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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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Man kann mit gewissem Vorbehalt die Korkbildung eine normale,
gesunde Zellenverwucherung der Rinde, dagegen die Borkenbildung eine
abnorme, krankhafte nennen, wenn schon auch die Borkenbildung, wie
wir Alle wissen, an der Rinde der Bäume eine gesetzmäßige Erscheinung
und nicht eine vereinzelte Krankheitserscheinung ist.

Wenn wir die mit einem sehr scharfen Messer recht glatt geschnittene
Oberfläche eines Korkstöpsels mit einer gut vergrößernden Lupe betrachten,
so können wir sehen, daß die einzelnen Korkzellen in radiale Reihen
geordnet sind, so daß die Fläche dem in Fig. XIII. a (S. 101) abgebildeten
Nadelholz sehr ähnlich ist, nur muß man sich die an der genannten Figur
sichtbaren starken weißen Linien (die Markstrahlen des Holzes darstellend)
hinwegdenken. Durch diese Anordnung müssen die nach allen Dimensionen
gleichen Korkzellen durch gegenseitigen Druck so ziemlich eine würfelförmige
Gestalt annehmen.

Bekanntlich finden wir die Korkbildung, die von unseren Bäumen
am entschiedensten bei der Korkrüster, Ulmus suberosa, und bei dem
Feldahorn, Acer campestre, vorkommt, an den diesjährigen Trieben
meist noch nicht vorhanden. Jedoch ist dies gerade bei den beiden ge-
nannten Bäumen der Fall, und man kann namentlich an heurigen Trieben
der Korkrüster von der Spitze bis herab zu seiner Ursprungsstelle die
Korkbildung allmälig auftreten sehen.

Wenn die Korkbildung, zunächst mit einzelnen Korkzellen, beginnt,
ist immer die Oberhaut, Epidermis, der Rinde noch vorhanden, unter
welcher sie stattfindet.

Bei den meisten Bäumen finden schon auf der diesjährigen Rinde
räumlich genau umschriebene Korkwucherungen statt. Es sind dies die
meist länglich eirunden etwas erhabenen Rindenhöckerchen oder Len-
ticellen
, aus denen dann bei manchen Bäumen die weitere Korkbildung
ihren Ursprung nimmt. Wir sehen dieselben auf S. 63 als kleine rund-
liche Höckerchen der Rinde an Fig. 1. 2. und 3.

Durch die Zunahme der Korkschicht in der angegebenen radialen An-
einanderfügung von neuen Zellen, welche durch Quertheilung älterer
erfolgt, wird die Korkschicht bald so stark, daß die auf ihr sitzende Epi-
dermis zerreißt und dann entweder wie bei den Haselstäben als ringsum

Man kann mit gewiſſem Vorbehalt die Korkbildung eine normale,
geſunde Zellenverwucherung der Rinde, dagegen die Borkenbildung eine
abnorme, krankhafte nennen, wenn ſchon auch die Borkenbildung, wie
wir Alle wiſſen, an der Rinde der Bäume eine geſetzmäßige Erſcheinung
und nicht eine vereinzelte Krankheitserſcheinung iſt.

Wenn wir die mit einem ſehr ſcharfen Meſſer recht glatt geſchnittene
Oberfläche eines Korkſtöpſels mit einer gut vergrößernden Lupe betrachten,
ſo können wir ſehen, daß die einzelnen Korkzellen in radiale Reihen
geordnet ſind, ſo daß die Fläche dem in Fig. XIII. a (S. 101) abgebildeten
Nadelholz ſehr ähnlich iſt, nur muß man ſich die an der genannten Figur
ſichtbaren ſtarken weißen Linien (die Markſtrahlen des Holzes darſtellend)
hinwegdenken. Durch dieſe Anordnung müſſen die nach allen Dimenſionen
gleichen Korkzellen durch gegenſeitigen Druck ſo ziemlich eine würfelförmige
Geſtalt annehmen.

Bekanntlich finden wir die Korkbildung, die von unſeren Bäumen
am entſchiedenſten bei der Korkrüſter, Ulmus suberosa, und bei dem
Feldahorn, Acer campestre, vorkommt, an den diesjährigen Trieben
meiſt noch nicht vorhanden. Jedoch iſt dies gerade bei den beiden ge-
nannten Bäumen der Fall, und man kann namentlich an heurigen Trieben
der Korkrüſter von der Spitze bis herab zu ſeiner Urſprungsſtelle die
Korkbildung allmälig auftreten ſehen.

