Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rollenhagen, Gabriel: Vier Bücher Wunderbarlicher biß daher vnerhörter/ vnd vngleublicher Jndianischer reysen. Magdeburg, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite

Patricii, vnd ver warete 40. jahr der Brüder Kirch-
hoff. Eines tages da ich mir erwehlet eine stete mei-
nes Grabes/ da erschien mir ein alter Mann/ vnd
sprach: Lieber Bruder/ ich wil da kein Grab ma-
chen/ denn da ist eines andern Grab. Da fragte
ich: Vater/ Wer bistu? Da sprach er: Kennestu
mich nicht? Bin ich nicht dein Vater? Da sagte
ich zu ihm: Patricius ist mein Vater. Er sprach:
Das bin ich/ gestern fuhr ich von dieser Welt/ hie
ist meines Grabes steth/ vnd dabey soltu meines
Bruders Grab machen/ vnd sage es niemand/ das
ich es dir habe gesaget. Gehe Morgen an das V-
fer des Meers/ da findestu ein Schiff/ das sol dich
bringen an den orth/ da du deines letzten tages er-
warten solt. Des Morgendes fand ich das
Schiff/ damit fuhr ich drey Tage vnd Nacht/ wo
mich der Wind hin wehete. Des 4. tages sahe ich
diese klippen/ da gieng ich auff/ vnd stieß mit met-
nen Füssen das Schiff wider in daß Meer/ vnd
das fuhr als bald hinweg. Zur Nonen zeit bracht
mir ein Drach in seinem Mund einen Fisch aus
dem Meer/ vnd einen Eisern Spaten/ vnd bracht
ein bündlein Holtz in seinen fordersten Füssen/
vnd gieng auff den hindersten Füssen/ vnd der
Drach gieng wieder in seine wohnung/ vnd brach-
te Fewr vnd bereitete mir meine Sprise: Al-
so hat mir das Thier allzeit vber den dritten tag

dreissig
C c ij

Patricii, vnd ver warete 40. jahr der Bruͤder Kirch-
hoff. Eines tages da ich mir erwehlet eine ſtete mei-
nes Grabes/ da erſchien mir ein alter Mann/ vnd
ſprach: Lieber Bruder/ ich wil da kein Grab ma-
chen/ denn da iſt eines andern Grab. Da fragte
ich: Vater/ Wer biſtu? Da ſprach er: Kenneſtu
mich nicht? Bin ich nicht dein Vater? Da ſagte
ich zu ihm: Patricius iſt mein Vater. Er ſprach:
Das bin ich/ geſtern fuhr ich von dieſer Welt/ hie
iſt meines Grabes ſteth/ vnd dabey ſoltu meines
Bruders Grab machen/ vnd ſage es niemand/ das
ich es dir habe geſaget. Gehe Morgen an das V-
fer des Meers/ da findeſtu ein Schiff/ das ſol dich
bringen an den orth/ da du deines letzten tages er-
warten ſolt. Des Morgendes fand ich das
Schiff/ damit fuhr ich drey Tage vnd Nacht/ wo
mich der Wind hin wehete. Des 4. tages ſahe ich
dieſe klippen/ da gieng ich auff/ vnd ſtieß mit met-
nen Fuͤſſen das Schiff wider in daß Meer/ vnd
das fuhr als bald hinweg. Zur Nonen zeit bracht
mir ein Drach in ſeinem Mund einen Fiſch aus
dem Meer/ vnd einen Eiſern Spaten/ vnd bracht
ein buͤndlein Holtz in ſeinen forderſten Fuͤſſen/
vnd gieng auff den hinderſten Fuͤſſen/ vnd der
Drach gieng wieder in ſeine wohnung/ vnd brach-
te Fewr vnd bereitete mir meine Spriſe: Al-
ſo hat mir das Thier allzeit vber den dritten tag

