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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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heiraten, die Narrheit geht nicht an. Wie alt
bist denn?"

Auf diese Frage erröthet der Bursche noch
mehr. Es ist eine schauderhafte Blödheit, wenn
Einer sein Alter nicht weiß. Und er weiß es nicht.
Um zehn Jahre wird er nicht fehlen, wenn er auf
geradewol zwanzig sagt.

"Werde dreißig, erwerbe dir Haus und Hof,
und dann komme wieder!" ist des Pfarrers Be-
scheid. Darauf geht er in die Nebenstube, und der
Berthold bleibt stehen und ihm ist, als müsse er
noch was sagen -- ein gewichtig Wort, das alle
Einwände zu Boden wirft und der geweihte Herr
beigeben muß: ei, das ist ganz was anders, dann
heiratet in Gottesnamen.

Aber der Bursche weiß kein Wort, das es
vermöchte zu deuten und hell zu künden, warum er
eins -- ewig eins sein will mit Aga, dem armen
Almmädchen.

Da der Herr Pfarrer nicht mehr zurückkehrt
aus der Nebenstube, sondern in derselben gemächlich
sein Frühstück verzehrt, wendet sich der Bursche
endlich traurig der Thür zu, und steigt die Treppe
nieder, die Himmelsleiter des Liebesglückes, an der er
vorhin mit freudevoller Zuversicht emporgestiegen war.

Aber auf der grünen Erde angelangt, ist er
ein Anderer. Und es ist ein Arg' gewesen, wie der

heiraten, die Narrheit geht nicht an. Wie alt
biſt denn?“

Auf dieſe Frage erröthet der Burſche noch
mehr. Es iſt eine ſchauderhafte Blödheit, wenn
Einer ſein Alter nicht weiß. Und er weiß es nicht.
Um zehn Jahre wird er nicht fehlen, wenn er auf
geradewol zwanzig ſagt.

„Werde dreißig, erwerbe dir Haus und Hof,
und dann komme wieder!“ iſt des Pfarrers Be-
ſcheid. Darauf geht er in die Nebenſtube, und der
Berthold bleibt ſtehen und ihm iſt, als müſſe er
noch was ſagen — ein gewichtig Wort, das alle
Einwände zu Boden wirft und der geweihte Herr
beigeben muß: ei, das iſt ganz was anders, dann
heiratet in Gottesnamen.

Aber der Burſche weiß kein Wort, das es
vermöchte zu deuten und hell zu künden, warum er
eins — ewig eins ſein will mit Aga, dem armen
Almmädchen.

Da der Herr Pfarrer nicht mehr zurückkehrt
aus der Nebenſtube, ſondern in derſelben gemächlich
ſein Frühſtück verzehrt, wendet ſich der Burſche
endlich traurig der Thür zu, und ſteigt die Treppe
nieder, die Himmelsleiter des Liebesglückes, an der er
vorhin mit freudevoller Zuverſicht emporgeſtiegen war.

Aber auf der grünen Erde angelangt, iſt er
ein Anderer. Und es iſt ein Arg’ geweſen, wie der

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[173/0183] heiraten, die Narrheit geht nicht an. Wie alt biſt denn?“ Auf dieſe Frage erröthet der Burſche noch mehr. Es iſt eine ſchauderhafte Blödheit, wenn Einer ſein Alter nicht weiß. Und er weiß es nicht. Um zehn Jahre wird er nicht fehlen, wenn er auf geradewol zwanzig ſagt. „Werde dreißig, erwerbe dir Haus und Hof, und dann komme wieder!“ iſt des Pfarrers Be- ſcheid. Darauf geht er in die Nebenſtube, und der Berthold bleibt ſtehen und ihm iſt, als müſſe er noch was ſagen — ein gewichtig Wort, das alle Einwände zu Boden wirft und der geweihte Herr beigeben muß: ei, das iſt ganz was anders, dann heiratet in Gottesnamen. Aber der Burſche weiß kein Wort, das es vermöchte zu deuten und hell zu künden, warum er eins — ewig eins ſein will mit Aga, dem armen Almmädchen. Da der Herr Pfarrer nicht mehr zurückkehrt aus der Nebenſtube, ſondern in derſelben gemächlich ſein Frühſtück verzehrt, wendet ſich der Burſche endlich traurig der Thür zu, und ſteigt die Treppe nieder, die Himmelsleiter des Liebesglückes, an der er vorhin mit freudevoller Zuverſicht emporgeſtiegen war. Aber auf der grünen Erde angelangt, iſt er ein Anderer. Und es iſt ein Arg’ geweſen, wie der

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/183>, abgerufen am 24.11.2024.