zu ienem reinen, tugendhaften, vergnügten Engelleben vorbereitet, sich nicht hier an die Ausübung alles deßen, was groß, edel und erhaben genannt wer- den kan, gewöhnet, der kan auch die Freuden der Tugend nicht in ienem Leben einernden. Was der Mensch säet, das wird er ernden. Wer auf sein Fleisch säet, der wird von dem Fleisch das Verderben ernden.
Wer aber auf den Geist säet, der wird von dem Geist das ewige Leben ernden. Gleichwie der Landmann, der guten Saamen auf seinen Acker streuet, wenn der Seegen des Himmels dazu kommt, auch Hofnung zu einer guten Ernde ha- ben kan, so darf auch derienige, der fleißig in gu- ten Werken ist, die aus der Quelle eines durch den Glauben an Christum gereinigten Herzens entsprin- gen, mit gutem Grunde eine reiche Freudenernde im ewigen Leben hoffen. Wir wißen wohl, daß wir mit allen unsern guten Werken nichts verdienen. Wie könnte dir Tugend etwas verdienstliches seyn, da sie selbst nichts anders als eine Wirkung der göttlichen Gnade, da sie so unvollkommen, da es ohnehin unsere Schuldigkeit ist, sie auszuüben? Nein, verdienstlich ist unsere Tugend nicht, wenn sie auch auf den höchsten Grad stiege, der unter Menschen möglich ist; aber sie ist unumgänglich nöthig, für dieienigen die seelig werden wollen; sie ist gleichsam der Saame unsers künftigen Glückes, und wenn wir sie nicht mit Eifer und Beständigkeit ausüben, so können wir weder hier noch dort glück- lich seyn. Ja, der Glaube an Christum und an
seine
B 3
Leben eine Saat auf die Ewigkeit ſey.
zu ienem reinen, tugendhaften, vergnügten Engelleben vorbereitet, ſich nicht hier an die Ausübung alles deßen, was groß, edel und erhaben genannt wer- den kan, gewöhnet, der kan auch die Freuden der Tugend nicht in ienem Leben einernden. Was der Menſch ſäet, das wird er ernden. Wer auf ſein Fleiſch ſäet, der wird von dem Fleiſch das Verderben ernden.
Wer aber auf den Geiſt ſäet, der wird von dem Geiſt das ewige Leben ernden. Gleichwie der Landmann, der guten Saamen auf ſeinen Acker ſtreuet, wenn der Seegen des Himmels dazu kommt, auch Hofnung zu einer guten Ernde ha- ben kan, ſo darf auch derienige, der fleißig in gu- ten Werken iſt, die aus der Quelle eines durch den Glauben an Chriſtum gereinigten Herzens entſprin- gen, mit gutem Grunde eine reiche Freudenernde im ewigen Leben hoffen. Wir wißen wohl, daß wir mit allen unſern guten Werken nichts verdienen. Wie könnte dir Tugend etwas verdienſtliches ſeyn, da ſie ſelbſt nichts anders als eine Wirkung der göttlichen Gnade, da ſie ſo unvollkommen, da es ohnehin unſere Schuldigkeit iſt, ſie auszuüben? Nein, verdienſtlich iſt unſere Tugend nicht, wenn ſie auch auf den höchſten Grad ſtiege, der unter Menſchen möglich iſt; aber ſie iſt unumgänglich nöthig, für dieienigen die ſeelig werden wollen; ſie iſt gleichſam der Saame unſers künftigen Glückes, und wenn wir ſie nicht mit Eifer und Beſtändigkeit ausüben, ſo können wir weder hier noch dort glück- lich ſeyn. Ja, der Glaube an Chriſtum und an
ſeine
B 3
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0033"n="21"/><fwplace="top"type="header">Leben eine Saat auf die Ewigkeit ſey.</fw><lb/>
zu ienem reinen, tugendhaften, vergnügten Engelleben<lb/>
vorbereitet, ſich nicht hier an die Ausübung alles<lb/>
deßen, was groß, edel und erhaben genannt wer-<lb/>
