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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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Handlungen entweder ausdrückl. oder heimli-
cher Weise vor genehm halten. Alsdenn über-
kommen sie durch die von dem Volck darzukom-
mende approbation ihre Gültigkeit. Wenn
aber dieser Contracts-Weise etwas verspricht,
ehe ihm der Seepter entwendet wird, so be-
hält dasselbige wenn der Contract nicht der Re-
public
höchst-praejudicirlich ist, billig seine fir-
mite,
indem der Souverain durch sein eignes
ihm zustehendes Recht contrahiret hat.

§. 9. Da bißweilen von einigen Fürsten
opponirt wird, daß einige allgemeine und öf-
fentliche Contracte und Vergleiche aus Zwan-
ge geschlossen, und sie mit Gewalt darzu ge-
zwungen worden, so fragt sichs, ob eine solche
aus Furcht und gezwungener Weise geschlosse-
ne convention gültig sey? Jch halte davor,
daß die Furcht und des andern Gewalt nicht
schlechterdinges eben die Einwilligung auffhe-
be, sondern den Consens noch vielmehr bevesti-
ge. Je mehr der Feind einen verfolget, desto
mehr wächst die Begierde, eine solche conven-
tion
aufzurichten. Es ist ja bey einem solchen
Vergleich eine vollkommene Uberlegung, in-
dem der andere lieber mit dem Feind pacisci-
ren oder Friede machen, denn ein grösser Ubel
ausstehen will. Wenn dieses principium ad-
mitti
ret werden solte, so würden viel Frie-

dens-



Handlungen entweder ausdruͤckl. oder heimli-
cher Weiſe vor genehm halten. Alsdenn uͤber-
kommen ſie durch die von dem Volck darzukom-
mende approbation ihre Guͤltigkeit. Wenn
aber dieſer Contracts-Weiſe etwas verſpricht,
ehe ihm der Seepter entwendet wird, ſo be-
haͤlt daſſelbige wenn der Contract nicht der Re-
public
hoͤchſt-præjudicirlich iſt, billig ſeine fir-
mité,
indem der Souverain durch ſein eignes
ihm zuſtehendes Recht contrahiret hat.

§. 9. Da bißweilen von einigen Fuͤrſten
opponirt wird, daß einige allgemeine und oͤf-
fentliche Contracte und Vergleiche aus Zwan-
ge geſchloſſen, und ſie mit Gewalt darzu ge-
zwungen worden, ſo fragt ſichs, ob eine ſolche
aus Furcht und gezwungener Weiſe geſchloſſe-
ne convention guͤltig ſey? Jch halte davor,
daß die Furcht und des andern Gewalt nicht
ſchlechterdinges eben die Einwilligung auffhe-
be, ſondern den Conſens noch vielmehr beveſti-
ge. Je mehr der Feind einen verfolget, deſto
mehr waͤchſt die Begierde, eine ſolche conven-
tion
aufzurichten. Es iſt ja bey einem ſolchen
Vergleich eine vollkommene Uberlegung, in-
dem der andere lieber mit dem Feind paciſci-
ren oder Friede machen, denn ein groͤſſer Ubel
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mitti
ret werden ſolte, ſo wuͤrden viel Frie-

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[74/0094] Handlungen entweder ausdruͤckl. oder heimli- cher Weiſe vor genehm halten. Alsdenn uͤber- kommen ſie durch die von dem Volck darzukom- mende approbation ihre Guͤltigkeit. Wenn aber dieſer Contracts-Weiſe etwas verſpricht, ehe ihm der Seepter entwendet wird, ſo be- haͤlt daſſelbige wenn der Contract nicht der Re- public hoͤchſt-præjudicirlich iſt, billig ſeine fir- mité, indem der Souverain durch ſein eignes ihm zuſtehendes Recht contrahiret hat. §. 9. Da bißweilen von einigen Fuͤrſten opponirt wird, daß einige allgemeine und oͤf- fentliche Contracte und Vergleiche aus Zwan- ge geſchloſſen, und ſie mit Gewalt darzu ge- zwungen worden, ſo fragt ſichs, ob eine ſolche aus Furcht und gezwungener Weiſe geſchloſſe- ne convention guͤltig ſey? Jch halte davor, daß die Furcht und des andern Gewalt nicht ſchlechterdinges eben die Einwilligung auffhe- be, ſondern den Conſens noch vielmehr beveſti- ge. Je mehr der Feind einen verfolget, deſto mehr waͤchſt die Begierde, eine ſolche conven- tion aufzurichten. Es iſt ja bey einem ſolchen Vergleich eine vollkommene Uberlegung, in- dem der andere lieber mit dem Feind paciſci- ren oder Friede machen, denn ein groͤſſer Ubel ausſtehen will. Wenn dieſes principium ad- mittiret werden ſolte, ſo wuͤrden viel Frie- dens-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/94>, abgerufen am 25.11.2024.