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Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837.

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konnte, noch viel besser und schöner; aber der Ein- N002
druck, den sie auf mich machten, war hier am stärk- N003
sten und lebhaftesten, da ich sie hier zum ersten Male N004
in solcher Schönheit sah. Ich erwähne der Einzel- N005
heiten hier nicht, und werde die Mineralien da beschrei- N006
ben, wo wir sie an Ort und Stelle zu beobachten Ge- N007
legenheit hatten.

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Unter den geognostischen Sammlungen interessirte N002
Herrn v. Humboldt, wie mich, besonders die Samm- N003
lung der Gebirgsarten von Ehstland und Livland, die N004
Herr v. Engelhardt in grosser Vollständigkeit und N005
Schönheit aufgestellt hatte. Herr v. Engelhardt hatte N006
die Güte, uns diese zu erklären und seine Ansichten N007
darüber mitzutheilen. Die Küsten von Ehstland am N008
Finnischen Meerbusen bestehen nach ihm hauptsächlich N009
aus einem dichten Kalkstein, der durch die vielen wohl- N010
erhaltenen Trilobiten- und Orthoceratiten-Versteinerun- N011
gen, welche er enthält, bekannt ist, und in ziemlich N012
horizontalen Lagen von 30-60 Fuss Mächtigkeit vor- N013
kommt. Er liegt auf einem feinkörnigen Sandstein, N014
der sich an der Küste bis höchstens 120 Fuss über N015
das Meer erhebt, und zu seinem Liegenden wiederum N016
einen graulich grünen Thon hat, der zunächst über dem N017
Meeresspiegel erscheint. Der Sandstein ist versteine- N018
rungsleer, jedoch findet sich in ihm, wie Herr v. En- N019
gelhardt beobachtet hat, Bernstein eingeschlossen. N020
Die untern Schichten des Kalksteins enthalten häufig N021
kleine Körner von Grünerde, wie der Grünsand der N022
Kreideformation, und werden von dem unter ihnen lie- N023
genden Sandstein durch dünne Lagen von Grünerde, N024
bituminösen Thonschiefer, Eisenkies und eine etwa 3 N025
Zoll mächtige, nur aus Muschelfragmenten bestehende N026
Schicht getrennt, welche Zwischenschichten im Gan- N027
zen eine Mächtigkeit von etwa 5 Fuss erreichen.

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Südlich von der Küste zieht sich in gleicher Rich- N002
tung mit ihr ein Bergrücken hin, der eine Höhe von N003
400 Fuss erreicht, und die Wasserscheide zwischen

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konnte, noch viel besser und schöner; aber der Ein- N002
druck, den sie auf mich machten, war hier am stärk- N003
sten und lebhaftesten, da ich sie hier zum ersten Male N004
in solcher Schönheit sah. Ich erwähne der Einzel- N005
heiten hier nicht, und werde die Mineralien da beschrei- N006
ben, wo wir sie an Ort und Stelle zu beobachten Ge- N007
legenheit hatten.

N001
Unter den geognostischen Sammlungen interessirte N002
Herrn v. Humboldt, wie mich, besonders die Samm- N003
lung der Gebirgsarten von Ehstland und Livland, die N004
Herr v. Engelhardt in grosser Vollständigkeit und N005
Schönheit aufgestellt hatte. Herr v. Engelhardt hatte N006
die Güte, uns diese zu erklären und seine Ansichten N007
darüber mitzutheilen. Die Küsten von Ehstland am N008
Finnischen Meerbusen bestehen nach ihm hauptsächlich N009
aus einem dichten Kalkstein, der durch die vielen wohl- N010
erhaltenen Trilobiten- und Orthoceratiten-Versteinerun- N011
gen, welche er enthält, bekannt ist, und in ziemlich N012
horizontalen Lagen von 30-60 Fuss Mächtigkeit vor- N013
kommt. Er liegt auf einem feinkörnigen Sandstein, N014
der sich an der Küste bis höchstens 120 Fuss über N015
das Meer erhebt, und zu seinem Liegenden wiederum N016
einen graulich grünen Thon hat, der zunächst über dem N017
Meeresspiegel erscheint. Der Sandstein ist versteine- N018
rungsleer, jedoch findet sich in ihm, wie Herr v. En- N019
gelhardt beobachtet hat, Bernstein eingeschlossen. N020
Die untern Schichten des Kalksteins enthalten häufig N021
kleine Körner von Grünerde, wie der Grünsand der N022
Kreideformation, und werden von dem unter ihnen lie- N023
genden Sandstein durch dünne Lagen von Grünerde, N024
bituminösen Thonschiefer, Eisenkies und eine etwa 3 N025
Zoll mächtige, nur aus Muschelfragmenten bestehende N026
Schicht getrennt, welche Zwischenschichten im Gan- N027
zen eine Mächtigkeit von etwa 5 Fuss erreichen.

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Südlich von der Küste zieht sich in gleicher Rich- N002
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[19/0053] N001 konnte, noch viel besser und schöner; aber der Ein- N002 druck, den sie auf mich machten, war hier am stärk- N003 sten und lebhaftesten, da ich sie hier zum ersten Male N004 in solcher Schönheit sah. Ich erwähne der Einzel- N005 heiten hier nicht, und werde die Mineralien da beschrei- N006 ben, wo wir sie an Ort und Stelle zu beobachten Ge- N007 legenheit hatten. N001 Unter den geognostischen Sammlungen interessirte N002 Herrn v. Humboldt, wie mich, besonders die Samm- N003 lung der Gebirgsarten von Ehstland und Livland, die N004 Herr v. Engelhardt in grosser Vollständigkeit und N005 Schönheit aufgestellt hatte. Herr v. Engelhardt hatte N006 die Güte, uns diese zu erklären und seine Ansichten N007 darüber mitzutheilen. Die Küsten von Ehstland am N008 Finnischen Meerbusen bestehen nach ihm hauptsächlich N009 aus einem dichten Kalkstein, der durch die vielen wohl- N010 erhaltenen Trilobiten- und Orthoceratiten-Versteinerun- N011 gen, welche er enthält, bekannt ist, und in ziemlich N012 horizontalen Lagen von 30-60 Fuss Mächtigkeit vor- N013 kommt. Er liegt auf einem feinkörnigen Sandstein, N014 der sich an der Küste bis höchstens 120 Fuss über N015 das Meer erhebt, und zu seinem Liegenden wiederum N016 einen graulich grünen Thon hat, der zunächst über dem N017 Meeresspiegel erscheint. Der Sandstein ist versteine- N018 rungsleer, jedoch findet sich in ihm, wie Herr v. En- N019 gelhardt beobachtet hat, Bernstein eingeschlossen. N020 Die untern Schichten des Kalksteins enthalten häufig N021 kleine Körner von Grünerde, wie der Grünsand der N022 Kreideformation, und werden von dem unter ihnen lie- N023 genden Sandstein durch dünne Lagen von Grünerde, N024 bituminösen Thonschiefer, Eisenkies und eine etwa 3 N025 Zoll mächtige, nur aus Muschelfragmenten bestehende N026 Schicht getrennt, welche Zwischenschichten im Gan- N027 zen eine Mächtigkeit von etwa 5 Fuss erreichen. N001 Südlich von der Küste zieht sich in gleicher Rich- N002 tung mit ihr ein Bergrücken hin, der eine Höhe von N003 400 Fuss erreicht, und die Wasserscheide zwischen

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Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/53>, abgerufen am 03.05.2024.