den kan, gewöhnet, der kan auch die Freuden der<lb/>
Tugend nicht in ienem Leben einernden. <hirendition="#fr">Was der<lb/>
Menſch ſäet, das wird er ernden. Wer auf<lb/>ſein Fleiſch ſäet, der wird von dem Fleiſch das<lb/>
Verderben ernden.</hi></p><lb/><p><hirendition="#fr">Wer aber auf den Geiſt ſäet, der wird von<lb/>
dem Geiſt das ewige Leben ernden.</hi> Gleichwie<lb/>
der Landmann, der guten Saamen auf ſeinen Acker<lb/>ſtreuet, wenn der Seegen des Himmels dazu<lb/>
kommt, auch Hofnung zu einer guten Ernde ha-<lb/>
ben kan, ſo darf auch derienige, der fleißig in gu-<lb/>
ten Werken iſt, die aus der Quelle eines durch den<lb/>
Glauben an Chriſtum gereinigten Herzens entſprin-<lb/>
gen, mit gutem Grunde eine reiche Freudenernde<lb/>
im ewigen Leben hoffen. Wir wißen wohl, daß<lb/>
wir mit allen unſern guten Werken nichts verdienen.<lb/>
Wie könnte dir Tugend etwas verdienſtliches ſeyn,<lb/>
da ſie ſelbſt nichts anders als eine Wirkung der<lb/>
göttlichen Gnade, da ſie ſo unvollkommen, da es<lb/>
ohnehin unſere Schuldigkeit iſt, ſie auszuüben?<lb/>
Nein, verdienſtlich iſt unſere Tugend nicht, wenn<lb/>ſie auch auf den höchſten Grad ſtiege, der unter<lb/>
Menſchen möglich iſt; aber ſie iſt unumgänglich<lb/>
nöthig, für dieienigen die ſeelig werden wollen; ſie<lb/>
iſt gleichſam der Saame unſers künftigen Glückes,<lb/>
und wenn wir ſie nicht mit Eifer und Beſtändigkeit<lb/>
ausüben, ſo können wir weder hier noch dort glück-<lb/>
lich ſeyn. Ja, der Glaube an Chriſtum und an<lb/><fwplace="bottom"type="sig">B 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſeine</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[21/0033]
Leben eine Saat auf die Ewigkeit ſey.
zu ienem reinen, tugendhaften, vergnügten Engelleben
vorbereitet, ſich nicht hier an die Ausübung alles
deßen, was groß, edel und erhaben genannt wer-
den kan, gewöhnet, der kan auch die Freuden der
Tugend nicht in ienem Leben einernden. Was der
Menſch ſäet, das wird er ernden. Wer auf
ſein Fleiſch ſäet, der wird von dem Fleiſch das
Verderben ernden.
Wer aber auf den Geiſt ſäet, der wird von
dem Geiſt das ewige Leben ernden. Gleichwie
der Landmann, der guten Saamen auf ſeinen Acker
ſtreuet, wenn der Seegen des Himmels dazu
kommt, auch Hofnung zu einer guten Ernde ha-
ben kan, ſo darf auch derienige, der fleißig in gu-
ten Werken iſt, die aus der Quelle eines durch den
Glauben an Chriſtum gereinigten Herzens entſprin-
gen, mit gutem Grunde eine reiche Freudenernde
im ewigen Leben hoffen. Wir wißen wohl, daß
wir mit allen unſern guten Werken nichts verdienen.
Wie könnte dir Tugend etwas verdienſtliches ſeyn,
da ſie ſelbſt nichts anders als eine Wirkung der
göttlichen Gnade, da ſie ſo unvollkommen, da es
ohnehin unſere Schuldigkeit iſt, ſie auszuüben?
Nein, verdienſtlich iſt unſere Tugend nicht, wenn
ſie auch auf den höchſten Grad ſtiege, der unter
Menſchen möglich iſt; aber ſie iſt unumgänglich
nöthig, für dieienigen die ſeelig werden wollen; ſie
iſt gleichſam der Saame unſers künftigen Glückes,
und wenn wir ſie nicht mit Eifer und Beſtändigkeit
ausüben, ſo können wir weder hier noch dort glück-
lich ſeyn. Ja, der Glaube an Chriſtum und an
ſeine
B 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/33>, abgerufen am 26.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.