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Roquette, Otto: Die Schlangenkönigin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 221–335. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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los im Hause, und das bunte Leben, mit dem mein Vater mich umgab, beängstigte mich eher, als daß es mich vergessen gelehrt hätte.

Aber ich sollte nicht allein reisen. -- Zu den Künstlern, die in unserem Hause aus und ein gingen, gehörte auch ein junger Maler, den ich nur bei seinem Vornamen Victor nennen will. Er hatte damals noch kein größeres Werk von Bedeutung geschaffen, aber seine reichlichen Skizzen und Studien zeigten ein liebenswürdiges Talent. Mein Vater, der ihm ganz besonders gewogen war, kaufte ganze Mappen voll von seinen kleinen Zeichnungen und zeigte sich ihm als einen freigebigen Gönner. Es war jedoch vielleicht weniger sein Talent, als seine Persönlichkeit, die ihn in unserem Hause so beliebt machte. Victor war von angenehmer Erscheinung, hatte den liebenswürdigsten Umgangston und wußte sich in jeder Gesellschaft zu bewegen. Geistvoll, lebhaft, immer zum Scherzen aufgelegt, schien er den Meinigen vor Allen geeignet, mich aus meinem Hinbrüten herauszureißen. Man sah ihm viel nach. Er war eine derb sinnliche Statur, oft bis zur Frivolität. Es fehlte ihm an Bildung, hauptsächlich an Bildung des Gefühls, er hatte keine Tiefe, leichter Genuß war das Element, in dem er lebte und das ihn an einem ernsteren Streben hinderte. Er wußte mich zu unterhalten und, so sehr er mich oft verstimmte, doch wieder zu fesseln. Ich war damals in einem Zustande, in welchem die Außenwelt wirklich

los im Hause, und das bunte Leben, mit dem mein Vater mich umgab, beängstigte mich eher, als daß es mich vergessen gelehrt hätte.

Aber ich sollte nicht allein reisen. — Zu den Künstlern, die in unserem Hause aus und ein gingen, gehörte auch ein junger Maler, den ich nur bei seinem Vornamen Victor nennen will. Er hatte damals noch kein größeres Werk von Bedeutung geschaffen, aber seine reichlichen Skizzen und Studien zeigten ein liebenswürdiges Talent. Mein Vater, der ihm ganz besonders gewogen war, kaufte ganze Mappen voll von seinen kleinen Zeichnungen und zeigte sich ihm als einen freigebigen Gönner. Es war jedoch vielleicht weniger sein Talent, als seine Persönlichkeit, die ihn in unserem Hause so beliebt machte. Victor war von angenehmer Erscheinung, hatte den liebenswürdigsten Umgangston und wußte sich in jeder Gesellschaft zu bewegen. Geistvoll, lebhaft, immer zum Scherzen aufgelegt, schien er den Meinigen vor Allen geeignet, mich aus meinem Hinbrüten herauszureißen. Man sah ihm viel nach. Er war eine derb sinnliche Statur, oft bis zur Frivolität. Es fehlte ihm an Bildung, hauptsächlich an Bildung des Gefühls, er hatte keine Tiefe, leichter Genuß war das Element, in dem er lebte und das ihn an einem ernsteren Streben hinderte. Er wußte mich zu unterhalten und, so sehr er mich oft verstimmte, doch wieder zu fesseln. Ich war damals in einem Zustande, in welchem die Außenwelt wirklich

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:15:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:15:33Z)

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Zitationshilfe: Roquette, Otto: Die Schlangenkönigin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 221–335. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roquette_schlangenkoenigin_1910/14>, abgerufen am 25.11.2024.