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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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Im Jahre 1830. Zur Winterszeit.

Die sechzehn Jahre her, seit ich in den Winkel-
wäldern bin, weiß ich keinen solchen Schnee, als
in diesem Jahre. Schon seit Tagen kommt mir
kein Einziges mehr in die Schule. Die Fenster
meiner Stube sehen aus, wie Schießscharten. Wenn
es noch ein wenig so fortgeht, so sind wir allmit-
einander verschneit. Zweimal des Tages wird von
mir bis zum Pfarrhofe ein Pfad ausgeschaufelt,
der an der Thür des Graßsteigerhauses vorübergeht.

In dem Graßsteigerhause haben wir, ich und
der Pfarrer, unser gemeinschaftliches Mittagsmahl.
Das Frühstück bereitet sich jeder in seiner Wohnung.
Am Abende kommen wir stets zusammen, entweder
im Pfarrhofe oder bei mir im Schulhause.

Wie es nur denen in den Gräben und Kar-
wässern gehen wird! Da drüben ist ein Schnee-
gestöber noch viel wüster, als im Winkel. Es liegen
um diese Zeit in den Häusern viel kranke Leute,
und es werden sich keine Wege machen und erhalten

Im Jahre 1830. Zur Winterszeit.

Die ſechzehn Jahre her, ſeit ich in den Winkel-
wäldern bin, weiß ich keinen ſolchen Schnee, als
in dieſem Jahre. Schon ſeit Tagen kommt mir
kein Einziges mehr in die Schule. Die Fenſter
meiner Stube ſehen aus, wie Schießſcharten. Wenn
es noch ein wenig ſo fortgeht, ſo ſind wir allmit-
einander verſchneit. Zweimal des Tages wird von
mir bis zum Pfarrhofe ein Pfad ausgeſchaufelt,
der an der Thür des Graßſteigerhauſes vorübergeht.

In dem Graßſteigerhauſe haben wir, ich und
der Pfarrer, unſer gemeinſchaftliches Mittagsmahl.
Das Frühſtück bereitet ſich jeder in ſeiner Wohnung.
Am Abende kommen wir ſtets zuſammen, entweder
im Pfarrhofe oder bei mir im Schulhauſe.

Wie es nur denen in den Gräben und Kar-
wäſſern gehen wird! Da drüben iſt ein Schnee-
geſtöber noch viel wüſter, als im Winkel. Es liegen
um dieſe Zeit in den Häuſern viel kranke Leute,
und es werden ſich keine Wege machen und erhalten

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[319/0329] Im Jahre 1830. Zur Winterszeit. Die ſechzehn Jahre her, ſeit ich in den Winkel- wäldern bin, weiß ich keinen ſolchen Schnee, als in dieſem Jahre. Schon ſeit Tagen kommt mir kein Einziges mehr in die Schule. Die Fenſter meiner Stube ſehen aus, wie Schießſcharten. Wenn es noch ein wenig ſo fortgeht, ſo ſind wir allmit- einander verſchneit. Zweimal des Tages wird von mir bis zum Pfarrhofe ein Pfad ausgeſchaufelt, der an der Thür des Graßſteigerhauſes vorübergeht. In dem Graßſteigerhauſe haben wir, ich und der Pfarrer, unſer gemeinſchaftliches Mittagsmahl. Das Frühſtück bereitet ſich jeder in ſeiner Wohnung. Am Abende kommen wir ſtets zuſammen, entweder im Pfarrhofe oder bei mir im Schulhauſe. Wie es nur denen in den Gräben und Kar- wäſſern gehen wird! Da drüben iſt ein Schnee- geſtöber noch viel wüſter, als im Winkel. Es liegen um dieſe Zeit in den Häuſern viel kranke Leute, und es werden ſich keine Wege machen und erhalten

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/329>, abgerufen am 25.11.2024.