Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite

Lehrer des menschlichen Geschlechts.
ten des Himmels theilhaftig werden können, denn
die Weisheit Gottes wuste ein Mittel uns zu ret-
ten, und du selbst hast durch dein Leiden und Tod
unsere große Verschuldung hinweggenommen. Nun
wißen wir, daß niemand verlohren werden soll,
wenn er nur an dich, den Versöhner und Welt-
heyland von ganzem Herzen glaubt, und sich nach
deinen heiligen Vorschriften bildet. Nun ist uns
die Erfüllung unserer Pflichten angenehm und leicht;
denn wenn wir es nur redlich meynen, so haben
wir uns den gewißen Beystand deines Geistes zu
versprechen, und dein erhabenes Beyspiel nebst den
frohen Erwartungen iener herrlichen Gnadenbeloh-
nungen muß uns mit dem freudigsten Muth beleben,
wenn auch noch so viele Schwierigkeiten uns umge-
ben sollten. Nun fehlt es uns an nichts, was uns
zu wißen nöthig war, um hier auf Erden ruhig
und zufrieden, und nach diesem kurzen, vergäng-
lichen Leben zu der unaufhörlichen Glückseeligkeit
zu gelangen, die Gott den Seinen bereitet hat.

Endlich 3) verdient unser Herr und Heyland
Jesus Christus auch um deßwillen den Nahmen des
grösten Lehrers, weil er von allem dem was er
lehrte, die allervollkommenste und untrieglichste
Gewißheit hatte. Alles unser Wißen ist mit vie-
ler Dunkelheit und Ungewißheit umgeben, und
derienigen Wahrheiten, die unsere Vernunft aus ei-
gener Einsicht mit völliger Gewißheit erkennt, ist
eine ungemein kleine Anzahl, wann wir dasienige
wegnehmen, worauf uns die augenscheinliche Er-
fahrung selbst führet. Heute beweisen und demon-

striren
I

Lehrer des menſchlichen Geſchlechts.
ten des Himmels theilhaftig werden können, denn
die Weisheit Gottes wuſte ein Mittel uns zu ret-
ten, und du ſelbſt haſt durch dein Leiden und Tod
unſere große Verſchuldung hinweggenommen. Nun
wißen wir, daß niemand verlohren werden ſoll,
wenn er nur an dich, den Verſöhner und Welt-
heyland von ganzem Herzen glaubt, und ſich nach
deinen heiligen Vorſchriften bildet. Nun iſt uns
die Erfüllung unſerer Pflichten angenehm und leicht;
denn wenn wir es nur redlich meynen, ſo haben
wir uns den gewißen Beyſtand deines Geiſtes zu
verſprechen, und dein erhabenes Beyſpiel nebſt den
frohen Erwartungen iener herrlichen Gnadenbeloh-
nungen muß uns mit dem freudigſten Muth beleben,
wenn auch noch ſo viele Schwierigkeiten uns umge-
ben ſollten. Nun fehlt es uns an nichts, was uns
zu wißen nöthig war, um hier auf Erden ruhig
und zufrieden, und nach dieſem kurzen, vergäng-
lichen Leben zu der unaufhörlichen Glückſeeligkeit
zu gelangen, die Gott den Seinen bereitet hat.

Endlich 3) verdient unſer Herr und Heyland
Jeſus Chriſtus auch um deßwillen den Nahmen des
gröſten Lehrers, weil er von allem dem was er
lehrte, die allervollkommenſte und untrieglichſte
Gewißheit hatte. Alles unſer Wißen iſt mit vie-
ler Dunkelheit und Ungewißheit umgeben, und
derienigen Wahrheiten, die unſere Vernunft aus ei-
gener Einſicht mit völliger Gewißheit erkennt, iſt
eine ungemein kleine Anzahl, wann wir dasienige
wegnehmen, worauf uns die augenſcheinliche Er-
fahrung ſelbſt führet. Heute beweiſen und demon-

