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Rosenkranz, Karl: Ästhetik des Häßlichen. Königsberg, 1853.

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Eben deshalb aber wird nun hier auch die Häßlichkeit in viel
bestimmterer Weise möglich. Es ist Aufgabe der besondern
Betrachtung des Naturschönen, den Gang der Natur in
dieser Hinsicht zu verfolgen. Wir können uns hier nicht
speciell darauf einlassen und verweisen auf die trefflichen
Arbeiten von Bernardin St. Pierre, von Oerstedt
und von Vischer (5). Im Allgemeinen erhebt sich die Eu¬
rythmie, Symmetrie und Harmonie der Form in der Natur
von den einfachen krystallinischen Gebilden durch den Kampf
der geraden und krummen Linie des Pflanzenreichs bis zu
den zahllosen Gestaltungen der Thierwelt, in welcher mit
tausendfältigen Schwingungen und Verschmelzungen die Curve
siegreich wird; ein Fortgang, der zugleich eine unendliche
Metamorphose und Gradation des Colorits involvirt.

Die einzelnen Krystalle, für sich genommen, sind schön.
Im Aggregatzustand mit andern gemengt erscheinen sie oft
in phantastischer Combination, wie man in Schmidt's
Mineralienbuche an schönen Exemplaren sehen kann (6).

Die großen Maßenaggregate auf der Erdoberfläche sind
von den mannigfaltigsten oft indefinissablesten Formen. Berge
können schön aussehen, wenn sie in sanftgeschwungenen,
reinen Linien sich hinstrecken; erhaben, wenn sie als wall¬
artige Mauerkolosse, als himmelstürmende Riesenkegel sich
emporthürmen; häßlich, wenn sie das Auge in wüster Zer¬
klüftung und charakterlosem Gewirr zerstreuen; komisch, wenn
sie mit bizarren und grotesken Ausschweifungen die Phan¬
tasie necken. In der unmittelbaren Wirklichkeit gewinnen
diese Formen durch die Beleuchtung noch eigenthümliche
Reize. Wie wird durch das Mondlicht die Wunderlichkeit
der Au-ma-tu oder fünf Pferdsköpfe, der Boheatheehügel,
der Tsi-Tsin oder Siebensternberge in China gesteigert (7).

Eben deshalb aber wird nun hier auch die Häßlichkeit in viel
beſtimmterer Weiſe möglich. Es iſt Aufgabe der beſondern
Betrachtung des Naturſchönen, den Gang der Natur in
dieſer Hinſicht zu verfolgen. Wir können uns hier nicht
ſpeciell darauf einlaſſen und verweiſen auf die trefflichen
Arbeiten von Bernardin St. Pierre, von Oerſtedt
und von Viſcher (5). Im Allgemeinen erhebt ſich die Eu¬
rythmie, Symmetrie und Harmonie der Form in der Natur
von den einfachen kryſtalliniſchen Gebilden durch den Kampf
der geraden und krummen Linie des Pflanzenreichs bis zu
den zahlloſen Geſtaltungen der Thierwelt, in welcher mit
tauſendfältigen Schwingungen und Verſchmelzungen die Curve
ſiegreich wird; ein Fortgang, der zugleich eine unendliche
Metamorphoſe und Gradation des Colorits involvirt.

Die einzelnen Kryſtalle, für ſich genommen, ſind ſchön.
Im Aggregatzuſtand mit andern gemengt erſcheinen ſie oft
in phantaſtiſcher Combination, wie man in Schmidt's
Mineralienbuche an ſchönen Exemplaren ſehen kann (6).

Die großen Maßenaggregate auf der Erdoberfläche ſind
von den mannigfaltigſten oft indefiniſſableſten Formen. Berge
können ſchön ausſehen, wenn ſie in ſanftgeſchwungenen,
reinen Linien ſich hinſtrecken; erhaben, wenn ſie als wall¬
artige Mauerkoloſſe, als himmelſtürmende Rieſenkegel ſich
emporthürmen; häßlich, wenn ſie das Auge in wüſter Zer¬
klüftung und charakterloſem Gewirr zerſtreuen; komiſch, wenn
ſie mit bizarren und grotesken Ausſchweifungen die Phan¬
taſie necken. In der unmittelbaren Wirklichkeit gewinnen
dieſe Formen durch die Beleuchtung noch eigenthümliche
Reize. Wie wird durch das Mondlicht die Wunderlichkeit
der Au-ma-tu oder fünf Pferdsköpfe, der Boheatheehügel,
der Tſi-Tſin oder Siebenſternberge in China geſteigert (7).

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[18/0040] Eben deshalb aber wird nun hier auch die Häßlichkeit in viel beſtimmterer Weiſe möglich. Es iſt Aufgabe der beſondern Betrachtung des Naturſchönen, den Gang der Natur in dieſer Hinſicht zu verfolgen. Wir können uns hier nicht ſpeciell darauf einlaſſen und verweiſen auf die trefflichen Arbeiten von Bernardin St. Pierre, von Oerſtedt und von Viſcher (5). Im Allgemeinen erhebt ſich die Eu¬ rythmie, Symmetrie und Harmonie der Form in der Natur von den einfachen kryſtalliniſchen Gebilden durch den Kampf der geraden und krummen Linie des Pflanzenreichs bis zu den zahlloſen Geſtaltungen der Thierwelt, in welcher mit tauſendfältigen Schwingungen und Verſchmelzungen die Curve ſiegreich wird; ein Fortgang, der zugleich eine unendliche Metamorphoſe und Gradation des Colorits involvirt. Die einzelnen Kryſtalle, für ſich genommen, ſind ſchön. Im Aggregatzuſtand mit andern gemengt erſcheinen ſie oft in phantaſtiſcher Combination, wie man in Schmidt's Mineralienbuche an ſchönen Exemplaren ſehen kann (6). Die großen Maßenaggregate auf der Erdoberfläche ſind von den mannigfaltigſten oft indefiniſſableſten Formen. Berge können ſchön ausſehen, wenn ſie in ſanftgeſchwungenen, reinen Linien ſich hinſtrecken; erhaben, wenn ſie als wall¬ artige Mauerkoloſſe, als himmelſtürmende Rieſenkegel ſich emporthürmen; häßlich, wenn ſie das Auge in wüſter Zer¬ klüftung und charakterloſem Gewirr zerſtreuen; komiſch, wenn ſie mit bizarren und grotesken Ausſchweifungen die Phan¬ taſie necken. In der unmittelbaren Wirklichkeit gewinnen dieſe Formen durch die Beleuchtung noch eigenthümliche Reize. Wie wird durch das Mondlicht die Wunderlichkeit der Au-ma-tu oder fünf Pferdsköpfe, der Boheatheehügel, der Tſi-Tſin oder Siebenſternberge in China geſteigert (7).

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Zitationshilfe: Rosenkranz, Karl: Ästhetik des Häßlichen. Königsberg, 1853, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenkranz_aesthetik_1853/40>, abgerufen am 23.11.2024.