Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite

N001
desselben Tages in Tjumen. Die Stadt ist von bedeu- N002
tendem Umfange, grösser noch als Katharinenburg, N003
und gröstentheils auf dem rechten oder südlichen Ufer N004
der Tura gelegen, das hier viel höher als das linke N005
ist. Sie besteht grösstentheils aus hölzernen Häusern, N006
über welchen einige steinerne Gebäude, so wie mehrere N007
Kirchen mit Thürmen hervorragen, die sie schon in N008
grosser Ferne kenntlich machen; umher liegen Aecker N009
und Wiesen, worin der Regen viele lange und tiefe Was- N010
serrisse gebildet hat, die sich bis zur Tura hinziehn.

N001
Die Ufer dieses Flusses sind durch die vielen N002
Elephantenzähne interessant, die man an ihnen nicht N003
allein bei Tjumen, sondern auch noch weiter aufwärts N004
bis oberhalb Kamyschloff und ebenso am untern Isset N005
findet, und die oft noch so gut erhalten sind, dass sie zu N006
Kämmen und anderen Gegenständen verarbeitet wer- N007
den. An dem Suwarysch, einem kleinen Nebenflusse N008
des Isset, nicht weit von dem oben erwähnten Dorfe N009
Odina, findet man nach Hermann 1) nicht allein Zähne, N010
sondern auch Knochen von Elephanten und zuweilen N011
auch von Büffeln, die in dem ganzen Erdreich zer- N012
streut liegen.

N001
Die Reparatur eines unserer Wagen nöthigte uns N002
mehrere Stunden in Tjumen zu bleiben. Erst um 7 N003
Uhr konnten wir abfahren, nachdem wir um 3 Uhr N004
Nachmittags angekommen; wir fuhren bei der Stadt N005
auf einer Schiffbrücke über die Tura und blieben wäh- N006
rend der Nacht an dem linken Ufer derselben. Am Morgen N007
des folgenden Tages waren wir am Tobol, der hier N008
schon ein grosser breiter Strom ist, über welchen wir N009
mit einer Fähre setzten. Jenseits desselben liegt das N010
Dorf Jewlewa. Der Weg ging meistens über Wie- N011
sen fort, die häufig mit niedrigem Gebüsch von Pap- N012
peln, Birken und Linden bedeckt waren; stellenweise N013
wurde er sehr sandig und führte durch Fichtenwälder,

[footnote reference]
[footnote reference] N001
1) Min. Beschreibung des Uralischen Erzgeb. Th. I, S. 182.

N001
desselben Tages in Tjumen. Die Stadt ist von bedeu- N002
tendem Umfange, grösser noch als Katharinenburg, N003
und gröstentheils auf dem rechten oder südlichen Ufer N004
der Tura gelegen, das hier viel höher als das linke N005
ist. Sie besteht grösstentheils aus hölzernen Häusern, N006
über welchen einige steinerne Gebäude, so wie mehrere N007
Kirchen mit Thürmen hervorragen, die sie schon in N008
grosser Ferne kenntlich machen; umher liegen Aecker N009
und Wiesen, worin der Regen viele lange und tiefe Was- N010
serrisse gebildet hat, die sich bis zur Tura hinziehn.

N001
Die Ufer dieses Flusses sind durch die vielen N002
Elephantenzähne interessant, die man an ihnen nicht N003
allein bei Tjumen, sondern auch noch weiter aufwärts N004
bis oberhalb Kamyschloff und ebenso am untern Isset N005
findet, und die oft noch so gut erhalten sind, dass sie zu N006
Kämmen und anderen Gegenständen verarbeitet wer- N007
den. An dem Suwarysch, einem kleinen Nebenflusse N008
des Isset, nicht weit von dem oben erwähnten Dorfe N009
Odina, findet man nach Hermann 1) nicht allein Zähne, N010
sondern auch Knochen von Elephanten und zuweilen N011
auch von Büffeln, die in dem ganzen Erdreich zer- N012
streut liegen.

