Daher kann ich auch nicht eine jede beliebige Baumrinde als Beispiel empfehlen, um daran den Rindenbau kennen zu lernen, wie dies bei dem Holzbau geschehen konnte, wo wir nur zwischen Nadel- und Laubholz zu unterscheiden hatten.
Man unterscheidet an der Rinde unserer Bäume gewöhnlich drei verschiedene Schichten: 1. die Bastschicht, 2. die Grünschicht und 3. die Rindenhaut, welche die äußerste ist. Diese Schichten sind aber nicht nur nicht immer alle drei vorhanden, sondern die eine oder die andere ist bei den verschiedenen Baumarten so verschieden gebildet, daß dadurch die verschiedensten Rindenbildungen hervorgehen. Schon in der räumlichen Ausdehnung ist die Rinde bei den verschiedenen Baumarten oft höchst verschieden; man erinnere sich an die dicke Rinde einer alten Eiche und an die kaum 3--4 Linien dicke des stärksten Buchenstammes.
Am zugänglichsten und zugleich am instruktivsten und zierlichsten ist der Bau der Lindenrinde, weshalb sie auch als Beispiel in nebenstehenden Figuren XIV. a. und b. abgebildet ist, von denen a. schon einmal als Fig. XII. auf Seite 97 gedient hat, um uns vorläufig zu zeigen, daß auch in der Rinde ein alljährlicher Schichtenzuwachs stattfindet.
Wir sehen uns zunächst den Querschnitt (a) an, an welchem wir deutlich drei verschiedene Gewebsmassen unterscheiden. Zu äußerst die dünne, aus platten Zellen gebildete Rindenhauth; unter dieser liegt eine ziemlich großzellige, deutlich in Querschichten abgetheilte Gewebsmasse, die Grünschichtg, welche gewissermaßen die Grundmasse bildet, in welche die dritte, die Bastschichtb, eingebettet ist. Diese letztere zeigt uns auf dem Querschnitt eigenthümlich flammige Figuren, durch welche die querge- schichtete Anordnung der Grünschicht mit hindurchgeht.
Die Rindenhaut besteht aus dickwandigen, tafelförmigen, sehr regelmäßig und fest aneinandergefügten Zellen und bildet daher eine nahezu undurchdringliche feste Hülle der unter ihr liegenden lebenskräftigeren Schichten. Aus den äußersten Zellenschichten der Grünschicht scheint sich während der Vegetationsperiode immer eine neue einfache Zellenschicht in eine neue Rindenhautschicht umzuwandeln, denn die inneren Schichten dieser letzteren sind weicher und heller je näher sie nach innen liegen und desto härter und dunkleren Inhaltes, je weiter sie nach außen liegen.
Daher kann ich auch nicht eine jede beliebige Baumrinde als Beiſpiel empfehlen, um daran den Rindenbau kennen zu lernen, wie dies bei dem Holzbau geſchehen konnte, wo wir nur zwiſchen Nadel- und Laubholz zu unterſcheiden hatten.
Man unterſcheidet an der Rinde unſerer Bäume gewöhnlich drei verſchiedene Schichten: 1. die Baſtſchicht, 2. die Grünſchicht und 3. die Rindenhaut, welche die äußerſte iſt. Dieſe Schichten ſind aber nicht nur nicht immer alle drei vorhanden, ſondern die eine oder die andere iſt bei den verſchiedenen Baumarten ſo verſchieden gebildet, daß dadurch die verſchiedenſten Rindenbildungen hervorgehen. Schon in der räumlichen Ausdehnung iſt die Rinde bei den verſchiedenen Baumarten oft höchſt verſchieden; man erinnere ſich an die dicke Rinde einer alten Eiche und an die kaum 3—4 Linien dicke des ſtärkſten Buchenſtammes.
Am zugänglichſten und zugleich am inſtruktivſten und zierlichſten iſt der Bau der Lindenrinde, weshalb ſie auch als Beiſpiel in nebenſtehenden Figuren XIV. a. und b. abgebildet iſt, von denen a. ſchon einmal als Fig. XII. auf Seite 97 gedient hat, um uns vorläufig zu zeigen, daß auch in der Rinde ein alljährlicher Schichtenzuwachs ſtattfindet.