ſtriren
I
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0141" n="129"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Lehrer des men&#x017F;chlichen Ge&#x017F;chlechts.</hi></fw><lb/>
ten des Himmels theilhaftig werden können, denn<lb/>
die Weisheit Gottes wu&#x017F;te ein Mittel uns zu ret-<lb/>
ten, und du &#x017F;elb&#x017F;t ha&#x017F;t durch dein Leiden und Tod<lb/>
un&#x017F;ere große Ver&#x017F;chuldung hinweggenommen. Nun<lb/>
wißen wir, daß niemand verlohren werden &#x017F;oll,<lb/>
wenn er nur an dich, den Ver&#x017F;öhner und Welt-<lb/>
heyland von ganzem Herzen glaubt, und &#x017F;ich nach<lb/>
deinen heiligen Vor&#x017F;chriften bildet. Nun i&#x017F;t uns<lb/>
die Erfüllung un&#x017F;erer Pflichten angenehm und leicht;<lb/>
denn wenn wir es nur redlich meynen, &#x017F;o haben<lb/>
wir uns den gewißen Bey&#x017F;tand deines Gei&#x017F;tes zu<lb/>
ver&#x017F;prechen, und dein erhabenes Bey&#x017F;piel neb&#x017F;t den<lb/>
frohen Erwartungen iener herrlichen Gnadenbeloh-<lb/>
nungen muß uns mit dem freudig&#x017F;ten Muth beleben,<lb/>
wenn auch noch &#x017F;o viele Schwierigkeiten uns umge-<lb/>
ben &#x017F;ollten. Nun fehlt es uns an nichts, was uns<lb/>
zu wißen nöthig war, um hier auf Erden ruhig<lb/>
und zufrieden, und nach die&#x017F;em kurzen, vergäng-<lb/>
lichen Leben zu der unaufhörlichen Glück&#x017F;eeligkeit<lb/>
zu gelangen, die Gott den Seinen bereitet hat.</p><lb/>
        <p>Endlich 3) verdient un&#x017F;er Herr und Heyland<lb/>
Je&#x017F;us Chri&#x017F;tus auch um deßwillen den Nahmen des<lb/>
grö&#x017F;ten Lehrers, weil er von allem dem was er<lb/>
lehrte, die allervollkommen&#x017F;te und untrieglich&#x017F;te<lb/>
Gewißheit hatte. Alles un&#x017F;er Wißen i&#x017F;t mit vie-<lb/>
ler Dunkelheit und Ungewißheit umgeben, und<lb/>
derienigen Wahrheiten, die un&#x017F;ere Vernunft aus ei-<lb/>
gener Ein&#x017F;icht mit völliger Gewißheit erkennt, i&#x017F;t<lb/>
eine ungemein kleine Anzahl, wann wir dasienige<lb/>
wegnehmen, worauf uns die augen&#x017F;cheinliche Er-<lb/>
fahrung &#x017F;elb&#x017F;t führet. Heute bewei&#x017F;en und demon-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">I</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;triren</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[129/0141] Lehrer des menſchlichen Geſchlechts. ten des Himmels theilhaftig werden können, denn die Weisheit Gottes wuſte ein Mittel uns zu ret- ten, und du ſelbſt haſt durch dein Leiden und Tod unſere große Verſchuldung hinweggenommen. Nun wißen wir, daß niemand verlohren werden ſoll, wenn er nur an dich, den Verſöhner und Welt- heyland von ganzem Herzen glaubt, und ſich nach deinen heiligen Vorſchriften bildet. Nun iſt uns die Erfüllung unſerer Pflichten angenehm und leicht; denn wenn wir es nur redlich meynen, ſo haben wir uns den gewißen Beyſtand deines Geiſtes zu verſprechen, und dein erhabenes Beyſpiel nebſt den frohen Erwartungen iener herrlichen Gnadenbeloh- nungen muß uns mit dem freudigſten Muth beleben, wenn auch noch ſo viele Schwierigkeiten uns umge- ben ſollten. Nun fehlt es uns an nichts, was uns zu wißen nöthig war, um hier auf Erden ruhig und zufrieden, und nach dieſem kurzen, vergäng- lichen Leben zu der unaufhörlichen Glückſeeligkeit zu gelangen, die Gott den Seinen bereitet hat. Endlich 3) verdient unſer Herr und Heyland Jeſus Chriſtus auch um deßwillen den Nahmen des gröſten Lehrers, weil er von allem dem was er lehrte, die allervollkommenſte und untrieglichſte Gewißheit hatte. Alles unſer Wißen iſt mit vie- ler Dunkelheit und Ungewißheit umgeben, und derienigen Wahrheiten, die unſere Vernunft aus ei- gener Einſicht mit völliger Gewißheit erkennt, iſt eine ungemein kleine Anzahl, wann wir dasienige wegnehmen, worauf uns die augenſcheinliche Er- fahrung ſelbſt führet. Heute beweiſen und demon- ſtriren I

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/141
Zitationshilfe: Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/141>, abgerufen am 18.07.2024.