Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778.als unserer wahren Glückseeligkeit. absprechen. Das hieße ihn aber verleugnen, undihn in der That nicht für Gott erkennen. David bekennet aber auch 2) daß ihm Gott diese Züchti- gungen zu seinem Besten auferlegt, oder sie als Be- förderungsmittel seiner wahren Glückseeligkeit über ihn verhänget habe. Denn die oft angeführten Worte haben in ihrer Sprache eigentlich diesen Sinn: Es ist mir gut, vortheilhaft, dienet zu meiner Wohlfarth, daß du mich gezüchtiget hast. So urtheilten auch die Apostel von den Trübsalen die ihnen begegneten, und damit trösteten sie die Christen in ihren Leiden. Nur einige wenige Aus- sprüche anzuführen, so schreibet Petrus an die zer- streueten Christen an welche sein Brief gerichtet ist, 1 Kap. 4, 12. folg. Meine Lieben, laßet euch die Hitze, oder vielmehr, schmerzlichen Leuterungen, die zur Prüfung unsers ächten Christenthums über euch verhänget werden, nicht befremden, als ob euch etwas befremdliches widerführe, sondern freuet euch vielmehr -- wenn ihr auch um Christi willen d. i. wegen der christlichen Religion geschmähet werdet, so seyd ihr doch seelig, und habt euch für glücklich zu schätzen. Paulus schreibt 2 Kor. 4, 17. Un- sre Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schaffer eine ewige, und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit. Wenn unser Leiden so gar eine ewi- ge und unaufhörliche Herrlichkeit zur Folge haben soll, wie kan es unsre wahre Wohlfarth noch deutlicher befördern? Am einleuchtensten ist die Stelle Ebr. 12, 6. folg. welchen der Herr lieb hat, den züchtiget er, er stäupet aber einen ieden Sohn den er aufnimmt, und seiner zärtlichen Liebe wür- M
als unſerer wahren Glückſeeligkeit. abſprechen. Das hieße ihn aber verleugnen, undihn in der That nicht für Gott erkennen. David bekennet aber auch 2) daß ihm Gott dieſe Züchti- gungen zu ſeinem Beſten auferlegt, oder ſie als Be- förderungsmittel ſeiner wahren Glückſeeligkeit über ihn verhänget habe. Denn die oft angeführten Worte haben in ihrer Sprache eigentlich dieſen Sinn: Es iſt mir gut, vortheilhaft, dienet zu meiner Wohlfarth, daß du mich gezüchtiget haſt. So urtheilten auch die Apoſtel von den Trübſalen die ihnen begegneten, und damit tröſteten ſie die Chriſten in ihren Leiden. Nur einige wenige Aus- ſprüche anzuführen, ſo ſchreibet Petrus an die zer- ſtreueten Chriſten an welche ſein Brief gerichtet iſt, 1 Kap. 4, 12. folg. Meine Lieben, laßet euch die Hitze, oder vielmehr, ſchmerzlichen Leuterungen, die zur Prüfung unſers ächten Chriſtenthums über euch verhänget werden, nicht befremden, als ob euch etwas befremdliches widerführe, ſondern freuet euch vielmehr — wenn ihr auch um Chriſti willen d. i. wegen der chriſtlichen Religion geſchmähet werdet, ſo ſeyd ihr doch ſeelig, und habt euch für glücklich zu ſchätzen. Paulus ſchreibt 2 Kor. 4, 17. Un- ſre Trübſal, die zeitlich und leicht iſt, ſchaffer eine ewige, und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit. Wenn unſer Leiden ſo gar eine ewi- ge und unaufhörliche Herrlichkeit zur Folge haben ſoll, wie kan es unſre wahre Wohlfarth noch deutlicher befördern? Am einleuchtenſten iſt die Stelle Ebr. 12, 6. folg. welchen der Herr lieb hat, den züchtiget er, er ſtäupet aber einen ieden Sohn den er aufnimmt, und ſeiner zärtlichen Liebe wür- M
