und stauen, daß das junge Gestämme darunter ächzt, in diesem Dickichte, auf den dürren Fichtennadeln des Bodens, inmitten einer Rehfamilie von sechs Köpfen ist die liebliche, blasse Waldlilie gesessen.
Es ist ein sehr wunderbares Ereigniß. Das Kind hat sich auf dem Rückweg in die Waldschlucht verirrt und da es die Schneemassen nicht mehr überwinden können, sich zur Rast unter das trockene Dickicht verkrochen. Und da ist es nicht lange allein geblieben. Kaum ihm die Augen anheben zu sinken, kommt ein Rudel von Rehen an ihm zusammen, Alte und Junge; und sie schnuppern an dem Mäd- chen und sie blicken es mit milden Augen völlig verständig und mitleidig an, und sie fürchten sich gar nicht vor diesem Menschenwesen, und sie blei- ben und lassen sich nieder, und benagen die Bäum- chen und belecken einander, und sind ganz zahm; das Dickicht ist ihr Winterdaheim.
Am andern Tage hat der Schnee Alles ein- gehüllt. Waldlilie sitzt in der Finsterniß, die nur durch einen blassen Dämmerschein gemildert ist, und sie labt sich an der Milch, die sie den Ihren hat bringen wollen, und sie schmiegt sich an die guten Thiere, auf daß sie im Froste nicht ganz erstarre.
So vergehen die bösen Stunden des Verloren- seins. Und da sich die Waldlilie schon hingelegt
und ſtauen, daß das junge Geſtämme darunter ächzt, in dieſem Dickichte, auf den dürren Fichtennadeln des Bodens, inmitten einer Rehfamilie von ſechs Köpfen iſt die liebliche, blaſſe Waldlilie geſeſſen.
Es iſt ein ſehr wunderbares Ereigniß. Das Kind hat ſich auf dem Rückweg in die Waldſchlucht verirrt und da es die Schneemaſſen nicht mehr überwinden können, ſich zur Raſt unter das trockene Dickicht verkrochen. Und da iſt es nicht lange allein geblieben. Kaum ihm die Augen anheben zu ſinken, kommt ein Rudel von Rehen an ihm zuſammen, Alte und Junge; und ſie ſchnuppern an dem Mäd- chen und ſie blicken es mit milden Augen völlig verſtändig und mitleidig an, und ſie fürchten ſich gar nicht vor dieſem Menſchenweſen, und ſie blei- ben und laſſen ſich nieder, und benagen die Bäum- chen und belecken einander, und ſind ganz zahm; das Dickicht iſt ihr Winterdaheim.
Am andern Tage hat der Schnee Alles ein- gehüllt. Waldlilie ſitzt in der Finſterniß, die nur durch einen blaſſen Dämmerſchein gemildert iſt, und ſie labt ſich an der Milch, die ſie den Ihren hat bringen wollen, und ſie ſchmiegt ſich an die guten Thiere, auf daß ſie im Froſte nicht ganz erſtarre.
So vergehen die böſen Stunden des Verloren- ſeins. Und da ſich die Waldlilie ſchon hingelegt
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und ſtauen, daß das junge Geſtämme darunter ächzt,
in dieſem Dickichte, auf den dürren Fichtennadeln
des Bodens, inmitten einer Rehfamilie von ſechs
Köpfen iſt die liebliche, blaſſe Waldlilie geſeſſen.
Es iſt ein ſehr wunderbares Ereigniß. Das
Kind hat ſich auf dem Rückweg in die Waldſchlucht
verirrt und da es die Schneemaſſen nicht mehr
überwinden können, ſich zur Raſt unter das trockene
Dickicht verkrochen. Und da iſt es nicht lange allein
geblieben. Kaum ihm die Augen anheben zu ſinken,
kommt ein Rudel von Rehen an ihm zuſammen,
Alte und Junge; und ſie ſchnuppern an dem Mäd-
chen und ſie blicken es mit milden Augen völlig
verſtändig und mitleidig an, und ſie fürchten ſich
gar nicht vor dieſem Menſchenweſen, und ſie blei-
ben und laſſen ſich nieder, und benagen die Bäum-
chen und belecken einander, und ſind ganz zahm;
das Dickicht iſt ihr Winterdaheim.
Am andern Tage hat der Schnee Alles ein-
gehüllt. Waldlilie ſitzt in der Finſterniß, die nur
durch einen blaſſen Dämmerſchein gemildert iſt,
und ſie labt ſich an der Milch, die ſie den Ihren
hat bringen wollen, und ſie ſchmiegt ſich an die
guten Thiere, auf daß ſie im Froſte nicht ganz
erſtarre.
So vergehen die böſen Stunden des Verloren-
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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/341>, abgerufen am 22.11.2024.
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