Wir ſehen uns zunächſt den Querſchnitt (a) an, an welchem wir deutlich drei verſchiedene Gewebsmaſſen unterſcheiden. Zu äußerſt die dünne, aus platten Zellen gebildete Rindenhauth; unter dieſer liegt eine ziemlich großzellige, deutlich in Querſchichten abgetheilte Gewebsmaſſe, die Grünſchichtg, welche gewiſſermaßen die Grundmaſſe bildet, in welche die dritte, die Baſtſchichtb, eingebettet iſt. Dieſe letztere zeigt uns auf dem Querſchnitt eigenthümlich flammige Figuren, durch welche die querge- ſchichtete Anordnung der Grünſchicht mit hindurchgeht.
Die Rindenhaut beſteht aus dickwandigen, tafelförmigen, ſehr regelmäßig und feſt aneinandergefügten Zellen und bildet daher eine nahezu undurchdringliche feſte Hülle der unter ihr liegenden lebenskräftigeren Schichten. Aus den äußerſten Zellenſchichten der Grünſchicht ſcheint ſich während der Vegetationsperiode immer eine neue einfache Zellenſchicht in eine neue Rindenhautſchicht umzuwandeln, denn die inneren Schichten dieſer letzteren ſind weicher und heller je näher ſie nach innen liegen und deſto härter und dunkleren Inhaltes, je weiter ſie nach außen liegen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0134"n="110"/><p>Daher kann ich auch nicht eine jede beliebige Baumrinde als Beiſpiel<lb/>
empfehlen, um daran den Rindenbau kennen zu lernen, wie dies bei dem<lb/>
Holzbau geſchehen konnte, wo wir nur zwiſchen Nadel- und Laubholz zu<lb/>
unterſcheiden hatten.</p><lb/><p>Man unterſcheidet an der Rinde unſerer Bäume gewöhnlich drei<lb/>
verſchiedene Schichten: 1. die <hirendition="#g">Baſtſchicht</hi>, 2. die <hirendition="#g">Grünſchicht</hi> und<lb/>
3. die <hirendition="#g">Rindenhaut</hi>, welche die äußerſte iſt. Dieſe Schichten ſind aber<lb/>
nicht nur nicht immer alle drei vorhanden, ſondern die eine oder die<lb/>
andere iſt bei den verſchiedenen Baumarten ſo verſchieden gebildet, daß<lb/>
dadurch die verſchiedenſten Rindenbildungen hervorgehen. Schon in der<lb/>
räumlichen Ausdehnung iſt die Rinde bei den verſchiedenen Baumarten<lb/>
oft höchſt verſchieden; man erinnere ſich an die dicke Rinde einer alten<lb/>
Eiche und an die kaum 3—4 Linien dicke des ſtärkſten Buchenſtammes.</p><lb/><p>Am zugänglichſten und zugleich am inſtruktivſten und zierlichſten iſt<lb/>
der Bau der Lindenrinde, weshalb ſie auch als Beiſpiel in nebenſtehenden<lb/>
Figuren <hirendition="#aq">XIV. a.</hi> und <hirendition="#aq">b.</hi> abgebildet iſt, von denen <hirendition="#aq">a.</hi>ſchon einmal als<lb/>
Fig. <hirendition="#aq">XII.</hi> auf Seite 97 gedient hat, um uns vorläufig zu zeigen, daß<lb/>
auch in der Rinde ein alljährlicher Schichtenzuwachs ſtattfindet.</p><lb/><p>Wir ſehen uns zunächſt den Querſchnitt (<hirendition="#aq">a</hi>) an, an welchem wir<lb/>
deutlich drei verſchiedene Gewebsmaſſen unterſcheiden. Zu äußerſt die<lb/>
dünne, aus platten Zellen gebildete <hirendition="#g">Rindenhaut</hi><hirendition="#aq">h</hi>; unter dieſer liegt<lb/>
eine ziemlich großzellige, deutlich in Querſchichten abgetheilte Gewebsmaſſe,<lb/>
die <hirendition="#g">Grünſchicht</hi><hirendition="#aq">g</hi>, welche gewiſſermaßen die Grundmaſſe bildet, in welche<lb/>
die dritte, die <hirendition="#g">Baſtſchicht</hi><hirendition="#aq">b</hi>, eingebettet iſt. Dieſe letztere zeigt uns auf<lb/>
