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Roquette, Otto: Die Schlangenkönigin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 221–335. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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So mißgünstig zu sein! Seinen Reichthum so karg zu verstecken! Wer die Schlangenkönigin in all ihrer Herrlichkeit gesehen hat, ist bezaubert und wird immer den Einen Anblick zurück wünschen. Ja, als sie die blendenden Arme ausstreckte und nach dem Schlangenkönig rief, da hatte ich zu ihren Füßen stürzen und rufen mögen: Ich bin nur dein Sclave, aber nimm mich in deinen Arm, und du machst mich zum König!

Aber Sie ließen es bleiben, Sie wären dabei ins Wasser gefallen! lachte Marie. -- Ich brannte vor Sehnsucht, aber Ernst hielt mich am Arme fest und beschwor mich, ruhig zu sein. -- That er das? O das war recht! -- Nein, das war ganz abscheulich! Aber in dieser Stunde wird mich Niemand hindern -- auch die Schlangenkönigin selber nicht -- diese kleine Hand zu ergreifen und zu küssen!

Marie hinderte es nicht, daß er ihre Linke streichelte und an die Lippen drückte. Als er aber, kühner geworden, ihren Arm aufstreifen wollte, riß sie die rechte Hand plötzlich aus der Tasche und warf ihm mit rascher Bewegung etwas ins Gesicht. Es war eine kleine, silbergraue Schlange. Victor fuhr mit Entsetzen auf und sprang zur Seite, Marie aber schlug in höhnischer Freude ein helles Gelächter auf und lief davon.

In diesem Augenblick vernahm ich in der Nähe noch ein anderes Lachen, heiser und gellend. Ich wandte mich um und sah Sardok's Gesicht durch das

So mißgünstig zu sein! Seinen Reichthum so karg zu verstecken! Wer die Schlangenkönigin in all ihrer Herrlichkeit gesehen hat, ist bezaubert und wird immer den Einen Anblick zurück wünschen. Ja, als sie die blendenden Arme ausstreckte und nach dem Schlangenkönig rief, da hatte ich zu ihren Füßen stürzen und rufen mögen: Ich bin nur dein Sclave, aber nimm mich in deinen Arm, und du machst mich zum König!

Aber Sie ließen es bleiben, Sie wären dabei ins Wasser gefallen! lachte Marie. — Ich brannte vor Sehnsucht, aber Ernst hielt mich am Arme fest und beschwor mich, ruhig zu sein. — That er das? O das war recht! — Nein, das war ganz abscheulich! Aber in dieser Stunde wird mich Niemand hindern — auch die Schlangenkönigin selber nicht — diese kleine Hand zu ergreifen und zu küssen!

Marie hinderte es nicht, daß er ihre Linke streichelte und an die Lippen drückte. Als er aber, kühner geworden, ihren Arm aufstreifen wollte, riß sie die rechte Hand plötzlich aus der Tasche und warf ihm mit rascher Bewegung etwas ins Gesicht. Es war eine kleine, silbergraue Schlange. Victor fuhr mit Entsetzen auf und sprang zur Seite, Marie aber schlug in höhnischer Freude ein helles Gelächter auf und lief davon.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:15:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:15:33Z)

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Zitationshilfe: Roquette, Otto: Die Schlangenkönigin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 221–335. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roquette_schlangenkoenigin_1910/62>, abgerufen am 24.11.2024.