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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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Was überhaupt die Farbe des Laubwerks betrifft, die wir doch auch
zur Ornamentik des Baumes ziehen müssen, so finden sich darin nicht
unerhebliche Verschiedenheiten und ist dabei außerdem noch darauf zu
achten, daß die Färbung der Blätter nach dem Alter derselben sich sehr
häufig einem Wechsel unterworfen zeigt. Manche Bäume haben, wie
z. B. die Eiche, die Espe und der Spitzahorn einige Zeit nach dem
Ausbrechen eine andre Farbe als später, ja nur wenige haben, wie z. B.
die Traubenkirsche, sogleich ihr volles Saftgrün. Bedeutender ist der
Farbenwechsel im Herbst, wodurch der Wald einige Zeit lang einen ganz
neuen Schmuck trägt, der geeignet ist in uns wehmüthige Empfindungen
zu erwecken. Wir haben jedoch hierüber schon früher (S. 185) Einiges
berührt, und werden später bei der Betrachtung der einzelnen Baum-
arten zuweilen darauf zurückkommen.

Wir gehen zu dem Einfluß der Blüthen und Früchte auf die
Ornamentik
der Laubhölzer über und haben, die Blüthen zunächst ins
Auge fassend, dabei zu unterscheiden zwischen denjenigen Bäumen, welche
vor dem Laube blühen und jenen, bei welchen Blätter und Blüthen
zugleich, oder die Blüthen selbst viel später als die Blätter erscheinen.

Fast ausnahmslos tragen bei denjenigen Bäumen, welche vor den
Blättern blühen, die Blüthen nicht viel dazu bei, den Baumkronen ein
eigenthümliches Gepräge zu geben, indem diese Blüthen sehr unvoll-
kommen sind, am allerwenigsten in das Auge fallende Blumenkronen haben.
In besonders reichen Samenjahren jedoch, die wir bereits mit diesem
Namen bezeichnen gelernt haben, sind selbst diese unvollständigen, dazu
meist sehr kleinen Blüthen doch geeignet, den wieder erwachten Bäumen
einen Charakter zu geben. Wer kennt nicht, um mit einem unsrer
größten Sträucher zu beginnen, die hängenden, schwefelgelben männlichen
Kätzchen der Hasel, welche fast zuerst im Frühjahr das wieder erwachte
Baumleben ankündigen und um deswillen von Jedermann mit Freude
begrüßt werden. Dasselbe läßt sich von den Weiden ganz besonders
rühmen, welche, wie die Sahlweide, ihre anfangs silberglänzend behaarten
Blüthenkätzchen lange vor den Blättern hervortreten lassen. Solche vor
den Blättern erblühenden Bäume sind ferner: die Rüstern, Erlen, Eschen,
Pappeln, die Kornelkirsche, der Zürgelbaum und der Schwarzdorn, welche
letzteren von allen genannten allein ansehnliche, vollständige Blüthen haben.

Was überhaupt die Farbe des Laubwerks betrifft, die wir doch auch
zur Ornamentik des Baumes ziehen müſſen, ſo finden ſich darin nicht
unerhebliche Verſchiedenheiten und iſt dabei außerdem noch darauf zu
achten, daß die Färbung der Blätter nach dem Alter derſelben ſich ſehr
häufig einem Wechſel unterworfen zeigt. Manche Bäume haben, wie
z. B. die Eiche, die Espe und der Spitzahorn einige Zeit nach dem
Ausbrechen eine andre Farbe als ſpäter, ja nur wenige haben, wie z. B.
die Traubenkirſche, ſogleich ihr volles Saftgrün. Bedeutender iſt der
Farbenwechſel im Herbſt, wodurch der Wald einige Zeit lang einen ganz
neuen Schmuck trägt, der geeignet iſt in uns wehmüthige Empfindungen
zu erwecken. Wir haben jedoch hierüber ſchon früher (S. 185) Einiges
berührt, und werden ſpäter bei der Betrachtung der einzelnen Baum-
arten zuweilen darauf zurückkommen.

Wir gehen zu dem Einfluß der Blüthen und Früchte auf die
Ornamentik
der Laubhölzer über und haben, die Blüthen zunächſt ins
Auge faſſend, dabei zu unterſcheiden zwiſchen denjenigen Bäumen, welche
vor dem Laube blühen und jenen, bei welchen Blätter und Blüthen
zugleich, oder die Blüthen ſelbſt viel ſpäter als die Blätter erſcheinen.

