In der Art, wie ich mit dem Material verfahren bin, mag ich vielleicht etwas altväterisch, vielleicht zu exact, erscheinen. Die modernen Schriftsteller haben sich eine merkwürdige Art, zu citiren, erfunden, nämlich mit sogenannten "Gänsefüßchen" ganz in's Blaue hinein. Wo sie das Citat hernehmen, bleibt im Dunkeln. Es ist schon viel, wenn sie einen Namen hinzufügen. Es scheint ihnen schon pedantisch, wenn sie zu dem Namen des Autors noch den Namen des Buchs hinzufügen. Unstreitig wäre es auch läppisch, allgemein bekannte oder irrelevante Dinge immer mit speciellen Citaten belegen zu wollen. Aber weniger geläufige, seltner berührte, weiter entlegene, dem Streit noch ausgesetzte, fordern nach meiner Meinung eine größere Genauigkeit der Angabe, damit der Leser, falls es ihm beliebt, selber zu den Quellen gehen, selber vergleichen und richten kann. Eleganz kann nie Zweck, nur ein und zwar sehr unter¬ geordnetes Mittel wissenschaftlicher Darstellung sein; die Gründlichkeit und Bestimmtheit müssen immer obenan stehen.
Mit Schrecken sehe ich jetzt, nach Vollendung des Drucks, daß unter den Beispielen sich eine ziemliche Menge aus der nächsten Gegenwart hervorgedrängt hat, weil sie natürlich mir am Frischesten im Gedächtniß
In der Art, wie ich mit dem Material verfahren bin, mag ich vielleicht etwas altväteriſch, vielleicht zu exact, erſcheinen. Die modernen Schriftſteller haben ſich eine merkwürdige Art, zu citiren, erfunden, nämlich mit ſogenannten „Gänſefüßchen“ ganz in's Blaue hinein. Wo ſie das Citat hernehmen, bleibt im Dunkeln. Es iſt ſchon viel, wenn ſie einen Namen hinzufügen. Es ſcheint ihnen ſchon pedantiſch, wenn ſie zu dem Namen des Autors noch den Namen des Buchs hinzufügen. Unſtreitig wäre es auch läppiſch, allgemein bekannte oder irrelevante Dinge immer mit ſpeciellen Citaten belegen zu wollen. Aber weniger geläufige, ſeltner berührte, weiter entlegene, dem Streit noch ausgeſetzte, fordern nach meiner Meinung eine größere Genauigkeit der Angabe, damit der Leſer, falls es ihm beliebt, ſelber zu den Quellen gehen, ſelber vergleichen und richten kann. Eleganz kann nie Zweck, nur ein und zwar ſehr unter¬ geordnetes Mittel wiſſenſchaftlicher Darſtellung ſein; die Gründlichkeit und Beſtimmtheit müſſen immer obenan ſtehen.
Mit Schrecken ſehe ich jetzt, nach Vollendung des Drucks, daß unter den Beiſpielen ſich eine ziemliche Menge aus der nächſten Gegenwart hervorgedrängt hat, weil ſie natürlich mir am Friſcheſten im Gedächtniß
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[VIII/0016]
In der Art, wie ich mit dem Material verfahren
bin, mag ich vielleicht etwas altväteriſch, vielleicht zu
exact, erſcheinen. Die modernen Schriftſteller haben
ſich eine merkwürdige Art, zu citiren, erfunden, nämlich
mit ſogenannten „Gänſefüßchen“ ganz in's Blaue hinein.
Wo ſie das Citat hernehmen, bleibt im Dunkeln. Es
iſt ſchon viel, wenn ſie einen Namen hinzufügen. Es
ſcheint ihnen ſchon pedantiſch, wenn ſie zu dem Namen
des Autors noch den Namen des Buchs hinzufügen.
Unſtreitig wäre es auch läppiſch, allgemein bekannte
oder irrelevante Dinge immer mit ſpeciellen Citaten
belegen zu wollen. Aber weniger geläufige, ſeltner
berührte, weiter entlegene, dem Streit noch ausgeſetzte,
fordern nach meiner Meinung eine größere Genauigkeit
der Angabe, damit der Leſer, falls es ihm beliebt, ſelber
zu den Quellen gehen, ſelber vergleichen und richten kann.
Eleganz kann nie Zweck, nur ein und zwar ſehr unter¬
geordnetes Mittel wiſſenſchaftlicher Darſtellung ſein; die
Gründlichkeit und Beſtimmtheit müſſen immer obenan ſtehen.
Mit Schrecken ſehe ich jetzt, nach Vollendung
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Menge aus der nächſten Gegenwart hervorgedrängt
hat, weil ſie natürlich mir am Friſcheſten im Gedächtniß
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Rosenkranz, Karl: Ästhetik des Häßlichen. Königsberg, 1853, S. VIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenkranz_aesthetik_1853/16>, abgerufen am 24.11.2024.
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