N001
Die Reparatur eines unserer Wagen nöthigte uns N002
mehrere Stunden in Tjumen zu bleiben. Erst um 7 N003
Uhr konnten wir abfahren, nachdem wir um 3 Uhr N004
Nachmittags angekommen; wir fuhren bei der Stadt N005
auf einer Schiffbrücke über die Tura und blieben wäh- N006
rend der Nacht an dem linken Ufer derselben. Am Morgen N007
des folgenden Tages waren wir am Tobol, der hier N008
schon ein grosser breiter Strom ist, über welchen wir N009
mit einer Fähre setzten. Jenseits desselben liegt das N010
Dorf Jewlewa. Der Weg ging meistens über Wie- N011
sen fort, die häufig mit niedrigem Gebüsch von Pap- N012
peln, Birken und Linden bedeckt waren; stellenweise N013
wurde er sehr sandig und führte durch Fichtenwälder,

[footnote reference]
[footnote reference] N001
1) Min. Beschreibung des Uralischen Erzgeb. Th. I, S. 182.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0520" xml:id="img_0520" n="486"/>
        <p><lb n="N001"/>
desselben Tages in Tjumen. Die Stadt ist von bedeu-             <lb n="N002"/>
tendem Umfange, grösser noch als Katharinenburg,             <lb n="N003"/>
und gröstentheils auf dem rechten oder südlichen Ufer             <lb n="N004"/>
der Tura gelegen, das hier viel höher als das linke             <lb n="N005"/>
ist. Sie besteht grösstentheils aus hölzernen Häusern,             <lb n="N006"/>
über welchen einige steinerne Gebäude, so wie mehrere             <lb n="N007"/>
Kirchen mit Thürmen hervorragen, die sie schon in             <lb n="N008"/>
grosser Ferne kenntlich machen; umher liegen Aecker             <lb n="N009"/>
und Wiesen, worin der Regen viele lange und tiefe Was-             <lb n="N010"/>
serrisse gebildet hat, die sich bis zur Tura hinziehn.</p>
        <p><lb n="N001"/>
Die Ufer dieses Flusses sind durch die vielen             <lb n="N002"/>
Elephantenzähne interessant, die man an ihnen nicht             <lb n="N003"/>
allein bei Tjumen, sondern auch noch weiter aufwärts             <lb n="N004"/>
bis oberhalb Kamyschloff und ebenso am untern Isset             <lb n="N005"/>
findet, und die oft noch so gut erhalten sind, dass sie zu             <lb n="N006"/>
Kämmen und anderen Gegenständen verarbeitet wer-             <lb n="N007"/>
den. An dem Suwarysch, einem kleinen Nebenflusse <lb n="N008"/>
des Isset, nicht weit von dem oben erwähnten Dorfe             <lb n="N009"/>
Odina, findet man nach Hermann 1) nicht allein Zähne,             <lb n="N010"/>
sondern auch Knochen von Elephanten und zuweilen             <lb n="N011"/>
auch von Büffeln, die in dem ganzen Erdreich zer-             <lb n="N012"/>
streut liegen.</p>
        <p><lb n="N001"/>
Die Reparatur eines unserer Wagen nöthigte uns             <lb n="N002"/>
mehrere Stunden in Tjumen zu bleiben. Erst um 7             <lb n="N003"/>
Uhr konnten wir abfahren, nachdem wir um 3 Uhr             <lb n="N004"/>
Nachmittags angekommen; wir fuhren bei der Stadt             <lb n="N005"/>
auf einer Schiffbrücke über die Tura und blieben wäh-             <lb n="N006"/>
rend der Nacht an dem linken Ufer derselben. Am Morgen             <lb n="N007"/>
des folgenden Tages waren wir am Tobol, der hier             <lb n="N008"/>
schon ein grosser breiter Strom ist, über welchen wir             <lb n="N009"/>
mit einer Fähre setzten. Jenseits desselben liegt das             <lb n="N010"/>
Dorf Jewlewa. Der Weg ging meistens über Wie-             <lb n="N011"/>
sen fort, die häufig mit niedrigem Gebüsch von Pap-             <lb n="N012"/>