dreiſsig
C c ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0205" n="195"/><hi rendition="#aq">Patricii,</hi> vnd ver warete 40. jahr der Bru&#x0364;der Kirch-<lb/>
hoff. Eines tages da ich mir erwehlet eine &#x017F;tete mei-<lb/>
nes Grabes/ da er&#x017F;chien mir ein alter Mann/ vnd<lb/>
&#x017F;prach: Lieber Bruder/ ich wil da kein Grab ma-<lb/>
chen/ denn da i&#x017F;t eines andern Grab. Da fragte<lb/>
ich: Vater/ Wer bi&#x017F;tu? Da &#x017F;prach er: Kenne&#x017F;tu<lb/>
mich nicht? Bin ich nicht dein Vater? Da &#x017F;agte<lb/>
ich zu ihm: <hi rendition="#aq">Patricius</hi> i&#x017F;t mein Vater. Er &#x017F;prach:<lb/>
Das bin ich/ ge&#x017F;tern fuhr ich von die&#x017F;er Welt/ hie<lb/>
i&#x017F;t meines Grabes &#x017F;teth/ vnd dabey &#x017F;oltu meines<lb/>
Bruders Grab machen/ vnd &#x017F;age es niemand/ das<lb/>
ich es dir habe ge&#x017F;aget. Gehe Morgen an das V-<lb/>
fer des Meers/ da finde&#x017F;tu ein Schiff/ das &#x017F;ol dich<lb/>
bringen an den orth/ da du deines letzten tages er-<lb/>
warten &#x017F;olt. Des Morgendes fand ich das<lb/>
Schiff/ damit fuhr ich drey Tage vnd Nacht/ wo<lb/>
mich der Wind hin wehete. Des 4. tages &#x017F;ahe ich<lb/>
die&#x017F;e klippen/ da gieng ich auff/ vnd &#x017F;tieß mit met-<lb/>
nen Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en das Schiff wider in daß Meer/ vnd<lb/>
das fuhr als bald hinweg. Zur Nonen zeit bracht<lb/>
mir ein Drach in &#x017F;einem Mund einen Fi&#x017F;ch aus<lb/>
dem Meer/ vnd einen Ei&#x017F;ern Spaten/ vnd bracht<lb/>
ein bu&#x0364;ndlein Holtz in &#x017F;einen forder&#x017F;ten Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
vnd gieng auff den hinder&#x017F;ten Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ vnd der<lb/>
Drach gieng wieder in &#x017F;eine wohnung/ vnd brach-<lb/>
te Fewr vnd bereitete mir meine Spri&#x017F;e: Al-<lb/>
&#x017F;o hat mir das Thier allzeit vber den dritten tag<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C c ij</fw><fw place="bottom" type="catch">drei&#x017F;sig</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[195/0205] Patricii, vnd ver warete 40. jahr der Bruͤder Kirch- hoff. Eines tages da ich mir erwehlet eine ſtete mei- nes Grabes/ da erſchien mir ein alter Mann/ vnd ſprach: Lieber Bruder/ ich wil da kein Grab ma- chen/ denn da iſt eines andern Grab. Da fragte ich: Vater/ Wer biſtu? Da ſprach er: Kenneſtu mich nicht? Bin ich nicht dein Vater? Da ſagte ich zu ihm: Patricius iſt mein Vater. Er ſprach: Das bin ich/ geſtern fuhr ich von dieſer Welt/ hie iſt meines Grabes ſteth/ vnd dabey ſoltu meines Bruders Grab machen/ vnd ſage es niemand/ das ich es dir habe geſaget. Gehe Morgen an das V- fer des Meers/ da findeſtu ein Schiff/ das ſol dich bringen an den orth/ da du deines letzten tages er- warten ſolt. Des Morgendes fand ich das Schiff/ damit fuhr ich drey Tage vnd Nacht/ wo mich der Wind hin wehete. Des 4. tages ſahe ich dieſe klippen/ da gieng ich auff/ vnd ſtieß mit met- nen Fuͤſſen das Schiff wider in daß Meer/ vnd das fuhr als bald hinweg. Zur Nonen zeit bracht mir ein Drach in ſeinem Mund einen Fiſch aus dem Meer/ vnd einen Eiſern Spaten/ vnd bracht ein buͤndlein Holtz in ſeinen forderſten Fuͤſſen/ vnd gieng auff den hinderſten Fuͤſſen/ vnd der Drach gieng wieder in ſeine wohnung/ vnd brach- te Fewr vnd bereitete mir meine Spriſe: Al- ſo hat mir das Thier allzeit vber den dritten tag dreiſsig C c ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rollenhagen_reysen_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rollenhagen_reysen_1603/205
Zitationshilfe: Rollenhagen, Gabriel: Vier Bücher Wunderbarlicher biß daher vnerhörter/ vnd vngleublicher Jndianischer reysen. Magdeburg, 1603, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rollenhagen_reysen_1603/205>, abgerufen am 28.04.2024.