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0189" n="177"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">als unſerer wahren Glückſeeligkeit.</hi></fw><lb/> abſprechen. Das hieße ihn aber verleugnen, und<lb/> ihn in der That nicht für Gott erkennen. David<lb/> bekennet aber auch 2) daß ihm Gott dieſe Züchti-<lb/> gungen zu ſeinem Beſten auferlegt, oder ſie als Be-<lb/> förderungsmittel ſeiner wahren Glückſeeligkeit über<lb/> ihn verhänget habe. Denn die oft angeführten<lb/> Worte haben in ihrer Sprache eigentlich dieſen<lb/> Sinn: Es iſt mir gut, vortheilhaft, dienet zu<lb/> meiner Wohlfarth, daß du mich gezüchtiget haſt.<lb/> So urtheilten auch die Apoſtel von den Trübſalen<lb/> die ihnen begegneten, und damit tröſteten ſie die<lb/> Chriſten in ihren Leiden. Nur einige wenige Aus-<lb/> ſprüche anzuführen, ſo ſchreibet Petrus an die zer-<lb/> ſtreueten Chriſten an welche ſein Brief gerichtet iſt,<lb/> 1 Kap. 4, 12. folg. Meine Lieben, laßet euch die<lb/> Hitze, oder vielmehr, ſchmerzlichen Leuterungen, die<lb/> zur Prüfung unſers ächten Chriſtenthums über euch<lb/> verhänget werden, nicht befremden, als ob euch<lb/> etwas befremdliches widerführe, ſondern freuet euch<lb/> vielmehr — wenn ihr auch um Chriſti willen d. i.<lb/> wegen der chriſtlichen Religion geſchmähet werdet,<lb/> ſo ſeyd ihr doch ſeelig, und habt euch für glücklich<lb/> zu ſchätzen. Paulus ſchreibt 2 Kor. 4, 17. <hi rendition="#fr">Un-<lb/> ſre Trübſal, die zeitlich und leicht iſt, ſchaffer<lb/> eine ewige, und über alle Maßen wichtige<lb/> Herrlichkeit.</hi> Wenn unſer Leiden ſo gar eine ewi-<lb/> ge und unaufhörliche Herrlichkeit zur Folge haben<lb/> ſoll, wie kan es unſre wahre Wohlfarth noch<lb/> deutlicher befördern? Am einleuchtenſten iſt die<lb/> Stelle Ebr. 12, 6. folg. welchen <hi rendition="#fr">der Herr lieb</hi><lb/> hat, den züchtiget er, er ſtäupet aber einen ieden<lb/> Sohn den er aufnimmt, und ſeiner zärtlichen Liebe<lb/> <fw place="bottom" type="sig">M</fw><fw place="bottom" type="catch">wür-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [177/0189]
als unſerer wahren Glückſeeligkeit.
abſprechen. Das hieße ihn aber verleugnen, und
ihn in der That nicht für Gott erkennen. David
bekennet aber auch 2) daß ihm Gott dieſe Züchti-
gungen zu ſeinem Beſten auferlegt, oder ſie als Be-
förderungsmittel ſeiner wahren Glückſeeligkeit über
ihn verhänget habe. Denn die oft angeführten
Worte haben in ihrer Sprache eigentlich dieſen
Sinn: Es iſt mir gut, vortheilhaft, dienet zu
meiner Wohlfarth, daß du mich gezüchtiget haſt.
So urtheilten auch die Apoſtel von den Trübſalen
die ihnen begegneten, und damit tröſteten ſie die
Chriſten in ihren Leiden. Nur einige wenige Aus-
ſprüche anzuführen, ſo ſchreibet Petrus an die zer-
ſtreueten Chriſten an welche ſein Brief gerichtet iſt,
1 Kap. 4, 12. folg. Meine Lieben, laßet euch die
Hitze, oder vielmehr, ſchmerzlichen Leuterungen, die
zur Prüfung unſers ächten Chriſtenthums über euch
verhänget werden, nicht befremden, als ob euch
etwas befremdliches widerführe, ſondern freuet euch
vielmehr — wenn ihr auch um Chriſti willen d. i.
wegen der chriſtlichen Religion geſchmähet werdet,
ſo ſeyd ihr doch ſeelig, und habt euch für glücklich
zu ſchätzen. Paulus ſchreibt 2 Kor. 4, 17. Un-
ſre Trübſal, die zeitlich und leicht iſt, ſchaffer
eine ewige, und über alle Maßen wichtige
Herrlichkeit. Wenn unſer Leiden ſo gar eine ewi-
ge und unaufhörliche Herrlichkeit zur Folge haben
ſoll, wie kan es unſre wahre Wohlfarth noch
deutlicher befördern? Am einleuchtenſten iſt die
Stelle Ebr. 12, 6. folg. welchen der Herr lieb
hat, den züchtiget er, er ſtäupet aber einen ieden
Sohn den er aufnimmt, und ſeiner zärtlichen Liebe
wür-
M
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern:
Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |