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Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837.

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unter Tage waren die Erze am reichhaltigsten, und N002
haben das meiste güldische und reine Silber enthalten, N003
und dennoch ist es sehr wahrscheinlich, dass auch zur N004
Zeit der Eröffnung der Gruben die reichsten Erze durch N005
die Tschuden, die auch hier am Schlangenberge einen ur- N006
alten Bergbau getrieben hatten, 1) schon weggenommen N007
waren. Man hat die Spuren ihrer Arbeiten sowohl N008
im südöstlichen als in dem nordwestlichen Theile wahr- N009
genommen. In ihren verstürzten Arbeiten hat man N010
noch Werkzeuge von ihnen gefunden, wie kupferne N011
gegossene Keilhauen und harte Steine, deren sie sich N012
wohl als Fäustel bedient haben mochten, da diese Steine N013
stets eine ringförmige Vertiefung, wahrscheinlich zur N014
Befestigung eines Riemens zum Halten derselben hatten. N015
Eiserne Geräthschaften hat man in den Gruben ebenso N016
wenig wie in ihren Gräbern gefunden, obwohl diese eine N017
Menge Geräthschaften und Zierrathen von andern Me- N018
tallen besonders von Gold und Kupfer enthielten, und N019
durch grosse übereinander gethürmte Steinhaufen kennt- N020
lich, in grosser Menge an dem Nordrande des Altai, N021
am Irtysch und der Kirgisensteppe aufgefunden wor- N022
den sind. Die Tschuden scheinen demnach das Eisen N023
und dessen Bearbeitung noch nicht gekannt zu haben, N024
und haben in Ermangelung eiserner Werkzeuge den N025
Bergbau nur auf die Ocher getrieben, die sich auch N026
bei der Wiederaufnahme der Gruben durch die Russen N027
in den obern Teufen noch am reichlichsten gefunden N028
haben. In diese sind sie mittelst Schächte bis 5 Lach- N029
ter tief eingedrungen, haben aber doch auch versucht N030
den Schwerspath zu gewinnen, in welchen sie eine N031
runde trichterförmige Vertiefung gemacht hatten. Pal- N032
las erzählt, 2) dass wenige Jahre vor seiner Ankunft N033
in Schlangenberg (1771) in den alten Arbeiten ein N034
halb vererztes menschliches Gerippe gefunden worden

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1 ) Vergl. oben S. 509.
[footnote reference] N001
2) Siehe Reisen Th. III, S. 608.

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unter Tage waren die Erze am reichhaltigsten, und N002
haben das meiste güldische und reine Silber enthalten, N003
und dennoch ist es sehr wahrscheinlich, dass auch zur N004
Zeit der Eröffnung der Gruben die reichsten Erze durch N005
die Tschuden, die auch hier am Schlangenberge einen ur- N006
alten Bergbau getrieben hatten, 1) schon weggenommen N007
waren. Man hat die Spuren ihrer Arbeiten sowohl N008
im südöstlichen als in dem nordwestlichen Theile wahr- N009
genommen. In ihren verstürzten Arbeiten hat man N010
noch Werkzeuge von ihnen gefunden, wie kupferne N011
gegossene Keilhauen und harte Steine, deren sie sich N012
wohl als Fäustel bedient haben mochten, da diese Steine N013
stets eine ringförmige Vertiefung, wahrscheinlich zur N014
Befestigung eines Riemens zum Halten derselben hatten. N015
Eiserne Geräthschaften hat man in den Gruben ebenso N016
wenig wie in ihren Gräbern gefunden, obwohl diese eine N017
Menge Geräthschaften und Zierrathen von andern Me- N018
tallen besonders von Gold und Kupfer enthielten, und N019
durch grosse übereinander gethürmte Steinhaufen kennt- N020
lich, in grosser Menge an dem Nordrande des Altai, N021
am Irtysch und der Kirgisensteppe aufgefunden wor- N022
den sind. Die Tschuden scheinen demnach das Eisen N023
und dessen Bearbeitung noch nicht gekannt zu haben, N024
und haben in Ermangelung eiserner Werkzeuge den N025
Bergbau nur auf die Ocher getrieben, die sich auch N026
bei der Wiederaufnahme der Gruben durch die Russen N027
in den obern Teufen noch am reichlichsten gefunden N028
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ter tief eingedrungen, haben aber doch auch versucht N030
den Schwerspath zu gewinnen, in welchen sie eine N031
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in Schlangenberg (1771) in den alten Arbeiten ein N034
halb vererztes menschliches Gerippe gefunden worden

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[556/0590] N001 unter Tage waren die Erze am reichhaltigsten, und N002 haben das meiste güldische und reine Silber enthalten, N003 und dennoch ist es sehr wahrscheinlich, dass auch zur N004 Zeit der Eröffnung der Gruben die reichsten Erze durch N005 die Tschuden, die auch hier am Schlangenberge einen ur- N006 alten Bergbau getrieben hatten, 1) schon weggenommen N007 waren. Man hat die Spuren ihrer Arbeiten sowohl N008 im südöstlichen als in dem nordwestlichen Theile wahr- N009 genommen. In ihren verstürzten Arbeiten hat man N010 noch Werkzeuge von ihnen gefunden, wie kupferne N011 gegossene Keilhauen und harte Steine, deren sie sich N012 wohl als Fäustel bedient haben mochten, da diese Steine N013 stets eine ringförmige Vertiefung, wahrscheinlich zur N014 Befestigung eines Riemens zum Halten derselben hatten. N015 Eiserne Geräthschaften hat man in den Gruben ebenso N016 wenig wie in ihren Gräbern gefunden, obwohl diese eine N017 Menge Geräthschaften und Zierrathen von andern Me- N018 tallen besonders von Gold und Kupfer enthielten, und N019 durch grosse übereinander gethürmte Steinhaufen kennt- N020 lich, in grosser Menge an dem Nordrande des Altai, N021 am Irtysch und der Kirgisensteppe aufgefunden wor- N022 den sind. Die Tschuden scheinen demnach das Eisen N023 und dessen Bearbeitung noch nicht gekannt zu haben, N024 und haben in Ermangelung eiserner Werkzeuge den N025 Bergbau nur auf die Ocher getrieben, die sich auch N026 bei der Wiederaufnahme der Gruben durch die Russen N027 in den obern Teufen noch am reichlichsten gefunden N028 haben. In diese sind sie mittelst Schächte bis 5 Lach- N029 ter tief eingedrungen, haben aber doch auch versucht N030 den Schwerspath zu gewinnen, in welchen sie eine N031 runde trichterförmige Vertiefung gemacht hatten. Pal- N032 las erzählt, 2) dass wenige Jahre vor seiner Ankunft N033 in Schlangenberg (1771) in den alten Arbeiten ein N034 halb vererztes menschliches Gerippe gefunden worden [footnote reference] [footnote reference] [footnote reference] N001 1 ) Vergl. oben S. 509. [footnote reference] N001 2) Siehe Reisen Th. III, S. 608.

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Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837, S. 556. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/590>, abgerufen am 19.05.2024.