Beßerung angelobet, noch den Eindruck von den väterlichen Züchtigungen in seinem Gemüthe behält. So wird auch durch die göttlichen Züchtigungen unser wahres Wohl nicht befördert, woferne wir nicht auf die Belehrungen seines Wortes merken, woferne wir nicht auf die väterlichen Winke, die er uns giebt gebührend achten.
Die Widerwärtigkeiten des Lebens, oder die göttlichen Züchtigungen werden alsdann wirkliche Beförderungsmittel unserer wahren Glückseeligkeit, wann wir sie so, wie David anwenden: damit ich, o Gott deine Rechte lerne, spricht er in unsern Text, darum hast du mich gedemüthiget: damit ich mich an deine heil. Befehle, die ich vielleicht bisher nicht sorgfältig genug vor Augen gehabt ha- be, desto lebhafter erinnere, sie in Ausübung brin- ge, folglich dadurch gebeßert, im Guten bevestiget, und immer näher mit dir vereiniget werde. Wir haben nemlich gezeigt, und es ist schon ohnehin einem ieden verständigen Christen bekannt, ia die Erfahrung selbst lehrt es, daß wir nur bey einem guten Gewißen und der Versicherung der Gnade Gottes im Gemüthe zufrieden, und voll Hofnung wegen der Zukunft, das ist, glücklich seyn kön- nen; folglich müßen uns die Leiden erst beßern, wenn sie unsere wahre Wohlfarth befördern sollen. Hierzu können aber widrige Begegniße dem Gott- losen und Frommen dienlich seyn. Erstlich dem Sünder, der bisher nur nach seinen Lüsten gelebet, und mit Hintansezung der Religion und des Ge- wißens sich vorsäzlich Lastern und Bosheiten erge- ben hatte. Gott hat mit bewundernswürdiger
Weis-
Zwölfte Betr. Die Widerw. des Leb.
Beßerung angelobet, noch den Eindruck von den väterlichen Züchtigungen in ſeinem Gemüthe behält. So wird auch durch die göttlichen Züchtigungen unſer wahres Wohl nicht befördert, woferne wir nicht auf die Belehrungen ſeines Wortes merken, woferne wir nicht auf die väterlichen Winke, die er uns giebt gebührend achten.
Die Widerwärtigkeiten des Lebens, oder die göttlichen Züchtigungen werden alsdann wirkliche Beförderungsmittel unſerer wahren Glückſeeligkeit, wann wir ſie ſo, wie David anwenden: damit ich, o Gott deine Rechte lerne, ſpricht er in unſern Text, darum haſt du mich gedemüthiget: damit ich mich an deine heil. Befehle, die ich vielleicht bisher nicht ſorgfältig genug vor Augen gehabt ha- be, deſto lebhafter erinnere, ſie in Ausübung brin- ge, folglich dadurch gebeßert, im Guten beveſtiget, und immer näher mit dir vereiniget werde. Wir haben nemlich gezeigt, und es iſt ſchon ohnehin einem ieden verſtändigen Chriſten bekannt, ia die Erfahrung ſelbſt lehrt es, daß wir nur bey einem guten Gewißen und der Verſicherung der Gnade Gottes im Gemüthe zufrieden, und voll Hofnung wegen der Zukunft, das iſt, glücklich ſeyn kön- nen; folglich müßen uns die Leiden erſt beßern, wenn ſie unſere wahre Wohlfarth befördern ſollen. Hierzu können aber widrige Begegniße dem Gott- loſen und Frommen dienlich ſeyn. Erſtlich dem Sünder, der bisher nur nach ſeinen Lüſten gelebet, und mit Hintanſezung der Religion und des Ge- wißens ſich vorſäzlich Laſtern und Bosheiten erge- ben hatte. Gott hat mit bewundernswürdiger
Weis-
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Zwölfte Betr. Die Widerw. des Leb.
Beßerung angelobet, noch den Eindruck von den
väterlichen Züchtigungen in ſeinem Gemüthe behält.
So wird auch durch die göttlichen Züchtigungen
unſer wahres Wohl nicht befördert, woferne wir
nicht auf die Belehrungen ſeines Wortes merken,
woferne wir nicht auf die väterlichen Winke, die er
uns giebt gebührend achten.
Die Widerwärtigkeiten des Lebens, oder die
göttlichen Züchtigungen werden alsdann wirkliche
Beförderungsmittel unſerer wahren Glückſeeligkeit,
wann wir ſie ſo, wie David anwenden: damit ich,
o Gott deine Rechte lerne, ſpricht er in unſern
Text, darum haſt du mich gedemüthiget: damit
ich mich an deine heil. Befehle, die ich vielleicht
bisher nicht ſorgfältig genug vor Augen gehabt ha-
be, deſto lebhafter erinnere, ſie in Ausübung brin-
ge, folglich dadurch gebeßert, im Guten beveſtiget,
und immer näher mit dir vereiniget werde. Wir
haben nemlich gezeigt, und es iſt ſchon ohnehin
einem ieden verſtändigen Chriſten bekannt, ia die
Erfahrung ſelbſt lehrt es, daß wir nur bey einem
guten Gewißen und der Verſicherung der Gnade
Gottes im Gemüthe zufrieden, und voll Hofnung
wegen der Zukunft, das iſt, glücklich ſeyn kön-
nen; folglich müßen uns die Leiden erſt beßern,
wenn ſie unſere wahre Wohlfarth befördern ſollen.
Hierzu können aber widrige Begegniße dem Gott-
loſen und Frommen dienlich ſeyn. Erſtlich dem
Sünder, der bisher nur nach ſeinen Lüſten gelebet,
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Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/192>, abgerufen am 16.02.2025.
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