Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



Leute zu greiffen, sich solcher heiligen deposito-
rum
bemächtigen, die Vögel gewaltsamer
Weise ausnehmen, und denen Eigenthümern
das leere Nachsehen lassen würde. Allein die-
ses ist von einem Christlichen und vernünfftigen
Landes-Vater, wie wir bereits in vorhergehen-
den gesagt, nicht leicht zu vermuthen, denn wenn
er dergleichen unternehmen wolte, würde er sich
und seinem künfftigen Interesse selbsten den grö-
sten Schaden zu fügen, weil als denn die Unter-
thanen, wenn ihnen ihre baaren Mittel genom-
men, keine Handlung oder Gewerbe mehr mit
Nachdruck würden treiben, ihren Credit bey
Ausländern nicht conserviren, auch ihm dem
Landes-Herrn selbst die benöthigten Steuern
und Gaben entrichten können.

§. 19. Die andere Hinderniß, warum biß-
anhero so wenig publique banquen angelegt
worden, ist die an vielen Orten herrschende
Sorgloßigkeit vor das Aufnehmen der Com-
merciorum, worunter denn sonderlich das An-
legen solcher publiquen banquen ein princi-
pales
Stück mit ist, und steht nicht zu läugnen,
daß gleichwie viel sorgfältige Magistraten, und
hohe Ministri gefunden werden, welche vor das
etablissement der Commercien alle Sorge
tragen; Also finden sich hingegen noch weit
mehr andere, welche wenig oder niemahls sol-

che



Leute zu greiffen, ſich ſolcher heiligen depoſito-
rum
bemaͤchtigen, die Voͤgel gewaltſamer
Weiſe ausnehmen, und denen Eigenthuͤmern
das leere Nachſehen laſſen wuͤrde. Allein die-
ſes iſt von einem Chriſtlichen und vernuͤnfftigen
Landes-Vater, wie wir bereits in vorhergehen-
den geſagt, nicht leicht zu vermuthen, denn wenn
er dergleichen unternehmen wolte, wuͤrde er ſich
und ſeinem kuͤnfftigen Intereſſe ſelbſten den groͤ-
ſten Schaden zu fuͤgen, weil als denn die Unter-
thanen, wenn ihnen ihre baaren Mittel genom-
men, keine Handlung oder Gewerbe mehr mit
Nachdruck wuͤrden treiben, ihren Credit bey
Auslaͤndern nicht conſerviren, auch ihm dem
Landes-Herrn ſelbſt die benoͤthigten Steuern
und Gaben entrichten koͤnnen.

§. 19. Die andere Hinderniß, warum biß-
anhero ſo wenig publique banquen angelegt
worden, iſt die an vielen Orten herrſchende
Sorgloßigkeit vor das Aufnehmen der Com-
merciorum, worunter denn ſonderlich das An-
legen ſolcher publiquen banquen ein princi-
pales
Stuͤck mit iſt, und ſteht nicht zu laͤugnen,
daß gleichwie viel ſorgfaͤltige Magiſtraten, und
hohe Miniſtri gefunden werden, welche vor das
etabliſſement der Commercien alle Sorge
tragen; Alſo finden ſich hingegen noch weit
mehr andere, welche wenig oder niemahls ſol-

