der Säfte-Austauſch zwiſchen ihnen und den vorbeiſtreichenden Holzzellen vermittelt wird. Zu den beſonderen Eigenthümlichkeiten des Kiefernholzes zurück- kehrend, ſo wiſſen wir, daß das Kernholz ſich mehr, als bei Fichte, Tanne, Lärche durch eine dunklere, roſtrothe Färbung von dem Splint- holze unterſcheidet. An alten Kiefern füllt ſich das Kernholz mehr und mehr mit Harz und gewinnt dadurch die als „fett“ bezeichnete Beſchaffen- heit, welche ihm namentlich gegen Witterungs-Veränderungen eine größere Dauerhaftigkeit und daher zu manchem Gebrauch, z. B. zu Fenſterrahmen vorzügliche Verwendbarkeit verſchafft. Dieſe „Verkienung“ des Holzes ſoll namentlich an alten ſtehen gebliebenen Stöcken durch Wurzelver- wachſung ſehr häufig erfolgen. Außer den vorhin erwähnten Harzgängen findet man im Holze der Kiefer und auch der übrigen harzführenden Bäume nicht ſelten ſogenannte Harzgallen, die beim Spalten unerwartet zu Tage kommen und honigähnliches Harz ausfließen laſſen. Sie rühren von ehemaligen Rindenwunden her, durch welche eine Stelle des Holzes entblößt und mit hartwerdendem Harz, gewiſſermaaßen mit einem Wundpflaſter, be-

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/292>, abgerufen am 07.06.2024.