Wenn die Korkbildung, zunächſt mit einzelnen Korkzellen, beginnt,
iſt immer die Oberhaut, Epidermis, der Rinde noch vorhanden, unter
welcher ſie ſtattfindet.

Bei den meiſten Bäumen finden ſchon auf der diesjährigen Rinde
räumlich genau umſchriebene Korkwucherungen ſtatt. Es ſind dies die
meiſt länglich eirunden etwas erhabenen Rindenhöckerchen oder Len-
ticellen
, aus denen dann bei manchen Bäumen die weitere Korkbildung
ihren Urſprung nimmt. Wir ſehen dieſelben auf S. 63 als kleine rund-
liche Höckerchen der Rinde an Fig. 1. 2. und 3.

Durch die Zunahme der Korkſchicht in der angegebenen radialen An-
einanderfügung von neuen Zellen, welche durch Quertheilung älterer
erfolgt, wird die Korkſchicht bald ſo ſtark, daß die auf ihr ſitzende Epi-
dermis zerreißt und dann entweder wie bei den Haſelſtäben als ringsum

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[114/0138] Man kann mit gewiſſem Vorbehalt die Korkbildung eine normale, geſunde Zellenverwucherung der Rinde, dagegen die Borkenbildung eine abnorme, krankhafte nennen, wenn ſchon auch die Borkenbildung, wie wir Alle wiſſen, an der Rinde der Bäume eine geſetzmäßige Erſcheinung und nicht eine vereinzelte Krankheitserſcheinung iſt. Wenn wir die mit einem ſehr ſcharfen Meſſer recht glatt geſchnittene Oberfläche eines Korkſtöpſels mit einer gut vergrößernden Lupe betrachten, ſo können wir ſehen, daß die einzelnen Korkzellen in radiale Reihen geordnet ſind, ſo daß die Fläche dem in Fig. XIII. a (S. 101) abgebildeten Nadelholz ſehr ähnlich iſt, nur muß man ſich die an der genannten Figur ſichtbaren ſtarken weißen Linien (die Markſtrahlen des Holzes darſtellend) hinwegdenken. Durch dieſe Anordnung müſſen die nach allen Dimenſionen gleichen Korkzellen durch gegenſeitigen Druck ſo ziemlich eine würfelförmige Geſtalt annehmen. Bekanntlich finden wir die Korkbildung, die von unſeren Bäumen am entſchiedenſten bei der Korkrüſter, Ulmus suberosa, und bei dem Feldahorn, Acer campestre, vorkommt, an den diesjährigen Trieben meiſt noch nicht vorhanden. Jedoch iſt dies gerade bei den beiden ge- nannten Bäumen der Fall, und man kann namentlich an heurigen Trieben der Korkrüſter von der Spitze bis herab zu ſeiner Urſprungsſtelle die Korkbildung allmälig auftreten ſehen. Wenn die Korkbildung, zunächſt mit einzelnen Korkzellen, beginnt, iſt immer die Oberhaut, Epidermis, der Rinde noch vorhanden, unter welcher ſie ſtattfindet. Bei den meiſten Bäumen finden ſchon auf der diesjährigen Rinde räumlich genau umſchriebene Korkwucherungen ſtatt. Es ſind dies die meiſt länglich eirunden etwas erhabenen Rindenhöckerchen oder Len- ticellen, aus denen dann bei manchen Bäumen die weitere Korkbildung ihren Urſprung nimmt. Wir ſehen dieſelben auf S. 63 als kleine rund- liche Höckerchen der Rinde an Fig. 1. 2. und 3. Durch die Zunahme der Korkſchicht in der angegebenen radialen An- einanderfügung von neuen Zellen, welche durch Quertheilung älterer erfolgt, wird die Korkſchicht bald ſo ſtark, daß die auf ihr ſitzende Epi- dermis zerreißt und dann entweder wie bei den Haſelſtäben als ringsum

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/138>, abgerufen am 17.05.2024.