dem Querſchnitt eigenthümlich flammige Figuren, durch welche die querge-<lb/>ſchichtete Anordnung der Grünſchicht mit hindurchgeht.</p><lb/><p>Die <hirendition="#g">Rindenhaut</hi> beſteht aus dickwandigen, tafelförmigen, ſehr<lb/>
regelmäßig und feſt aneinandergefügten Zellen und bildet daher eine nahezu<lb/>
undurchdringliche feſte Hülle der unter ihr liegenden lebenskräftigeren<lb/>
Schichten. Aus den äußerſten Zellenſchichten der Grünſchicht ſcheint ſich<lb/>
während der Vegetationsperiode immer eine neue einfache Zellenſchicht in<lb/>
eine neue Rindenhautſchicht umzuwandeln, denn die inneren Schichten<lb/>
dieſer letzteren ſind weicher und heller je näher ſie nach innen liegen und<lb/>
deſto härter und dunkleren Inhaltes, je weiter ſie nach außen liegen.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[110/0134]
Daher kann ich auch nicht eine jede beliebige Baumrinde als Beiſpiel
empfehlen, um daran den Rindenbau kennen zu lernen, wie dies bei dem
Holzbau geſchehen konnte, wo wir nur zwiſchen Nadel- und Laubholz zu
unterſcheiden hatten.
Man unterſcheidet an der Rinde unſerer Bäume gewöhnlich drei
verſchiedene Schichten: 1. die Baſtſchicht, 2. die Grünſchicht und
3. die Rindenhaut, welche die äußerſte iſt. Dieſe Schichten ſind aber
nicht nur nicht immer alle drei vorhanden, ſondern die eine oder die
andere iſt bei den verſchiedenen Baumarten ſo verſchieden gebildet, daß
dadurch die verſchiedenſten Rindenbildungen hervorgehen. Schon in der
räumlichen Ausdehnung iſt die Rinde bei den verſchiedenen Baumarten
oft höchſt verſchieden; man erinnere ſich an die dicke Rinde einer alten
Eiche und an die kaum 3—4 Linien dicke des ſtärkſten Buchenſtammes.
Am zugänglichſten und zugleich am inſtruktivſten und zierlichſten iſt
der Bau der Lindenrinde, weshalb ſie auch als Beiſpiel in nebenſtehenden
Figuren XIV. a. und b. abgebildet iſt, von denen a. ſchon einmal als
Fig. XII. auf Seite 97 gedient hat, um uns vorläufig zu zeigen, daß
auch in der Rinde ein alljährlicher Schichtenzuwachs ſtattfindet.
Wir ſehen uns zunächſt den Querſchnitt (a) an, an welchem wir
deutlich drei verſchiedene Gewebsmaſſen unterſcheiden. Zu äußerſt die
dünne, aus platten Zellen gebildete Rindenhaut h; unter dieſer liegt
eine ziemlich großzellige, deutlich in Querſchichten abgetheilte Gewebsmaſſe,
die Grünſchicht g, welche gewiſſermaßen die Grundmaſſe bildet, in welche
die dritte, die Baſtſchicht b, eingebettet iſt. Dieſe letztere zeigt uns auf
dem Querſchnitt eigenthümlich flammige Figuren, durch welche die querge-
ſchichtete Anordnung der Grünſchicht mit hindurchgeht.
Die Rindenhaut beſteht aus dickwandigen, tafelförmigen, ſehr
regelmäßig und feſt aneinandergefügten Zellen und bildet daher eine nahezu
undurchdringliche feſte Hülle der unter ihr liegenden lebenskräftigeren
Schichten. Aus den äußerſten Zellenſchichten der Grünſchicht ſcheint ſich
während der Vegetationsperiode immer eine neue einfache Zellenſchicht in
eine neue Rindenhautſchicht umzuwandeln, denn die inneren Schichten
dieſer letzteren ſind weicher und heller je näher ſie nach innen liegen und
deſto härter und dunkleren Inhaltes, je weiter ſie nach außen liegen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/134>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.