Jetzt aber höre ich plötzlich von außen eine Stimme, die Pater Paulus! ruft, und eine zweite: Wenn ihm nur nichts zugestoßen! -- Pater Paulus! ruft es wieder. -- Endlich befreit! denke ich und will mich erheben, auf daß ich antworte. In dem- selben Augenblick höre ich fürchterlich aufschreien: Jesus Maria! da ist er, da hängt er am Strick!
Ich thue einen Schrei, der in dem Kirchen- schiffe gellt und von dem ich selbst erschrocken bin. Da ist draußen noch ein Klageruf und ich höre, wie sich die Leute eilig wieder davonmachen. Der Aufschrei in der Kirche, mein Hilferuf, hat sie ver- scheut. Ich bin allein. Erregt bin ich, daß mir der Athem stockt. Mitternacht schlägt es. Und wie? Draußen hängt Einer am Strick? Sie haben doch so gerufen. Hatten sie nicht mich gesucht und ge- schrieen: Da ist er, da hängt er am Strick?
Auf mein Angesicht bin ich gefallen: Heiliger Gott, bewahre mich vor Selbstmord!
Aber jetzo steigt plötzlich eine Ahnung in mir auf. Wie, wenn es der Mann ist, dem ich zur späten Abendstunde die Lossprechung verweigert und den Trost? dessen nach Vergebung ringende Seele ich in ihrer Verzweiflung zurückgestoßen habe? Wenn er hingegangen ist und sich das Leben ge- nommen hat?! Wer ist sein Mörder, o Herrgott im Himmel! -- In derselben Stunde, guter Freund,
Jetzt aber höre ich plötzlich von außen eine Stimme, die Pater Paulus! ruft, und eine zweite: Wenn ihm nur nichts zugeſtoßen! — Pater Paulus! ruft es wieder. — Endlich befreit! denke ich und will mich erheben, auf daß ich antworte. In dem- ſelben Augenblick höre ich fürchterlich aufſchreien: Jeſus Maria! da iſt er, da hängt er am Strick!
Ich thue einen Schrei, der in dem Kirchen- ſchiffe gellt und von dem ich ſelbſt erſchrocken bin. Da iſt draußen noch ein Klageruf und ich höre, wie ſich die Leute eilig wieder davonmachen. Der Aufſchrei in der Kirche, mein Hilferuf, hat ſie ver- ſcheut. Ich bin allein. Erregt bin ich, daß mir der Athem ſtockt. Mitternacht ſchlägt es. Und wie? Draußen hängt Einer am Strick? Sie haben doch ſo gerufen. Hatten ſie nicht mich geſucht und ge- ſchrieen: Da iſt er, da hängt er am Strick?
Auf mein Angeſicht bin ich gefallen: Heiliger Gott, bewahre mich vor Selbſtmord!
Aber jetzo ſteigt plötzlich eine Ahnung in mir auf. Wie, wenn es der Mann iſt, dem ich zur ſpäten Abendſtunde die Losſprechung verweigert und den Troſt? deſſen nach Vergebung ringende Seele ich in ihrer Verzweiflung zurückgeſtoßen habe? Wenn er hingegangen iſt und ſich das Leben ge- nommen hat?! Wer iſt ſein Mörder, o Herrgott im Himmel! — In derſelben Stunde, guter Freund,
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Jetzt aber höre ich plötzlich von außen eine
Stimme, die Pater Paulus! ruft, und eine zweite:
Wenn ihm nur nichts zugeſtoßen! — Pater Paulus!
ruft es wieder. — Endlich befreit! denke ich und
will mich erheben, auf daß ich antworte. In dem-
ſelben Augenblick höre ich fürchterlich aufſchreien:
Jeſus Maria! da iſt er, da hängt er am Strick!
Ich thue einen Schrei, der in dem Kirchen-
ſchiffe gellt und von dem ich ſelbſt erſchrocken bin.
Da iſt draußen noch ein Klageruf und ich höre,
wie ſich die Leute eilig wieder davonmachen. Der
Aufſchrei in der Kirche, mein Hilferuf, hat ſie ver-
ſcheut. Ich bin allein. Erregt bin ich, daß mir der
Athem ſtockt. Mitternacht ſchlägt es. Und wie?
Draußen hängt Einer am Strick? Sie haben doch
ſo gerufen. Hatten ſie nicht mich geſucht und ge-
ſchrieen: Da iſt er, da hängt er am Strick?
Auf mein Angeſicht bin ich gefallen: Heiliger
Gott, bewahre mich vor Selbſtmord!
Aber jetzo ſteigt plötzlich eine Ahnung in mir
auf. Wie, wenn es der Mann iſt, dem ich zur
ſpäten Abendſtunde die Losſprechung verweigert und
den Troſt? deſſen nach Vergebung ringende Seele
ich in ihrer Verzweiflung zurückgeſtoßen habe?
Wenn er hingegangen iſt und ſich das Leben ge-
nommen hat?! Wer iſt ſein Mörder, o Herrgott
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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/297>, abgerufen am 23.11.2024.
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