Faſt ausnahmslos tragen bei denjenigen Bäumen, welche vor den
Blättern blühen, die Blüthen nicht viel dazu bei, den Baumkronen ein
eigenthümliches Gepräge zu geben, indem dieſe Blüthen ſehr unvoll-
kommen ſind, am allerwenigſten in das Auge fallende Blumenkronen haben.
In beſonders reichen Samenjahren jedoch, die wir bereits mit dieſem
Namen bezeichnen gelernt haben, ſind ſelbſt dieſe unvollſtändigen, dazu
meiſt ſehr kleinen Blüthen doch geeignet, den wieder erwachten Bäumen
einen Charakter zu geben. Wer kennt nicht, um mit einem unſrer
größten Sträucher zu beginnen, die hängenden, ſchwefelgelben männlichen
Kätzchen der Haſel, welche faſt zuerſt im Frühjahr das wieder erwachte
Baumleben ankündigen und um deswillen von Jedermann mit Freude
begrüßt werden. Daſſelbe läßt ſich von den Weiden ganz beſonders
rühmen, welche, wie die Sahlweide, ihre anfangs ſilberglänzend behaarten
Blüthenkätzchen lange vor den Blättern hervortreten laſſen. Solche vor
den Blättern erblühenden Bäume ſind ferner: die Rüſtern, Erlen, Eſchen,
Pappeln, die Kornelkirſche, der Zürgelbaum und der Schwarzdorn, welche
letzteren von allen genannten allein anſehnliche, vollſtändige Blüthen haben.

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[228/0252] Was überhaupt die Farbe des Laubwerks betrifft, die wir doch auch zur Ornamentik des Baumes ziehen müſſen, ſo finden ſich darin nicht unerhebliche Verſchiedenheiten und iſt dabei außerdem noch darauf zu achten, daß die Färbung der Blätter nach dem Alter derſelben ſich ſehr häufig einem Wechſel unterworfen zeigt. Manche Bäume haben, wie z. B. die Eiche, die Espe und der Spitzahorn einige Zeit nach dem Ausbrechen eine andre Farbe als ſpäter, ja nur wenige haben, wie z. B. die Traubenkirſche, ſogleich ihr volles Saftgrün. Bedeutender iſt der Farbenwechſel im Herbſt, wodurch der Wald einige Zeit lang einen ganz neuen Schmuck trägt, der geeignet iſt in uns wehmüthige Empfindungen zu erwecken. Wir haben jedoch hierüber ſchon früher (S. 185) Einiges berührt, und werden ſpäter bei der Betrachtung der einzelnen Baum- arten zuweilen darauf zurückkommen. Wir gehen zu dem Einfluß der Blüthen und Früchte auf die Ornamentik der Laubhölzer über und haben, die Blüthen zunächſt ins Auge faſſend, dabei zu unterſcheiden zwiſchen denjenigen Bäumen, welche vor dem Laube blühen und jenen, bei welchen Blätter und Blüthen zugleich, oder die Blüthen ſelbſt viel ſpäter als die Blätter erſcheinen. Faſt ausnahmslos tragen bei denjenigen Bäumen, welche vor den Blättern blühen, die Blüthen nicht viel dazu bei, den Baumkronen ein eigenthümliches Gepräge zu geben, indem dieſe Blüthen ſehr unvoll- kommen ſind, am allerwenigſten in das Auge fallende Blumenkronen haben. In beſonders reichen Samenjahren jedoch, die wir bereits mit dieſem Namen bezeichnen gelernt haben, ſind ſelbſt dieſe unvollſtändigen, dazu meiſt ſehr kleinen Blüthen doch geeignet, den wieder erwachten Bäumen einen Charakter zu geben. Wer kennt nicht, um mit einem unſrer größten Sträucher zu beginnen, die hängenden, ſchwefelgelben männlichen Kätzchen der Haſel, welche faſt zuerſt im Frühjahr das wieder erwachte Baumleben ankündigen und um deswillen von Jedermann mit Freude begrüßt werden. Daſſelbe läßt ſich von den Weiden ganz beſonders rühmen, welche, wie die Sahlweide, ihre anfangs ſilberglänzend behaarten Blüthenkätzchen lange vor den Blättern hervortreten laſſen. Solche vor den Blättern erblühenden Bäume ſind ferner: die Rüſtern, Erlen, Eſchen, Pappeln, die Kornelkirſche, der Zürgelbaum und der Schwarzdorn, welche letzteren von allen genannten allein anſehnliche, vollſtändige Blüthen haben.

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/252>, abgerufen am 22.12.2024.