Die christliche Religion ist unter andern auch deßwegen von einem ieden nachdenkenden Menschen hoch zu schätzen, weil sie alleine im Stand ist, ihre aufrichtigen Verehrer unter den vielfälti- gen Mühseeligkeiten dieses auf eine dauerhafte Wei- se zu beruhigen, und in den allertraurigsten Zufäl- len mit Muth und Hofnung wegen einer unausbleib- lichen gewißen beßern Zukunft zu beleben. Sie versichert uns, daß Gott als der weiseste Vater schon von Ewigkeit her, unsere guten und bösen Tage abgewogen, und nichts anders über uns beschloßen hat, als was für unsre wahre Wohlfarth, und für das gemeine Beste am dienstlichsten ist; daß denen die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen müßen; daß wir unserm Erlöser auch hier- innen ähnlich werden; und daß wir nach diesem Leben ganz gewiß ein unaufhörliches Glück zu erwar- ten haben, wenn wir unserm Gott im Glauben, in der Gedult und einer standhaften Tugend bis an unsern letzten Augenblick zugethan bleiben. Alle diese Trostgründe zusammen genommen, sind so stark, wenn sie anders recht erwogen, und einem christli- chen Gemüthe in ihrer gehörigen Stärke vorgestel- let werden, daß wohl kein trauriger Umstand in der Welt gedacht werden kan, für welchen die christliche Religion keine Linderung in sich enthalten sollte. Ohne Zweifel werden manche, die dieses lesen, aus eigner Erfahrung wißen, was ich be- haupte, und vielleicht mehr als einmahl mit einem geprüften David das Bekenntnis abgelegt haben: Herr wo dein Gesetz, und die Verheißungen dei- nes Wortes nicht mein Trost gewesen wären,
so
als unſerer wahren Glückſeeligkeit.
Die chriſtliche Religion iſt unter andern auch deßwegen von einem ieden nachdenkenden Menſchen hoch zu ſchätzen, weil ſie alleine im Stand iſt, ihre aufrichtigen Verehrer unter den vielfälti- gen Mühſeeligkeiten dieſes auf eine dauerhafte Wei- ſe zu beruhigen, und in den allertraurigſten Zufäl- len mit Muth und Hofnung wegen einer unausbleib- lichen gewißen beßern Zukunft zu beleben. Sie verſichert uns, daß Gott als der weiſeſte Vater ſchon von Ewigkeit her, unſere guten und böſen Tage abgewogen, und nichts anders über uns beſchloßen hat, als was für unſre wahre Wohlfarth, und für das gemeine Beſte am dienſtlichſten iſt; daß denen die Gott lieben, alle Dinge zum Beſten dienen müßen; daß wir unſerm Erlöſer auch hier- innen ähnlich werden; und daß wir nach dieſem Leben ganz gewiß ein unaufhörliches Glück zu erwar- ten haben, wenn wir unſerm Gott im Glauben, in der Gedult und einer ſtandhaften Tugend bis an unſern letzten Augenblick zugethan bleiben. Alle dieſe Troſtgründe zuſammen genommen, ſind ſo ſtark, wenn ſie anders recht erwogen, und einem chriſtli- chen Gemüthe in ihrer gehörigen Stärke vorgeſtel- let werden, daß wohl kein trauriger Umſtand in der Welt gedacht werden kan, für welchen die chriſtliche Religion keine Linderung in ſich enthalten ſollte. Ohne Zweifel werden manche, die dieſes leſen, aus eigner Erfahrung wißen, was ich be- haupte, und vielleicht mehr als einmahl mit einem geprüften David das Bekenntnis abgelegt haben: Herr wo dein Geſetz, und die Verheißungen dei- nes Wortes nicht mein Troſt geweſen wären,
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als unſerer wahren Glückſeeligkeit.
Die chriſtliche Religion iſt unter andern auch
deßwegen von einem ieden nachdenkenden
Menſchen hoch zu ſchätzen, weil ſie alleine im Stand
iſt, ihre aufrichtigen Verehrer unter den vielfälti-
gen Mühſeeligkeiten dieſes auf eine dauerhafte Wei-
ſe zu beruhigen, und in den allertraurigſten Zufäl-
len mit Muth und Hofnung wegen einer unausbleib-
lichen gewißen beßern Zukunft zu beleben. Sie
verſichert uns, daß Gott als der weiſeſte Vater ſchon
von Ewigkeit her, unſere guten und böſen Tage
abgewogen, und nichts anders über uns beſchloßen
hat, als was für unſre wahre Wohlfarth, und
für das gemeine Beſte am dienſtlichſten iſt;
daß denen die Gott lieben, alle Dinge zum Beſten
dienen müßen; daß wir unſerm Erlöſer auch hier-
innen ähnlich werden; und daß wir nach dieſem
Leben ganz gewiß ein unaufhörliches Glück zu erwar-
ten haben, wenn wir unſerm Gott im Glauben, in
der Gedult und einer ſtandhaften Tugend bis an
unſern letzten Augenblick zugethan bleiben. Alle
dieſe Troſtgründe zuſammen genommen, ſind ſo ſtark,
wenn ſie anders recht erwogen, und einem chriſtli-
chen Gemüthe in ihrer gehörigen Stärke vorgeſtel-
let werden, daß wohl kein trauriger Umſtand in
der Welt gedacht werden kan, für welchen die
chriſtliche Religion keine Linderung in ſich enthalten
ſollte. Ohne Zweifel werden manche, die dieſes
leſen, aus eigner Erfahrung wißen, was ich be-
haupte, und vielleicht mehr als einmahl mit einem
geprüften David das Bekenntnis abgelegt haben:
Herr wo dein Geſetz, und die Verheißungen dei-
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Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/183>, abgerufen am 16.02.2025.
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