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Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778.

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Eilfte Betr. Von der wahren Liebe
betrachtet ihn als seinen gnädigen Vater und höch-
sten Wohlthäter, und freuet sich absonderlich auf
den erwünschten Zeitpunkt, da er den Gnadenlohn
seiner Treue und Beständigkeit empfangen wird.
Wer hingegen die ängstliche Besorgnis hat, daß
er an ienem Tage das Urtheil der Verdammnis,
und den Lohn seiner Bosheit empfangen werde,
der kan ia unmöglich sagen, daß er eine zärtliche,
aufrichtige, herzliche Liebe gegen Gott in seiner
Seele empfinde.

Christen, die ihr der durch Jesum Christum
erlangten Vergebung eurer Sünden gewiß versich-
ert seyd, die ihr euer ernstliches Bestreben seyn
lasset, den Glauben und ein gutes Gewißen zu be-
wahren, die ihr, frey von Heucheley, Betrug
und Vorstellung euch mit Freude und Beruhigung
sagen könnt, daß ihr euch von vorsätzlichen und
herrschenden Sünden enthaltet, die ihr die Auf-
richtigkeit eurer Liebe an den Früchten des Glau-
bens erkennet, wie glücklich und zufrieden könnt ihr
eure Tage zubringen! Genießet dieses Glück mit
frohem Herzen, und sehet euch vor, daß ihr das-
selbe nicht durch muthwillige Sünden verscherzet.
Aber sucht eure Liebe immer mehr zu erwecken, und
anzufeuren. Laßet uns ihn lieben, denn er hat
uns erst geliebet!
Er hat uns erst geliebet -- er
hat aus uns das gemacht, was wir sind, und ist
stets auf unsere wahre Wohlfarth bedacht. Er
will uns noch in iener unaufhörlichen Ewigkeit be-
glücken. Darum sandte er seinen Sohn in die
Welt; darum läßt er uns sein Wort verkündigen,
und giebt uns so vortrefliche Gelegenheiten und

Kräfte

Eilfte Betr. Von der wahren Liebe
betrachtet ihn als ſeinen gnädigen Vater und höch-
ſten Wohlthäter, und freuet ſich abſonderlich auf
den erwünſchten Zeitpunkt, da er den Gnadenlohn
ſeiner Treue und Beſtändigkeit empfangen wird.
Wer hingegen die ängſtliche Beſorgnis hat, daß
er an ienem Tage das Urtheil der Verdammnis,
und den Lohn ſeiner Bosheit empfangen werde,
der kan ia unmöglich ſagen, daß er eine zärtliche,
aufrichtige, herzliche Liebe gegen Gott in ſeiner
Seele empfinde.

Chriſten, die ihr der durch Jeſum Chriſtum
erlangten Vergebung eurer Sünden gewiß verſich-
ert ſeyd, die ihr euer ernſtliches Beſtreben ſeyn
laſſet, den Glauben und ein gutes Gewißen zu be-
wahren, die ihr, frey von Heucheley, Betrug
und Vorſtellung euch mit Freude und Beruhigung
ſagen könnt, daß ihr euch von vorſätzlichen und
herrſchenden Sünden enthaltet, die ihr die Auf-
richtigkeit eurer Liebe an den Früchten des Glau-
bens erkennet, wie glücklich und zufrieden könnt ihr
eure Tage zubringen! Genießet dieſes Glück mit
frohem Herzen, und ſehet euch vor, daß ihr daſ-
ſelbe nicht durch muthwillige Sünden verſcherzet.
Aber ſucht eure Liebe immer mehr zu erwecken, und
anzufeuren. Laßet uns ihn lieben, denn er hat
uns erſt geliebet!
Er hat uns erſt geliebet — er
hat aus uns das gemacht, was wir ſind, und iſt
ſtets auf unſere wahre Wohlfarth bedacht. Er
will uns noch in iener unaufhörlichen Ewigkeit be-
glücken. Darum ſandte er ſeinen Sohn in die
Welt; darum läßt er uns ſein Wort verkündigen,
und giebt uns ſo vortrefliche Gelegenheiten und

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[168/0180] Eilfte Betr. Von der wahren Liebe betrachtet ihn als ſeinen gnädigen Vater und höch- ſten Wohlthäter, und freuet ſich abſonderlich auf den erwünſchten Zeitpunkt, da er den Gnadenlohn ſeiner Treue und Beſtändigkeit empfangen wird. Wer hingegen die ängſtliche Beſorgnis hat, daß er an ienem Tage das Urtheil der Verdammnis, und den Lohn ſeiner Bosheit empfangen werde, der kan ia unmöglich ſagen, daß er eine zärtliche, aufrichtige, herzliche Liebe gegen Gott in ſeiner Seele empfinde. Chriſten, die ihr der durch Jeſum Chriſtum erlangten Vergebung eurer Sünden gewiß verſich- ert ſeyd, die ihr euer ernſtliches Beſtreben ſeyn laſſet, den Glauben und ein gutes Gewißen zu be- wahren, die ihr, frey von Heucheley, Betrug und Vorſtellung euch mit Freude und Beruhigung ſagen könnt, daß ihr euch von vorſätzlichen und herrſchenden Sünden enthaltet, die ihr die Auf- richtigkeit eurer Liebe an den Früchten des Glau- bens erkennet, wie glücklich und zufrieden könnt ihr eure Tage zubringen! Genießet dieſes Glück mit frohem Herzen, und ſehet euch vor, daß ihr daſ- ſelbe nicht durch muthwillige Sünden verſcherzet. Aber ſucht eure Liebe immer mehr zu erwecken, und anzufeuren. Laßet uns ihn lieben, denn er hat uns erſt geliebet! Er hat uns erſt geliebet — er hat aus uns das gemacht, was wir ſind, und iſt ſtets auf unſere wahre Wohlfarth bedacht. Er will uns noch in iener unaufhörlichen Ewigkeit be- glücken. Darum ſandte er ſeinen Sohn in die Welt; darum läßt er uns ſein Wort verkündigen, und giebt uns ſo vortrefliche Gelegenheiten und Kräfte

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Zitationshilfe: Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/180>, abgerufen am 21.11.2024.