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Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778.

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Achte Betr. Die hohe Würde
ser, erhabener Beherrscher der ganzen vernünftigen
Schöpfung -- welche Freude, wenn ich meinen
ewigen Aufenthalt in ienen himmlischen Gegen-
den haben werde, wo man der Tugend nicht
mehr spottet, wo Neid, und Bosheit, und Be-
trug, und Arglist und Falschheit meine Ruhe nicht
mehr stören kan, wo ich mich unter lauter men-
schenfreundlichen, tugendhaften und edel denken-
den Mitseeligen befinden werde! Welche göttliche
Wollust, wann dann das Lob des Schöpfers, wann
Dank und Freudenlieder, worein kein Trauerton
sich mischen darf, wann die Verherrlichung des
großen Gottes und unsers großen Erre tters un-
sere beständige Beschäftigung seyn wird. Ich
will gerne hier leiden, was ich um Wahrheit wil-
len leiden soll; gerne will ich mit dir niedrig seyn,
mein Gott und König, weil eine so große Ehre
und Glückseeligkeit darauf erfolgen wird. Gieb
mir nur Kraft und Gnade, dir treu zu seyn, und
bilde mich immer mehr zu dem, der ich seyn muß,
wenn ich ein Mitgenoße iener himmlischen reinen
Freuden seyn will. Ein Vorbild bist du mir,
ach bilde mich nach dir, du mein Alles, laß mich
wie du, und wo du bist einst finden Ruh.



Neunte

Achte Betr. Die hohe Würde
ſer, erhabener Beherrſcher der ganzen vernünftigen
Schöpfung — welche Freude, wenn ich meinen
ewigen Aufenthalt in ienen himmliſchen Gegen-
den haben werde, wo man der Tugend nicht
mehr ſpottet, wo Neid, und Bosheit, und Be-
trug, und Argliſt und Falſchheit meine Ruhe nicht
mehr ſtören kan, wo ich mich unter lauter men-
ſchenfreundlichen, tugendhaften und edel denken-
den Mitſeeligen befinden werde! Welche göttliche
Wolluſt, wann dann das Lob des Schöpfers, wann
Dank und Freudenlieder, worein kein Trauerton
ſich miſchen darf, wann die Verherrlichung des
großen Gottes und unſers großen Erre tters un-
ſere beſtändige Beſchäftigung ſeyn wird. Ich
will gerne hier leiden, was ich um Wahrheit wil-
len leiden ſoll; gerne will ich mit dir niedrig ſeyn,
mein Gott und König, weil eine ſo große Ehre
und Glückſeeligkeit darauf erfolgen wird. Gieb
mir nur Kraft und Gnade, dir treu zu ſeyn, und
bilde mich immer mehr zu dem, der ich ſeyn muß,
wenn ich ein Mitgenoße iener himmliſchen reinen
Freuden ſeyn will. Ein Vorbild biſt du mir,
ach bilde mich nach dir, du mein Alles, laß mich
wie du, und wo du biſt einſt finden Ruh.



Neunte
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[118/0130] Achte Betr. Die hohe Würde ſer, erhabener Beherrſcher der ganzen vernünftigen Schöpfung — welche Freude, wenn ich meinen ewigen Aufenthalt in ienen himmliſchen Gegen- den haben werde, wo man der Tugend nicht mehr ſpottet, wo Neid, und Bosheit, und Be- trug, und Argliſt und Falſchheit meine Ruhe nicht mehr ſtören kan, wo ich mich unter lauter men- ſchenfreundlichen, tugendhaften und edel denken- den Mitſeeligen befinden werde! Welche göttliche Wolluſt, wann dann das Lob des Schöpfers, wann Dank und Freudenlieder, worein kein Trauerton ſich miſchen darf, wann die Verherrlichung des großen Gottes und unſers großen Erre tters un- ſere beſtändige Beſchäftigung ſeyn wird. Ich will gerne hier leiden, was ich um Wahrheit wil- len leiden ſoll; gerne will ich mit dir niedrig ſeyn, mein Gott und König, weil eine ſo große Ehre und Glückſeeligkeit darauf erfolgen wird. Gieb mir nur Kraft und Gnade, dir treu zu ſeyn, und bilde mich immer mehr zu dem, der ich ſeyn muß, wenn ich ein Mitgenoße iener himmliſchen reinen Freuden ſeyn will. Ein Vorbild biſt du mir, ach bilde mich nach dir, du mein Alles, laß mich wie du, und wo du biſt einſt finden Ruh. Neunte

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Zitationshilfe: Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/130>, abgerufen am 18.07.2024.