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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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zum Sterben und in ihrer Einfalt die Thiere hat
gebeten, daß sie getreulich bei ihm bleiben möchten
in der letzten Sterbstunde, da fangen die Rehe
jählings ganz seltsam zu schnuppern an und heben
ihre Köpfe und spitzen die Ohren und in wilden
Sätzen durchbrechen sie das Dickicht und mit gellen-
dem Pfeifen stieben sie davon.

Bald darnach arbeiten sich die Männer durch
Schnee und Gesträuche herein und sehen mit lautem
Jubel das Mädchen, und der alte Rüppel ist auch
dabei und ruft: "Hab' ich nicht gesagt, kommt mit
herein zu sehen, vielleicht ist sie bei den Rehen!"

So hat es sich zugetragen; und wie der
Berthold gehört, die Thiere des Waldes hätten sein
Kind gerettet, daß es nicht erfroren, da schreit er
wie närrisch: "Nimmermehr! mein Lebtag nimmer-
mehr!" Und seinen Kugelstutzen, mit dem er seit
manchem Jahre Thiere des Waldes getödtet, hat er
an einem Stein zerschmettert.

Ich habe es selber gesehen, denn ich und der
Pfarrer sind in den Karwässern gewesen, um die
Waldlilie suchen zu helfen.

Diese Waldlilie ist schier mild und weiß wie
Schnee und hat die Augen des Rehes in ihrem
Haupte.



zum Sterben und in ihrer Einfalt die Thiere hat
gebeten, daß ſie getreulich bei ihm bleiben möchten
in der letzten Sterbſtunde, da fangen die Rehe
jählings ganz ſeltſam zu ſchnuppern an und heben
ihre Köpfe und ſpitzen die Ohren und in wilden
Sätzen durchbrechen ſie das Dickicht und mit gellen-
dem Pfeifen ſtieben ſie davon.

Bald darnach arbeiten ſich die Männer durch
Schnee und Geſträuche herein und ſehen mit lautem
Jubel das Mädchen, und der alte Rüppel iſt auch
dabei und ruft: „Hab’ ich nicht geſagt, kommt mit
herein zu ſehen, vielleicht iſt ſie bei den Rehen!“

So hat es ſich zugetragen; und wie der
Berthold gehört, die Thiere des Waldes hätten ſein
Kind gerettet, daß es nicht erfroren, da ſchreit er
wie närriſch: „Nimmermehr! mein Lebtag nimmer-
mehr!“ Und ſeinen Kugelſtutzen, mit dem er ſeit
manchem Jahre Thiere des Waldes getödtet, hat er
an einem Stein zerſchmettert.

Ich habe es ſelber geſehen, denn ich und der
Pfarrer ſind in den Karwäſſern geweſen, um die
Waldlilie ſuchen zu helfen.

Dieſe Waldlilie iſt ſchier mild und weiß wie
Schnee und hat die Augen des Rehes in ihrem
Haupte.



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[332/0342] zum Sterben und in ihrer Einfalt die Thiere hat gebeten, daß ſie getreulich bei ihm bleiben möchten in der letzten Sterbſtunde, da fangen die Rehe jählings ganz ſeltſam zu ſchnuppern an und heben ihre Köpfe und ſpitzen die Ohren und in wilden Sätzen durchbrechen ſie das Dickicht und mit gellen- dem Pfeifen ſtieben ſie davon. Bald darnach arbeiten ſich die Männer durch Schnee und Geſträuche herein und ſehen mit lautem Jubel das Mädchen, und der alte Rüppel iſt auch dabei und ruft: „Hab’ ich nicht geſagt, kommt mit herein zu ſehen, vielleicht iſt ſie bei den Rehen!“ So hat es ſich zugetragen; und wie der Berthold gehört, die Thiere des Waldes hätten ſein Kind gerettet, daß es nicht erfroren, da ſchreit er wie närriſch: „Nimmermehr! mein Lebtag nimmer- mehr!“ Und ſeinen Kugelſtutzen, mit dem er ſeit manchem Jahre Thiere des Waldes getödtet, hat er an einem Stein zerſchmettert. Ich habe es ſelber geſehen, denn ich und der Pfarrer ſind in den Karwäſſern geweſen, um die Waldlilie ſuchen zu helfen. Dieſe Waldlilie iſt ſchier mild und weiß wie Schnee und hat die Augen des Rehes in ihrem Haupte.

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/342>, abgerufen am 22.11.2024.