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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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Kirche hin über den Friedhof, an dessen Rande das
Schulhaus stand. Das Rasseln des Schlüssels an
der Thür wiederhallte laut im Innern. Im Vor-
hause war es öde, und die Schatten der Latern-
säulchen zuckten wie gehetzt an den Wänden hin
und her.

Da traten wir in ein kleines Zimmer, in dessen
Thonofen helle Glut knisterte. Meine Begleiterin
stellte ein Licht auf den Tisch, schlug die braune
Decke des Bettes über und zog aus dem Wandkasten
eine Lade hervor, damit ich meine Sachen dort unter-
bringe. Da rief sie auf einmal: "Nein, das ist
richtig, daß wir uns allmiteinander schämen müssen;
jetzt liegen diese Fetzen noch da herum!" Sofort
faßte sie einen armvoll Papierblätter, wie sie in der
Lade wirr herumlagen: "Will euch gleich helfen, ihr
verzwickelten Wische, in den Ofen steck' ich euch!"

"Mußt nicht, mußt nicht," kam ich dazwischen,
"vielleicht sind Dinge dabei, die der neue Lehrer
noch brauchen kann."

Verdrießlich warf sie die Blätter wieder in die
Lade. Es wäre ihr in ihrer Aufräumungswuth sicher
eine große Lust gewesen, sie zu verbrennen, wie ja
unwissende Leute häufig das Verlangen haben, Alles,
was ihnen nutzlos dünkt zu vernichten.

"Der Herr kann des alten Schulmeisters Schlaf-
hauben aufsetzen," sagte das Mädchen hernach und

Kirche hin über den Friedhof, an deſſen Rande das
Schulhaus ſtand. Das Raſſeln des Schlüſſels an
der Thür wiederhallte laut im Innern. Im Vor-
hauſe war es öde, und die Schatten der Latern-
ſäulchen zuckten wie gehetzt an den Wänden hin
und her.

Da traten wir in ein kleines Zimmer, in deſſen
Thonofen helle Glut kniſterte. Meine Begleiterin
ſtellte ein Licht auf den Tiſch, ſchlug die braune
Decke des Bettes über und zog aus dem Wandkaſten
eine Lade hervor, damit ich meine Sachen dort unter-
bringe. Da rief ſie auf einmal: „Nein, das iſt
richtig, daß wir uns allmiteinander ſchämen müſſen;
jetzt liegen dieſe Fetzen noch da herum!“ Sofort
faßte ſie einen armvoll Papierblätter, wie ſie in der
Lade wirr herumlagen: „Will euch gleich helfen, ihr
verzwickelten Wiſche, in den Ofen ſteck’ ich euch!“

„Mußt nicht, mußt nicht,“ kam ich dazwiſchen,
„vielleicht ſind Dinge dabei, die der neue Lehrer
noch brauchen kann.“

Verdrießlich warf ſie die Blätter wieder in die
Lade. Es wäre ihr in ihrer Aufräumungswuth ſicher
eine große Luſt geweſen, ſie zu verbrennen, wie ja
unwiſſende Leute häufig das Verlangen haben, Alles,
was ihnen nutzlos dünkt zu vernichten.

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hauben aufſetzen,“ ſagte das Mädchen hernach und

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[16/0026] Kirche hin über den Friedhof, an deſſen Rande das Schulhaus ſtand. Das Raſſeln des Schlüſſels an der Thür wiederhallte laut im Innern. Im Vor- hauſe war es öde, und die Schatten der Latern- ſäulchen zuckten wie gehetzt an den Wänden hin und her. Da traten wir in ein kleines Zimmer, in deſſen Thonofen helle Glut kniſterte. Meine Begleiterin ſtellte ein Licht auf den Tiſch, ſchlug die braune Decke des Bettes über und zog aus dem Wandkaſten eine Lade hervor, damit ich meine Sachen dort unter- bringe. Da rief ſie auf einmal: „Nein, das iſt richtig, daß wir uns allmiteinander ſchämen müſſen; jetzt liegen dieſe Fetzen noch da herum!“ Sofort faßte ſie einen armvoll Papierblätter, wie ſie in der Lade wirr herumlagen: „Will euch gleich helfen, ihr verzwickelten Wiſche, in den Ofen ſteck’ ich euch!“ „Mußt nicht, mußt nicht,“ kam ich dazwiſchen, „vielleicht ſind Dinge dabei, die der neue Lehrer noch brauchen kann.“ Verdrießlich warf ſie die Blätter wieder in die Lade. Es wäre ihr in ihrer Aufräumungswuth ſicher eine große Luſt geweſen, ſie zu verbrennen, wie ja unwiſſende Leute häufig das Verlangen haben, Alles, was ihnen nutzlos dünkt zu vernichten. „Der Herr kann des alten Schulmeiſters Schlaf- hauben aufſetzen,“ ſagte das Mädchen hernach und

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/26>, abgerufen am 22.11.2024.