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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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Nun jetzo wird es schon besser. -- Wie ich meine
Augen wieder aufthue, da schaut das Morgenroth
zu den Fenstern herein. Wie ein mildes Lächeln
liegt es auf dem Altare und auf dem Bilde der
Mutter Gottes. -- Ich habe mich aufgerichtet und
ein Gelöbniß gethan, und da ist es mir in meinem
Gemüthe gewesen, als müsse Alles, Alles gut enden.

Bald darnach haben die Schlüssel der Kirchen-
thüre gerasselt; der Schulmeister tritt herein, und
einer der Ordensbrüder und noch andere Leute. Sie
brechen in ein Frohlocken aus, als sie mich sehen,
und führen mich an der Hand in das Freie. Sie
erzählen, wie sie mich gesucht, wie sie wol einen
Schrei gehört in der Kirche, wie sie aber in ihrer
Verwirrung gemeint hätten, es sei eine Geister-
stimme. Sie führen mich abseits vom Friedhofe,
denn dort ist an einem eisernen Grabkreuze der
Selbstmörder gehangen.

Ich habe mich nachher in mein Zimmer ver-
schlossen und bin in demselben verblieben den gan-
zen Tag. Ich hätte an dem Tage eine Predigt hal-
ten sollen über die Buße und die Erbarmungen
Gottes. Ein anderer meiner Genossen hat es für
mich gethan. Die Leute hätten sich erzählt, ich sei
die Nacht über absichtlich in der Kirche geblieben
und habe Offenbarungen gehabt, denn ich sei der
Frömmste unter den Vieren.


Rosegger: Waldschulmeister. 19

Nun jetzo wird es ſchon beſſer. — Wie ich meine
Augen wieder aufthue, da ſchaut das Morgenroth
zu den Fenſtern herein. Wie ein mildes Lächeln
liegt es auf dem Altare und auf dem Bilde der
Mutter Gottes. — Ich habe mich aufgerichtet und
ein Gelöbniß gethan, und da iſt es mir in meinem
Gemüthe geweſen, als müſſe Alles, Alles gut enden.

Bald darnach haben die Schlüſſel der Kirchen-
thüre geraſſelt; der Schulmeiſter tritt herein, und
einer der Ordensbrüder und noch andere Leute. Sie
brechen in ein Frohlocken aus, als ſie mich ſehen,
und führen mich an der Hand in das Freie. Sie
erzählen, wie ſie mich geſucht, wie ſie wol einen
Schrei gehört in der Kirche, wie ſie aber in ihrer
Verwirrung gemeint hätten, es ſei eine Geiſter-
ſtimme. Sie führen mich abſeits vom Friedhofe,
denn dort iſt an einem eiſernen Grabkreuze der
Selbſtmörder gehangen.

Ich habe mich nachher in mein Zimmer ver-
ſchloſſen und bin in demſelben verblieben den gan-
zen Tag. Ich hätte an dem Tage eine Predigt hal-
ten ſollen über die Buße und die Erbarmungen
Gottes. Ein anderer meiner Genoſſen hat es für
mich gethan. Die Leute hätten ſich erzählt, ich ſei
die Nacht über abſichtlich in der Kirche geblieben
und habe Offenbarungen gehabt, denn ich ſei der
Frömmſte unter den Vieren.


Roſegger: Waldſchulmeiſter. 19
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[289/0299] Nun jetzo wird es ſchon beſſer. — Wie ich meine Augen wieder aufthue, da ſchaut das Morgenroth zu den Fenſtern herein. Wie ein mildes Lächeln liegt es auf dem Altare und auf dem Bilde der Mutter Gottes. — Ich habe mich aufgerichtet und ein Gelöbniß gethan, und da iſt es mir in meinem Gemüthe geweſen, als müſſe Alles, Alles gut enden. Bald darnach haben die Schlüſſel der Kirchen- thüre geraſſelt; der Schulmeiſter tritt herein, und einer der Ordensbrüder und noch andere Leute. Sie brechen in ein Frohlocken aus, als ſie mich ſehen, und führen mich an der Hand in das Freie. Sie erzählen, wie ſie mich geſucht, wie ſie wol einen Schrei gehört in der Kirche, wie ſie aber in ihrer Verwirrung gemeint hätten, es ſei eine Geiſter- ſtimme. Sie führen mich abſeits vom Friedhofe, denn dort iſt an einem eiſernen Grabkreuze der Selbſtmörder gehangen. Ich habe mich nachher in mein Zimmer ver- ſchloſſen und bin in demſelben verblieben den gan- zen Tag. Ich hätte an dem Tage eine Predigt hal- ten ſollen über die Buße und die Erbarmungen Gottes. Ein anderer meiner Genoſſen hat es für mich gethan. Die Leute hätten ſich erzählt, ich ſei die Nacht über abſichtlich in der Kirche geblieben und habe Offenbarungen gehabt, denn ich ſei der Frömmſte unter den Vieren. Roſegger: Waldſchulmeiſter. 19

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/299>, abgerufen am 22.11.2024.