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Roßmäßler, Emil Adolf: Das Süßwasser-Aquarium. Leipzig, 1857.

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Die Thiere des Aquariums.
durchreiben zu lassen, überziehe man den Reifen sammt den Fäden
mit einer dicken Lage von Gutta Percha, die man durch einen brennenden
Streifen davon aufträgt. Der Reifen hat einen etwa 4 Zoll langen Stiel
um damit das Netz an einen Stock befestigen zu können. Die Anwendung
dieses Netzes ist eine doppelte. Um die Thiere in Gräben und am Rande
von nicht zu sumpfigen Lachen zu fangen, streift man mit dem an dem
Stock befestigten Netze über den Boden derselben hin, indem man das
Ufer entlang hinschreitet und lies't von Zeit zu Zeit die gemachte Beute
zwischen den mit aufgerafften Blättern, Steinchen u. dgl. aus. Die Be-
schaffenheit des Grundes der Gewässer giebt es schon an die Hand, wie
man dabei zu verfahren hat. Eine unerwartet reiche Beute macht man
namentlich in Wiesengräben, in denen viel Wasserpflanzen wachsen, wo-
bei man das Netz fest auf dem Boden hinschleifen lassen muß. Die zweite
Anwendung des Netzes besteht darin, aus dem fauligen Bodensatze der
Sümpfe, Gräben und Teiche, der meist aus verwesenden Blättern und
Holzstückchen besteht, die Thiere zu sondern. Es ist ein besonders günstiger
Augenblick, wenn man im hohen Sommer einen Graben mit einem solchen
Bodensatz beinahe ausgetrocknet findet, weil alsdann in diesem die verschie-
denartigsten Thiere sich in Menge zusammengedrängt finden. Man thut
dann ein paar Hände voll dieses Bodensatzes in das Netz und spült ihn
darin in einem Gewässer aus, was sich in den meisten Fällen in der Nähe
finden wird, wobei die leichteren Blätter und andere fremdartige Dinge sich
leicht oben abschöpfen lassen, während sich alle Thiere auf dem Boden des
Netzes sammeln. Um auch die kleineren nicht zu verlieren, muß eben das
Netz sehr dichtmaschig sein, so daß z. B. Wickenkörner nicht mehr hin-
durchfallen könnten.

Das was man erbeutet hat, nimmt man entweder in Gläsern, die
man mit Moos oder Gras locker verschließt, mit nach Hause, oder in ge-
bundenen Schachteln, nicht in geleimten, weil diese aufweichen und aus-
einandergehen würden. Auf dem Trausport, selbst wenn er mehrere
Stunden in Anspruch nimmt, thut man in den Gläsern (bei den Schach-
teln verbietet es sich von selbst) kein Wasser hinzu, weil dieses mit Thie-

Die Thiere des Aquariums.
durchreiben zu laſſen, überziehe man den Reifen ſammt den Fäden
mit einer dicken Lage von Gutta Percha, die man durch einen brennenden
Streifen davon aufträgt. Der Reifen hat einen etwa 4 Zoll langen Stiel
um damit das Netz an einen Stock befeſtigen zu können. Die Anwendung
dieſes Netzes iſt eine doppelte. Um die Thiere in Gräben und am Rande
von nicht zu ſumpfigen Lachen zu fangen, ſtreift man mit dem an dem
Stock befeſtigten Netze über den Boden derſelben hin, indem man das
Ufer entlang hinſchreitet und lieſ’t von Zeit zu Zeit die gemachte Beute
zwiſchen den mit aufgerafften Blättern, Steinchen u. dgl. aus. Die Be-
ſchaffenheit des Grundes der Gewäſſer giebt es ſchon an die Hand, wie
man dabei zu verfahren hat. Eine unerwartet reiche Beute macht man
namentlich in Wieſengräben, in denen viel Waſſerpflanzen wachſen, wo-
bei man das Netz feſt auf dem Boden hinſchleifen laſſen muß. Die zweite
Anwendung des Netzes beſteht darin, aus dem fauligen Bodenſatze der
Sümpfe, Gräben und Teiche, der meiſt aus verweſenden Blättern und
Holzſtückchen beſteht, die Thiere zu ſondern. Es iſt ein beſonders günſtiger
Augenblick, wenn man im hohen Sommer einen Graben mit einem ſolchen
Bodenſatz beinahe ausgetrocknet findet, weil alsdann in dieſem die verſchie-
denartigſten Thiere ſich in Menge zuſammengedrängt finden. Man thut
dann ein paar Hände voll dieſes Bodenſatzes in das Netz und ſpült ihn
darin in einem Gewäſſer aus, was ſich in den meiſten Fällen in der Nähe
finden wird, wobei die leichteren Blätter und andere fremdartige Dinge ſich
leicht oben abſchöpfen laſſen, während ſich alle Thiere auf dem Boden des
Netzes ſammeln. Um auch die kleineren nicht zu verlieren, muß eben das
Netz ſehr dichtmaſchig ſein, ſo daß z. B. Wickenkörner nicht mehr hin-
durchfallen könnten.

