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Rollenhagen, Gabriel: Vier Bücher Wunderbarlicher biß daher vnerhörter/ vnd vngleublicher Jndianischer reysen. Magdeburg, 1603.

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Kohlstock/ als an den pfahl. Vnd ist solcher glaube der Al-
ten bey vnsern Kohlkraut falsch. Das vieleicht mit vielen Kreu-
tern/ so zur ertzney gerühmet werden/ auch so ist.

IIII. Es schreibt auch Homerus in seiner Batrachomyo-
machia/
das die frösche Kohl/ Lactuc, Müntz/ vnd andere
Kreuter fressen. Jnsönderheit schreibt man von der Kröt/
wenn sie mit Spinnen ober anderm Gifft geschwechet sey/ so esse
sie Salben oder Wegerich bleter zur sterckung. Was nun die
Frösch in Griechenlande thun/ wissen wir nicht.

Vnser Teutsche/ Grüne/ Bunte/ Schwartze Fale vnd
Gehle Frösch/ auch die gifftigen/ Erdfarbige/ auch schwartz[e]
bundbeuchige Kröten haben keine Zeen im Maule/ auch nicht
die scharffe Zungen vnd Leffzen wie die Forellen vnd ander
Fisch.

Darumb können sie kein Kraut beissen oder kewen/ haben
es auch im ingeweide nicht. Lecken nur den Thaw vnnd feist
Erdreich/ fischen Mücken/ vnd allerley Würmlein/ die sie
gantz einschlingen.

Es ist auch bey vielen gar gewiß. Das die Kröten einen
sonderlichen Reichstag halten/ vnd wehlen einen zum Könige.
Da setzen sie sich rings herumb/ blasen die mit so starckem gifft
an/ das ihr ein Stein auff dem Heupt wechst. Andere sagen
die Kröten tragen den Stein zu gewisser zeit im Kopffe. Es
haben aber vnsere Kröten/ Bufones vnd Rubetae grosse vnnd
kleine/ keinen Stein/ weder in den Hundstagen/ noch sonst auff
oder im Kopff/ es ist auch der raum nicht da. Die Steine aber
die man in den ringen/ für Kröten Stein verkaufft vnd tregt.
Sind schlechte rund geschlieffene Fewerstein/ die man im A-
cker findet/ vnd auff die Büchsenhanen einschreubt. Einem je-
den aber gefelt sein Glaube.

Das

Kohlſtock/ als an den pfahl. Vnd iſt ſolcher glaube der Al-
ten bey vnſern Kohlkraut falſch. Das vieleicht mit vielen Kreu-
tern/ ſo zur ertzney geruͤhmet werden/ auch ſo iſt.

IIII. Es ſchreibt auch Homerus in ſeiner Batrachomyo-
machia/
das die froͤſche Kohl/ Lactuc, Muͤntz/ vnd andere
Kreuter freſſen. Jnſoͤnderheit ſchreibt man von der Kroͤt/
weñ ſie mit Spinnen ober anderm Gifft geſchwechet ſey/ ſo eſſe
ſie Salben oder Wegerich bleter zur ſterckung. Was nun die
Froͤſch in Griechenlande thun/ wiſſen wir nicht.

Vnſer Teutſche/ Gruͤne/ Bunte/ Schwartze Fale vnd
Gehle Froͤſch/ auch die gifftigen/ Erdfarbige/ auch ſchwartz[e]
bundbeuchige Kroͤten haben keine Zeen im Maule/ auch nicht
die ſcharffe Zungen vnd Leffzen wie die Forellen vnd ander
Fiſch.

Darumb koͤnnen ſie kein Kraut beiſſen oder kewen/ haben
es auch im ingeweide nicht. Lecken nur den Thaw vnnd feiſt
Erdreich/ fiſchen Muͤcken/ vnd allerley Wuͤrmlein/ die ſie
gantz einſchlingen.

Es iſt auch bey vielen gar gewiß. Das die Kroͤten einen
ſonderlichen Reichstag halten/ vnd wehlen einen zum Koͤnige.
Da ſetzen ſie ſich rings herumb/ blaſen die mit ſo ſtarckem gifft
an/ das ihr ein Stein auff dem Heupt wechſt. Andere ſagen
die Kroͤten tragen den Stein zu gewiſſer zeit im Kopffe. Es
haben aber vnſere Kroͤten/ Bufones vnd Rubetæ groſſe vnnd
kleine/ keinen Stein/ weder in den Hundstagen/ noch ſonſt auff
oder im Kopff/ es iſt auch der raum nicht da. Die Steine aber
die man in den ringen/ fuͤr Kroͤten Stein verkaufft vnd tregt.
Sind ſchlechte rund geſchlieffene Fewerſtein/ die man im A-
cker findet/ vnd auff die Buͤchſenhanen einſchreubt. Einem je-
den aber gefelt ſein Glaube.

Das
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[254/0264] Kohlſtock/ als an den pfahl. Vnd iſt ſolcher glaube der Al- ten bey vnſern Kohlkraut falſch. Das vieleicht mit vielen Kreu- tern/ ſo zur ertzney geruͤhmet werden/ auch ſo iſt. IIII. Es ſchreibt auch Homerus in ſeiner Batrachomyo- machia/ das die froͤſche Kohl/ Lactuc, Muͤntz/ vnd andere Kreuter freſſen. Jnſoͤnderheit ſchreibt man von der Kroͤt/ weñ ſie mit Spinnen ober anderm Gifft geſchwechet ſey/ ſo eſſe ſie Salben oder Wegerich bleter zur ſterckung. Was nun die Froͤſch in Griechenlande thun/ wiſſen wir nicht. Vnſer Teutſche/ Gruͤne/ Bunte/ Schwartze Fale vnd Gehle Froͤſch/ auch die gifftigen/ Erdfarbige/ auch ſchwartze bundbeuchige Kroͤten haben keine Zeen im Maule/ auch nicht die ſcharffe Zungen vnd Leffzen wie die Forellen vnd ander Fiſch. Darumb koͤnnen ſie kein Kraut beiſſen oder kewen/ haben es auch im ingeweide nicht. Lecken nur den Thaw vnnd feiſt Erdreich/ fiſchen Muͤcken/ vnd allerley Wuͤrmlein/ die ſie gantz einſchlingen. Es iſt auch bey vielen gar gewiß. Das die Kroͤten einen ſonderlichen Reichstag halten/ vnd wehlen einen zum Koͤnige. Da ſetzen ſie ſich rings herumb/ blaſen die mit ſo ſtarckem gifft an/ das ihr ein Stein auff dem Heupt wechſt. Andere ſagen die Kroͤten tragen den Stein zu gewiſſer zeit im Kopffe. Es haben aber vnſere Kroͤten/ Bufones vnd Rubetæ groſſe vnnd kleine/ keinen Stein/ weder in den Hundstagen/ noch ſonſt auff oder im Kopff/ es iſt auch der raum nicht da. Die Steine aber die man in den ringen/ fuͤr Kroͤten Stein verkaufft vnd tregt. Sind ſchlechte rund geſchlieffene Fewerſtein/ die man im A- cker findet/ vnd auff die Buͤchſenhanen einſchreubt. Einem je- den aber gefelt ſein Glaube. Das

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Zitationshilfe: Rollenhagen, Gabriel: Vier Bücher Wunderbarlicher biß daher vnerhörter/ vnd vngleublicher Jndianischer reysen. Magdeburg, 1603, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rollenhagen_reysen_1603/264>, abgerufen am 10.05.2024.