peln, Birken und Linden bedeckt waren; stellenweise             <lb n="N013"/>
wurde er sehr sandig und führte durch Fichtenwälder,</p>
        <note place="foot" n="[footnote reference]"><lb n="N001"/>
1) Min. Beschreibung des Uralischen Erzgeb. Th. I, S. 182.</note>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[486/0520] N001 desselben Tages in Tjumen. Die Stadt ist von bedeu- N002 tendem Umfange, grösser noch als Katharinenburg, N003 und gröstentheils auf dem rechten oder südlichen Ufer N004 der Tura gelegen, das hier viel höher als das linke N005 ist. Sie besteht grösstentheils aus hölzernen Häusern, N006 über welchen einige steinerne Gebäude, so wie mehrere N007 Kirchen mit Thürmen hervorragen, die sie schon in N008 grosser Ferne kenntlich machen; umher liegen Aecker N009 und Wiesen, worin der Regen viele lange und tiefe Was- N010 serrisse gebildet hat, die sich bis zur Tura hinziehn. N001 Die Ufer dieses Flusses sind durch die vielen N002 Elephantenzähne interessant, die man an ihnen nicht N003 allein bei Tjumen, sondern auch noch weiter aufwärts N004 bis oberhalb Kamyschloff und ebenso am untern Isset N005 findet, und die oft noch so gut erhalten sind, dass sie zu N006 Kämmen und anderen Gegenständen verarbeitet wer- N007 den. An dem Suwarysch, einem kleinen Nebenflusse N008 des Isset, nicht weit von dem oben erwähnten Dorfe N009 Odina, findet man nach Hermann 1) nicht allein Zähne, N010 sondern auch Knochen von Elephanten und zuweilen N011 auch von Büffeln, die in dem ganzen Erdreich zer- N012 streut liegen. N001 Die Reparatur eines unserer Wagen nöthigte uns N002 mehrere Stunden in Tjumen zu bleiben. Erst um 7 N003 Uhr konnten wir abfahren, nachdem wir um 3 Uhr N004 Nachmittags angekommen; wir fuhren bei der Stadt N005 auf einer Schiffbrücke über die Tura und blieben wäh- N006 rend der Nacht an dem linken Ufer derselben. Am Morgen N007 des folgenden Tages waren wir am Tobol, der hier N008 schon ein grosser breiter Strom ist, über welchen wir N009 mit einer Fähre setzten. Jenseits desselben liegt das N010 Dorf Jewlewa. Der Weg ging meistens über Wie- N011 sen fort, die häufig mit niedrigem Gebüsch von Pap- N012 peln, Birken und Linden bedeckt waren; stellenweise N013 wurde er sehr sandig und führte durch Fichtenwälder, [footnote reference] [footnote reference] N001 1) Min. Beschreibung des Uralischen Erzgeb. Th. I, S. 182.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

OCR-D: Bereitstellung der Texttranskription. (2019-10-24T14:49:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Dennis Dietrich, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2019-10-24T14:49:29Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR ohne Nachkorrektur.

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.ocr-d.de/gt_guidelines formulierten Richtlinien und wurde in Richtung des Zielformats DTABf angepasst.

Der Textinhalt einzelner Tabellen wurde von der OCR nur teilweise erfasst.

Weitere Textphänomene wurden wie folgt behandelt:

  • Bogensignaturen: gekennzeichnet;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • Normalisierungen: dokumentiert;
  • Seitenumbrüche markiert: ja;
  • Silbentrennung: wie Vorlage;
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst;
  • Zeichensetzung: wie Vorlage;
  • Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/520
Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/520>, abgerufen am 19.05.2024.