Das was man erbeutet hat, nimmt man entweder in Gläſern, die
man mit Moos oder Gras locker verſchließt, mit nach Hauſe, oder in ge-
bundenen Schachteln, nicht in geleimten, weil dieſe aufweichen und aus-
einandergehen würden. Auf dem Trausport, ſelbſt wenn er mehrere
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teln verbietet es ſich von ſelbſt) kein Waſſer hinzu, weil dieſes mit Thie-

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[68/0084] Die Thiere des Aquariums. durchreiben zu laſſen, überziehe man den Reifen ſammt den Fäden mit einer dicken Lage von Gutta Percha, die man durch einen brennenden Streifen davon aufträgt. Der Reifen hat einen etwa 4 Zoll langen Stiel um damit das Netz an einen Stock befeſtigen zu können. Die Anwendung dieſes Netzes iſt eine doppelte. Um die Thiere in Gräben und am Rande von nicht zu ſumpfigen Lachen zu fangen, ſtreift man mit dem an dem Stock befeſtigten Netze über den Boden derſelben hin, indem man das Ufer entlang hinſchreitet und lieſ’t von Zeit zu Zeit die gemachte Beute zwiſchen den mit aufgerafften Blättern, Steinchen u. dgl. aus. Die Be- ſchaffenheit des Grundes der Gewäſſer giebt es ſchon an die Hand, wie man dabei zu verfahren hat. Eine unerwartet reiche Beute macht man namentlich in Wieſengräben, in denen viel Waſſerpflanzen wachſen, wo- bei man das Netz feſt auf dem Boden hinſchleifen laſſen muß. Die zweite Anwendung des Netzes beſteht darin, aus dem fauligen Bodenſatze der Sümpfe, Gräben und Teiche, der meiſt aus verweſenden Blättern und Holzſtückchen beſteht, die Thiere zu ſondern. Es iſt ein beſonders günſtiger Augenblick, wenn man im hohen Sommer einen Graben mit einem ſolchen Bodenſatz beinahe ausgetrocknet findet, weil alsdann in dieſem die verſchie- denartigſten Thiere ſich in Menge zuſammengedrängt finden. Man thut dann ein paar Hände voll dieſes Bodenſatzes in das Netz und ſpült ihn darin in einem Gewäſſer aus, was ſich in den meiſten Fällen in der Nähe finden wird, wobei die leichteren Blätter und andere fremdartige Dinge ſich leicht oben abſchöpfen laſſen, während ſich alle Thiere auf dem Boden des Netzes ſammeln. Um auch die kleineren nicht zu verlieren, muß eben das Netz ſehr dichtmaſchig ſein, ſo daß z. B. Wickenkörner nicht mehr hin- durchfallen könnten. Das was man erbeutet hat, nimmt man entweder in Gläſern, die man mit Moos oder Gras locker verſchließt, mit nach Hauſe, oder in ge- bundenen Schachteln, nicht in geleimten, weil dieſe aufweichen und aus- einandergehen würden. Auf dem Trausport, ſelbſt wenn er mehrere Stunden in Anſpruch nimmt, thut man in den Gläſern (bei den Schach- teln verbietet es ſich von ſelbſt) kein Waſſer hinzu, weil dieſes mit Thie-

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Das Süßwasser-Aquarium. Leipzig, 1857, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_suesswasseraquarium_1857/84>, abgerufen am 05.05.2024.