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Roquette, Otto: Die Schlangenkönigin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 221–335. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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würdiges Mädchen, und so wird sie von Freunden und Bekannten, die bei mir vorsprechen, sehr verzogen. Sie ist eitel und hochmüthig geworden. Dazu kommt, daß sie heimlich in meinen Büchern umher gestöbert und Manches gelesen hat, was ich ihr verboten haben würde. Endlich noch hat sie das Bewußtsein, ein, nach hiesigen Begriffen, reiches Mädchen zu sein, das sich etwas herausnehmen darf. Sie hat, trotz ihrer Jugend, schon oft Gelegenheit gehabt, sich zu verheirathen. Aber sie spielt mit ihren Freiern, um sie endlich zu verlachen.

Während der Pfarrer so sprach, schlich eine Gestalt um die Ecke eines Hauses. Es war Sardok. Er schien überrascht, uns zu sehen, hinkte dann aber grinsend und höchst unterwürfig grüßend an uns vorüber.

Ist der Unglücksmensch auch hier? sagte der Pfarrer etwas verstimmt. Sie kennen ihn, ich habe von Ihrem Abenteuer gehört. Werden Sie mir nun glauben, was ich Ihnen erzähle? Auch mit diesem häßlichen Subject, das sonst von allen Bewohnern dieser Gegend gemieden wird, hat Marie ein tollkühnes Spiel begonnen. Es belustigte sie, ihn durch thörichte Schmeicheleien zu verhöhnen; vielleicht that sie es auch aus Uebermuth, um dem allgemeinen Widerwillen gegen ihn zu trotzen. Kurz, der Mensch hat ihre spöttische Herausforderung für Ernst genommen und eine unselige Leidenschaft für sie -- ich weiß es -- erfüllt ihn jetzt. Sie lacht ihn natürlich aus, aber die Sache ist ihr zugleich sehr unbequem geworden, da er sie überall umschleicht.

würdiges Mädchen, und so wird sie von Freunden und Bekannten, die bei mir vorsprechen, sehr verzogen. Sie ist eitel und hochmüthig geworden. Dazu kommt, daß sie heimlich in meinen Büchern umher gestöbert und Manches gelesen hat, was ich ihr verboten haben würde. Endlich noch hat sie das Bewußtsein, ein, nach hiesigen Begriffen, reiches Mädchen zu sein, das sich etwas herausnehmen darf. Sie hat, trotz ihrer Jugend, schon oft Gelegenheit gehabt, sich zu verheirathen. Aber sie spielt mit ihren Freiern, um sie endlich zu verlachen.

Während der Pfarrer so sprach, schlich eine Gestalt um die Ecke eines Hauses. Es war Sardok. Er schien überrascht, uns zu sehen, hinkte dann aber grinsend und höchst unterwürfig grüßend an uns vorüber.

Ist der Unglücksmensch auch hier? sagte der Pfarrer etwas verstimmt. Sie kennen ihn, ich habe von Ihrem Abenteuer gehört. Werden Sie mir nun glauben, was ich Ihnen erzähle? Auch mit diesem häßlichen Subject, das sonst von allen Bewohnern dieser Gegend gemieden wird, hat Marie ein tollkühnes Spiel begonnen. Es belustigte sie, ihn durch thörichte Schmeicheleien zu verhöhnen; vielleicht that sie es auch aus Uebermuth, um dem allgemeinen Widerwillen gegen ihn zu trotzen. Kurz, der Mensch hat ihre spöttische Herausforderung für Ernst genommen und eine unselige Leidenschaft für sie — ich weiß es — erfüllt ihn jetzt. Sie lacht ihn natürlich aus, aber die Sache ist ihr zugleich sehr unbequem geworden, da er sie überall umschleicht.

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[0097] würdiges Mädchen, und so wird sie von Freunden und Bekannten, die bei mir vorsprechen, sehr verzogen. Sie ist eitel und hochmüthig geworden. Dazu kommt, daß sie heimlich in meinen Büchern umher gestöbert und Manches gelesen hat, was ich ihr verboten haben würde. Endlich noch hat sie das Bewußtsein, ein, nach hiesigen Begriffen, reiches Mädchen zu sein, das sich etwas herausnehmen darf. Sie hat, trotz ihrer Jugend, schon oft Gelegenheit gehabt, sich zu verheirathen. Aber sie spielt mit ihren Freiern, um sie endlich zu verlachen. Während der Pfarrer so sprach, schlich eine Gestalt um die Ecke eines Hauses. Es war Sardok. Er schien überrascht, uns zu sehen, hinkte dann aber grinsend und höchst unterwürfig grüßend an uns vorüber. Ist der Unglücksmensch auch hier? sagte der Pfarrer etwas verstimmt. Sie kennen ihn, ich habe von Ihrem Abenteuer gehört. Werden Sie mir nun glauben, was ich Ihnen erzähle? Auch mit diesem häßlichen Subject, das sonst von allen Bewohnern dieser Gegend gemieden wird, hat Marie ein tollkühnes Spiel begonnen. Es belustigte sie, ihn durch thörichte Schmeicheleien zu verhöhnen; vielleicht that sie es auch aus Uebermuth, um dem allgemeinen Widerwillen gegen ihn zu trotzen. Kurz, der Mensch hat ihre spöttische Herausforderung für Ernst genommen und eine unselige Leidenschaft für sie — ich weiß es — erfüllt ihn jetzt. Sie lacht ihn natürlich aus, aber die Sache ist ihr zugleich sehr unbequem geworden, da er sie überall umschleicht.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:15:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Roquette, Otto: Die Schlangenkönigin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 221–335. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roquette_schlangenkoenigin_1910/97>, abgerufen am 22.11.2024.