che
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0995" n="975"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> Leute zu greiffen, &#x017F;ich &#x017F;olcher heiligen <hi rendition="#aq">depo&#x017F;ito-<lb/>
rum</hi> bema&#x0364;chtigen, die Vo&#x0364;gel gewalt&#x017F;amer<lb/>
Wei&#x017F;e ausnehmen, und denen Eigenthu&#x0364;mern<lb/>
das leere Nach&#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en wu&#x0364;rde. Allein die-<lb/>
&#x017F;es i&#x017F;t von einem Chri&#x017F;tlichen und vernu&#x0364;nfftigen<lb/>
Landes-Vater, wie wir bereits in vorhergehen-<lb/>
den ge&#x017F;agt, nicht leicht zu vermuthen, denn wenn<lb/>
er dergleichen unternehmen wolte, wu&#x0364;rde er &#x017F;ich<lb/>
und &#x017F;einem ku&#x0364;nfftigen <hi rendition="#aq">Intere&#x017F;&#x017F;e</hi> &#x017F;elb&#x017F;ten den gro&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ten Schaden zu fu&#x0364;gen, weil als denn die Unter-<lb/>
thanen, wenn ihnen ihre baaren Mittel genom-<lb/>
men, keine Handlung oder Gewerbe mehr mit<lb/>
Nachdruck wu&#x0364;rden treiben, ihren Credit bey<lb/>
Ausla&#x0364;ndern nicht <hi rendition="#aq">con&#x017F;ervir</hi>en, auch ihm dem<lb/>
Landes-Herrn &#x017F;elb&#x017F;t die beno&#x0364;thigten Steuern<lb/>
und Gaben entrichten ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
        <p>§. 19. Die andere Hinderniß, warum biß-<lb/>
anhero &#x017F;o wenig <hi rendition="#aq">publique banquen</hi> angelegt<lb/>
worden, i&#x017F;t die an vielen Orten herr&#x017F;chende<lb/>
Sorgloßigkeit vor das Aufnehmen der Com-<lb/>
merciorum, worunter denn &#x017F;onderlich das An-<lb/>
legen &#x017F;olcher <hi rendition="#aq">publiquen banquen</hi> ein <hi rendition="#aq">princi-<lb/>
pales</hi> Stu&#x0364;ck mit i&#x017F;t, und &#x017F;teht nicht zu la&#x0364;ugnen,<lb/>
daß gleichwie viel &#x017F;orgfa&#x0364;ltige <hi rendition="#aq">Magi&#x017F;trat</hi>en, und<lb/>
hohe <hi rendition="#aq">Mini&#x017F;tri</hi> gefunden werden, welche vor das<lb/><hi rendition="#aq">etabli&#x017F;&#x017F;ement</hi> der Commercien alle Sorge<lb/>
tragen; Al&#x017F;o finden &#x017F;ich hingegen noch weit<lb/>
mehr andere, welche wenig oder niemahls &#x017F;ol-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">che</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[975/0995] Leute zu greiffen, ſich ſolcher heiligen depoſito- rum bemaͤchtigen, die Voͤgel gewaltſamer Weiſe ausnehmen, und denen Eigenthuͤmern das leere Nachſehen laſſen wuͤrde. Allein die- ſes iſt von einem Chriſtlichen und vernuͤnfftigen Landes-Vater, wie wir bereits in vorhergehen- den geſagt, nicht leicht zu vermuthen, denn wenn er dergleichen unternehmen wolte, wuͤrde er ſich und ſeinem kuͤnfftigen Intereſſe ſelbſten den groͤ- ſten Schaden zu fuͤgen, weil als denn die Unter- thanen, wenn ihnen ihre baaren Mittel genom- men, keine Handlung oder Gewerbe mehr mit Nachdruck wuͤrden treiben, ihren Credit bey Auslaͤndern nicht conſerviren, auch ihm dem Landes-Herrn ſelbſt die benoͤthigten Steuern und Gaben entrichten koͤnnen. §. 19. Die andere Hinderniß, warum biß- anhero ſo wenig publique banquen angelegt worden, iſt die an vielen Orten herrſchende Sorgloßigkeit vor das Aufnehmen der Com- merciorum, worunter denn ſonderlich das An- legen ſolcher publiquen banquen ein princi- pales Stuͤck mit iſt, und ſteht nicht zu laͤugnen, daß gleichwie viel ſorgfaͤltige Magiſtraten, und hohe Miniſtri gefunden werden, welche vor das etabliſſement der Commercien alle Sorge tragen; Alſo finden ſich hingegen noch weit mehr andere, welche wenig oder niemahls ſol- che

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/995
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 975. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/995>, abgerufen am 29.06.2024.