geschlagen und mich finster oder völlig verwundert angeschaut. Mancher Augen haben so Funken ge- worfen, wie ihre Feuersteine. Andere sind wieder treuherzig und weisen mir den Weg. Ein sehr der- ber und sehr stemmiger Bursche, der eine Rücken- trage mit Säge, Axt, Mehlkübel und anderen Dingen getragen hat, ist, als er mich des Weges schreiten sieht, mißtrauisch bei Seite gestanden, und hat gemurmelt: "Gelobt sei Jesu Christ!"
"In Ewigkeit, Amen," ist meine Antwort, und als er diese hört, wird er zutraulich und geht eine Strecke mit mir.
Endlich öffnet sich ein wenig das Thal. Es ist ein kleiner Kessel, in welchen aus verschiedenen Schluchten, und gar über das Gewände hernieder, das sich zu meiner linken Hand erhebt, mehrere Wässer zusammenfließen. Diese bilden die Winkel. Hier ist ein sehr dicker, oberseitig plattgehackter Baumstamm über den Bach gelegt, auf welchem der Fußsteig hinüberführt zu einem hölzernen Hause, das am Waldhange steht. Das ist die Försterschaft, das einzige größere Haus in diesen Wäldern. Weiter hin in den Gräben (Schluchten) und Hochthälern sind Hirten- oder Holzschläger- wohnungen, und jenseits der bewaldeten Bergrücken, wo schon große Blößen geschlagen sind und ein Koh- lenweg angelegt ist, stehen Dörfer von Köhlerhütten.
geſchlagen und mich finſter oder völlig verwundert angeſchaut. Mancher Augen haben ſo Funken ge- worfen, wie ihre Feuerſteine. Andere ſind wieder treuherzig und weiſen mir den Weg. Ein ſehr der- ber und ſehr ſtemmiger Burſche, der eine Rücken- trage mit Säge, Axt, Mehlkübel und anderen Dingen getragen hat, iſt, als er mich des Weges ſchreiten ſieht, mißtrauiſch bei Seite geſtanden, und hat gemurmelt: „Gelobt ſei Jeſu Chriſt!“
„In Ewigkeit, Amen,“ iſt meine Antwort, und als er dieſe hört, wird er zutraulich und geht eine Strecke mit mir.
Endlich öffnet ſich ein wenig das Thal. Es iſt ein kleiner Keſſel, in welchen aus verſchiedenen Schluchten, und gar über das Gewände hernieder, das ſich zu meiner linken Hand erhebt, mehrere Wäſſer zuſammenfließen. Dieſe bilden die Winkel. Hier iſt ein ſehr dicker, oberſeitig plattgehackter Baumſtamm über den Bach gelegt, auf welchem der Fußſteig hinüberführt zu einem hölzernen Hauſe, das am Waldhange ſteht. Das iſt die Förſterſchaft, das einzige größere Haus in dieſen Wäldern. Weiter hin in den Gräben (Schluchten) und Hochthälern ſind Hirten- oder Holzſchläger- wohnungen, und jenſeits der bewaldeten Bergrücken, wo ſchon große Blößen geſchlagen ſind und ein Koh- lenweg angelegt iſt, ſtehen Dörfer von Köhlerhütten.
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geſchlagen und mich finſter oder völlig verwundert
angeſchaut. Mancher Augen haben ſo Funken ge-
worfen, wie ihre Feuerſteine. Andere ſind wieder
treuherzig und weiſen mir den Weg. Ein ſehr der-
ber und ſehr ſtemmiger Burſche, der eine Rücken-
trage mit Säge, Axt, Mehlkübel und anderen
Dingen getragen hat, iſt, als er mich des Weges
ſchreiten ſieht, mißtrauiſch bei Seite geſtanden, und
hat gemurmelt: „Gelobt ſei Jeſu Chriſt!“
„In Ewigkeit, Amen,“ iſt meine Antwort,
und als er dieſe hört, wird er zutraulich und geht
eine Strecke mit mir.
Endlich öffnet ſich ein wenig das Thal. Es
iſt ein kleiner Keſſel, in welchen aus verſchiedenen
Schluchten, und gar über das Gewände hernieder,
das ſich zu meiner linken Hand erhebt, mehrere
Wäſſer zuſammenfließen. Dieſe bilden die Winkel.
Hier iſt ein ſehr dicker, oberſeitig plattgehackter
Baumſtamm über den Bach gelegt, auf welchem
der Fußſteig hinüberführt zu einem hölzernen
Hauſe, das am Waldhange ſteht. Das iſt die
Förſterſchaft, das einzige größere Haus in dieſen
Wäldern. Weiter hin in den Gräben (Schluchten)
und Hochthälern ſind Hirten- oder Holzſchläger-
wohnungen, und jenſeits der bewaldeten Bergrücken,
wo ſchon große Blößen geſchlagen ſind und ein Koh-
lenweg angelegt iſt, ſtehen Dörfer von Köhlerhütten.
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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/80>, abgerufen am 23.11.2024.
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