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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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angekommen. -- Der junge, gnädige Herr von
Schrankenheim, seit längerer Zeit schon an einer
großen Schwermut leidend, sei in Verlust gerathen.
Aller Wahrscheinlichkeit nach sei er in das Gebirge
gezogen, denn er habe sich mit Kleidern versehen,
wie sie Bergreisende tragen. -- Und nun sind die
Kleider, ist mein ganzer, lieber Zögling Hermann
beschrieben gewesen, so genau wie ein entsprungener
Sträfling.

Gut, er wird ja zurückkehren. Er hat seine
Waldbesitzungen bereist, was weiter? Sollt' er denn
just in der Weise der Reichen reisen? Sollte ein
Schrankenheim denn niemals aus seinen Schranken
treten dürfen?

Das ist einmal ein Herr für Winkelsteg, Gott
sei Dank!

Und mir ist Heil widerfahren, ist ja doch der
Berthold und seine Familie gerettet. Ich habe die
Leute so schwer auf meinem Gewissen getragen.

Die unklaren Worte unseres Waldherrn, die
er mir bei seinem Abschiede gesagt, sind zum Theile
klar geworden. Die Waldlilie besucht das Schul-
haus und wir üben uns im Lesen und Schreiben
und Allem, was daranhängt, so weit ich selber
Bescheid weiß. Sie ist gar fleißig und gelehrig,
kann selbstständig denken und wird von Tag zu
Tag schöner.


angekommen. — Der junge, gnädige Herr von
Schrankenheim, ſeit längerer Zeit ſchon an einer
großen Schwermut leidend, ſei in Verluſt gerathen.
Aller Wahrſcheinlichkeit nach ſei er in das Gebirge
gezogen, denn er habe ſich mit Kleidern verſehen,
wie ſie Bergreiſende tragen. — Und nun ſind die
Kleider, iſt mein ganzer, lieber Zögling Hermann
beſchrieben geweſen, ſo genau wie ein entſprungener
Sträfling.

Gut, er wird ja zurückkehren. Er hat ſeine
Waldbeſitzungen bereiſt, was weiter? Sollt’ er denn
juſt in der Weiſe der Reichen reiſen? Sollte ein
Schrankenheim denn niemals aus ſeinen Schranken
treten dürfen?

Das iſt einmal ein Herr für Winkelſteg, Gott
ſei Dank!

Und mir iſt Heil widerfahren, iſt ja doch der
Berthold und ſeine Familie gerettet. Ich habe die
Leute ſo ſchwer auf meinem Gewiſſen getragen.

Die unklaren Worte unſeres Waldherrn, die
er mir bei ſeinem Abſchiede geſagt, ſind zum Theile
klar geworden. Die Waldlilie beſucht das Schul-
haus und wir üben uns im Leſen und Schreiben
und Allem, was daranhängt, ſo weit ich ſelber
Beſcheid weiß. Sie iſt gar fleißig und gelehrig,
kann ſelbſtſtändig denken und wird von Tag zu
Tag ſchöner.


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[409/0419] angekommen. — Der junge, gnädige Herr von Schrankenheim, ſeit längerer Zeit ſchon an einer großen Schwermut leidend, ſei in Verluſt gerathen. Aller Wahrſcheinlichkeit nach ſei er in das Gebirge gezogen, denn er habe ſich mit Kleidern verſehen, wie ſie Bergreiſende tragen. — Und nun ſind die Kleider, iſt mein ganzer, lieber Zögling Hermann beſchrieben geweſen, ſo genau wie ein entſprungener Sträfling. Gut, er wird ja zurückkehren. Er hat ſeine Waldbeſitzungen bereiſt, was weiter? Sollt’ er denn juſt in der Weiſe der Reichen reiſen? Sollte ein Schrankenheim denn niemals aus ſeinen Schranken treten dürfen? Das iſt einmal ein Herr für Winkelſteg, Gott ſei Dank! Und mir iſt Heil widerfahren, iſt ja doch der Berthold und ſeine Familie gerettet. Ich habe die Leute ſo ſchwer auf meinem Gewiſſen getragen. Die unklaren Worte unſeres Waldherrn, die er mir bei ſeinem Abſchiede geſagt, ſind zum Theile klar geworden. Die Waldlilie beſucht das Schul- haus und wir üben uns im Leſen und Schreiben und Allem, was daranhängt, ſo weit ich ſelber Beſcheid weiß. Sie iſt gar fleißig und gelehrig, kann ſelbſtſtändig denken und wird von Tag zu Tag ſchöner.

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/419>, abgerufen am 24.11.2024.